Sprache, Stil und Geist.
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unter die Linie, die ihm im Nordarabischen fehlt und auch auf der unsren Stücken
sonst verwandten Berl. Arab. Urk. Nr. 1 nicht zu finden ist. Das A hat als isolierter
und Finalbuchstabe große Ähnlichkeit mit dem nordarabischen Typus; sonst zeigt es die
spätere nasfe-Form. Das £ zeigt eine starke auch im Nordarabischen übliche Tendenz, isoliert
oder als Endbuchstabe unter der Zeile nach rechts zurückzulaufen. In Verbindung mit
J C-> Ο ς/ verläuft es gern in einem Zug, was ja später ganz gewöhnlich wird, so daß
z. B. (Jl wie Jl aussieht.
Die diakritischen Punkte sind sämtlich ausgebildet, kommen aber nur beschränkt,
und zwar regellos in Anwendung. Beliebt ist die Setzung von zwei Punkten schräg untereinander.
Die Gruppe der drei Punkte kommt bei als Dreieck, bei als Linie vor. Es geht also
beides nebeneinander her. Das lange Alif wird geschrieben oder ausgelassen, eine Regel ist
nicht zu erkennen, da z. B. sdhib als und erscheint.
Die Schrift ist fast bis zur Karikatur auseinandergezogen, und auf einen engeren Zu-
sammenschluß der zu einem Worte gehörigen Buchstabengruppen ist nicht geachtet. Das
Zeilenende bildet nicht notwendig das Wortende. Selbst einzelne Buchstaben werden an das
Ende oder den Anfang der Zeile gesetzt. Ein graphischer Zug kann allerdings nicht unter-
brochen werden.
An Besonderheiten weise ich auf für (III, 68), wie mir scheint, ein reines
Verschreiben, und nicht etwa eine Involutio1) der beiden Höhenzüge, auch nicht etwa
für ji»
Die griechischen Buchstabenformen sind die im Anfang des 8. Jahrhunderts üblichen.
Über die Auflösung der Siglen steht das Nötige in den Anmerkungen.
4. Sprache, Stil und Geist.
Die hier veröffentlichten Urkunden gliedern sich in einsprachige (arabische) und in
zweisprachige (arabisch-griechische). Die an Vorsteher von Kuren, wie Basilius und Zacharias,
gerichteten sind rein arabisch äbgefaßt, während die sich an Gemeinden innerhalb der feira
wendenden Schriftstücke als Bilinguen erscheinen.
Diese Bilinguität, die Praxis einiger Jahrzehnte der Übergangszeit, verlangt eine
kurze Besprechung. Die erste Nachricht von solchen Bilinguen gaben die Wiener Papyri.
Leider ist im ,Führer’ der Ausdruck «zweisprachig» nicht gleichbedeutend mit biling, wo-
durch man beim Durchblättern eine falsche Vorstellung von der Zahl der wirklichen Wiener
Bilinguen erhält; denn ich verstehe unter zweisprachig nicht etwa eine Mischung von ara-
bischem Text mit griechischen Zahlbuchstaben und Siglen, sondern nur eine zweimalige
Niederschrift der gleichen Urkunde in zwei Sprachen. Deren aber sind bisher überhaupt
sehr wenige bekannt. Die hier vorgelegten Stücke der PSR sind die ersten ganz erhaltenen,
die publiziert werden.2)
*) J. Karabacek, Die Involutio im arabischen
Schriftwesen, Anz. Ak. Wiss. phil.-hist. Kl. XXXIII,
S. 35 ff.
2) Grenfell, Greek Papyri, ser. II, Nr. CV und
CVI; Wessely, Stud. z. Pal. III, Nr. 258 und 259
sind nur wenige arabische Worte erhalten. Auch das
zweisprachige Protokollfragment PERF 79 kann hier
genannt werden. Dazu kommen dann noch Ar.
Pal. Tafel 100 und 101.
