VII
Vorwort.
Der vorliegende dritte Band der «Veröffentlichungen aus der Heidelberger Papyrus -
Sammlung» führt in den Kreis der in ihnen vertretenen Papyrussprachen, des Griechischen1)
und Koptischen2), die jüngste, aber ebenbürtige Schwester, das Arabische, ein und eröffnet
zugleich die Publikation der großartigen, fast ausschließlich arabischen Sondersammlung der
Papyri Schott-Reinhardt, über deren Entstehung und Inhalt im Texte ausführlich be-
richtet ist.
Noch nicht zwei Jahre sind verflossen, seit ich mich zuerst diesem Schatze gegenüber
sah, dessen vollständige Erschließung eine Aufgabe von Jahrzehnten sein wird. Wenn ich
schon nach so kurzer Zeit der Einarbeitung in das schwierige Gebiet der arabischen Papyrus-
kunde eine kleine Edition nebst ausführlicher Erklärung vorzulegen wage, so geschieht es
nach dem Grundsatz: Bis dat qui cito dat. Vielleicht hätten manche eine Kollektivpubli-
kation lieber gesehen, aber das hätte die allgemeine Zugänglichkeit in kaum absehbare Zeit
hinausgerückt, und ich hatte das starke Gefühl der Verantwortung, solche einzigartigen
Urkunden, wie die hier vorgelegten, nicht lange der allgemeinen Diskussion entziehen zu
dürfen. Ich hoffe aufrichtig, daß die Publikation auch andere dazu veranlassen wird, dem
großen Problem der islamischen Wirtschaftsgeschichte etwas mehr Interesse zu widmen.
Deshalb habe ich auch den ausführlichen Kommentar hinzugefügt, damit andere gleich da
weiter bauen können, wo meine Kräfte versagten und nicht erst, so wie ich, damit beginnen
müssen, sich mühsam aus dem Urwald der arabischen Texte die ersten Bauhölzer zusam-
menzutragen.
Waren die paläographischen Schwierigkeiten bei diesen Urkunden, welche alle
dem ersten Jahrhundert des Islam entstammen, ungleich geringere wie bei den Produkten
späterer Epochen, so machte das sachliche Verständnis um so größere Mühe, da die Ur-
kunden uns mitten in die dunkle Zeit stellen, in der die überkommenen Kulturelemente der
ausgehenden Antike von der werdenden islamischen Kultur verarbeitet und zersetzt werden.
Vorbedingung war hier eine gewisse Kenntnis der römisch-byzantinischen Kultur, welche die
Araber in Ägypten vorfanden. Ich habe mir viel Mühe gegeben, als Nichtfachmann diese
Kultur zu überschauen, und mußte mit Bedauern konstatieren, wie wenig hier — wenigstens
für das Gebiet des wirtschaftlichen Lebens — der vorhandene Quellenstoff verarbeitet ist.
Mit Diokletian, meistens schon früher, erlischt das Interesse an der Antike, und die eminente
Bedeutung der byzantinischen Kultur für die Konstanz der ganzen Kulturentwicklung über-
haupt hat noch keinen Gräzisten bewogen, einmal die aus Krumbachers Lebenswerk selbst-
verständliche Konsequenz für die Wirtschaftsgeschichte zu ziehen und ein Wilcken’s ,Ostraka‘
analoges Werk für die byzantinische Zeit zu schaffen. So war ich denn überall, wo Wilcken’s
’) Band I: Die Septuaginta-Papyri und andere
altchristliche Texte der Heidelberger Papyrus - Samm-
lung, herausgegeben von D. theol. Adolf Deisbmann,
ord. Professor an der Universität Heidelberg. (Hei-
delberg, Carl Winter’s Verlag 1905.)
2) Band II: Acta Pauli. Aus der Heidelberger
koptischen Papyrus-Handschrift Nr. 1, herausgegeben
von Carl Schmidt. (Leipzig, J. C. Hinrichs 1904,
kl. Ausgabe 1905.)