4*
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unter die Linie, die ihm im Nordarabischen fehlt und auch auf der unsren Stücken
sonst verwandten Berl. Arab. Urk. Nr. 1 nicht zu finden ist. Das A hat als isolierter
und Finalbuchstabe große Ähnlichkeit mit dem nordarabischen Typus; sonst zeigt es die
spätere nasfe-Form. Das £ zeigt eine starke auch im Nordarabischen übliche Tendenz, isoliert
oder als Endbuchstabe unter der Zeile nach rechts zurückzulaufen. In Verbindung mit
J C-> Ο ς/ verläuft es gern in einem Zug, was ja später ganz gewöhnlich wird, so daß
z. B. (Jl wie Jl aussieht.
Die diakritischen Punkte sind sämtlich ausgebildet, kommen aber nur beschränkt,
und zwar regellos in Anwendung. Beliebt ist die Setzung von zwei Punkten schräg untereinander.
Die Gruppe der drei Punkte kommt bei als Dreieck, bei als Linie vor. Es geht also
beides nebeneinander her. Das lange Alif wird geschrieben oder ausgelassen, eine Regel ist
nicht zu erkennen, da z. B. sdhib als und erscheint.
Die Schrift ist fast bis zur Karikatur auseinandergezogen, und auf einen engeren Zu-
sammenschluß der zu einem Worte gehörigen Buchstabengruppen ist nicht geachtet. Das
Zeilenende bildet nicht notwendig das Wortende. Selbst einzelne Buchstaben werden an das
Ende oder den Anfang der Zeile gesetzt. Ein graphischer Zug kann allerdings nicht unter-
brochen werden.
An Besonderheiten weise ich auf für (III, 68), wie mir scheint, ein reines
Verschreiben, und nicht etwa eine Involutio1) der beiden Höhenzüge, auch nicht etwa
für ji»
Die griechischen Buchstabenformen sind die im Anfang des 8. Jahrhunderts üblichen.
Über die Auflösung der Siglen steht das Nötige in den Anmerkungen.
4. Sprache, Stil und Geist.
Die hier veröffentlichten Urkunden gliedern sich in einsprachige (arabische) und in
zweisprachige (arabisch-griechische). Die an Vorsteher von Kuren, wie Basilius und Zacharias,
gerichteten sind rein arabisch äbgefaßt, während die sich an Gemeinden innerhalb der feira
wendenden Schriftstücke als Bilinguen erscheinen.
Diese Bilinguität, die Praxis einiger Jahrzehnte der Übergangszeit, verlangt eine
kurze Besprechung. Die erste Nachricht von solchen Bilinguen gaben die Wiener Papyri.
Leider ist im ,Führer’ der Ausdruck «zweisprachig» nicht gleichbedeutend mit biling, wo-
durch man beim Durchblättern eine falsche Vorstellung von der Zahl der wirklichen Wiener
Bilinguen erhält; denn ich verstehe unter zweisprachig nicht etwa eine Mischung von ara-
bischem Text mit griechischen Zahlbuchstaben und Siglen, sondern nur eine zweimalige
Niederschrift der gleichen Urkunde in zwei Sprachen. Deren aber sind bisher überhaupt
sehr wenige bekannt. Die hier vorgelegten Stücke der PSR sind die ersten ganz erhaltenen,
die publiziert werden.2)
*) J. Karabacek, Die Involutio im arabischen
Schriftwesen, Anz. Ak. Wiss. phil.-hist. Kl. XXXIII,
S. 35 ff.
2) Grenfell, Greek Papyri, ser. II, Nr. CV und
CVI; Wessely, Stud. z. Pal. III, Nr. 258 und 259
sind nur wenige arabische Worte erhalten. Auch das
zweisprachige Protokollfragment PERF 79 kann hier
genannt werden. Dazu kommen dann noch Ar.
Pal. Tafel 100 und 101.
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