Vorwort.
Der vorliegende dritte Band der «Veröffentlichungen aus der Heidelberger Papyrus -
Sammlung» führt in den Kreis der in ihnen vertretenen Papyrussprachen, des Griechischen1)
und Koptischen2), die jüngste, aber ebenbürtige Schwester, das Arabische, ein und eröffnet
zugleich die Publikation der großartigen, fast ausschließlich arabischen Sondersammlung der
Papyri Schott-Reinhardt, über deren Entstehung und Inhalt im Texte ausführlich be-
richtet ist.
Noch nicht zwei Jahre sind verflossen, seit ich mich zuerst diesem Schatze gegenüber
sah, dessen vollständige Erschließung eine Aufgabe von Jahrzehnten sein wird. Wenn ich
schon nach so kurzer Zeit der Einarbeitung in das schwierige Gebiet der arabischen Papyrus-
kunde eine kleine Edition nebst ausführlicher Erklärung vorzulegen wage, so geschieht es
nach dem Grundsatz: Bis dat qui cito dat. Vielleicht hätten manche eine Kollektivpubli-
kation lieber gesehen, aber das hätte die allgemeine Zugänglichkeit in kaum absehbare Zeit
hinausgerückt, und ich hatte das starke Gefühl der Verantwortung, solche einzigartigen
Urkunden, wie die hier vorgelegten, nicht lange der allgemeinen Diskussion entziehen zu
dürfen. Ich hoffe aufrichtig, daß die Publikation auch andere dazu veranlassen wird, dem
großen Problem der islamischen Wirtschaftsgeschichte etwas mehr Interesse zu widmen.
Deshalb habe ich auch den ausführlichen Kommentar hinzugefügt, damit andere gleich da
weiter bauen können, wo meine Kräfte versagten und nicht erst, so wie ich, damit beginnen
müssen, sich mühsam aus dem Urwald der arabischen Texte die ersten Bauhölzer zusam-
menzutragen.
Waren die paläographischen Schwierigkeiten bei diesen Urkunden, welche alle
dem ersten Jahrhundert des Islam entstammen, ungleich geringere wie bei den Produkten
späterer Epochen, so machte das sachliche Verständnis um so größere Mühe, da die Ur-
kunden uns mitten in die dunkle Zeit stellen, in der die überkommenen Kulturelemente der
ausgehenden Antike von der werdenden islamischen Kultur verarbeitet und zersetzt werden.
Vorbedingung war hier eine gewisse Kenntnis der römisch-byzantinischen Kultur, welche die
Araber in Ägypten vorfanden. Ich habe mir viel Mühe gegeben, als Nichtfachmann diese
Kultur zu überschauen, und mußte mit Bedauern konstatieren, wie wenig hier — wenigstens
für das Gebiet des wirtschaftlichen Lebens — der vorhandene Quellenstoff verarbeitet ist.
Mit Diokletian, meistens schon früher, erlischt das Interesse an der Antike, und die eminente
Bedeutung der byzantinischen Kultur für die Konstanz der ganzen Kulturentwicklung über-
haupt hat noch keinen Gräzisten bewogen, einmal die aus Krumbachers Lebenswerk selbst-
verständliche Konsequenz für die Wirtschaftsgeschichte zu ziehen und ein Wilcken’s ,Ostraka‘
analoges Werk für die byzantinische Zeit zu schaffen. So war ich denn überall, wo Wilcken’s
’) Band I: Die Septuaginta-Papyri und andere
altchristliche Texte der Heidelberger Papyrus - Samm-
lung, herausgegeben von D. theol. Adolf Deisbmann,
ord. Professor an der Universität Heidelberg. (Hei-
delberg, Carl Winter’s Verlag 1905.)
2) Band II: Acta Pauli. Aus der Heidelberger
koptischen Papyrus-Handschrift Nr. 1, herausgegeben
von Carl Schmidt. (Leipzig, J. C. Hinrichs 1904,
kl. Ausgabe 1905.)