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Becker, Hanna Luise; Altdorfer, Albrecht [Ill.]
Die Handzeichnungen Albrecht Altdorfers — München, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.28867#0019
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mälden. Wichtig wird die Federzeichnung besonders für die reine
Landschaftsgestaltung, die dann auch in den Aquarellen eine be-
sondere Form findet.

Die Zeichmingen von 1506 —1508.

Die beiden frühesten erhaltenen datierten Zeichnungen Alt-
dorfers aus dem Jahre i5o6: eine Hexenszene (Paris) und eine
allegorische Darstellung rzweiMädchenmit Schild und Laute,
eine Fruchtschale tragend (Berlin), sind auf braun grundier-
tes Papier mit der Feder in schwarz und weiß gezeichnet. 1 Beide
Blätter üherraschen durch die Bildmäßigkeit der Gestaltung und
es ist wiclitig festzustellen, wie diese Bildmäßigkeit entsteht. Die
einfache Zeichnung, deren Wesen die Linie ist, wird durch zwei
Elemente bereichert: durch die Farbigkeit des Grundes und durch
das Weiß der Höhung. Der farbige Grund nimmt am Wesen der
Zeichnung einen anderen Anteil als eine neutrale weiße Zeichen-
fläche: das Weiß belebt die schwarze Zeichnung und schafft eine
reichere plastische Form, wohei der Wert und die Ausdruckskraft
einer einzelnen Linie zunächst mehr untergeordnet bleibt. Im Ge-
gensatz zur reinen Federzeichnung entsteht die Zeichnung mit wei-
ßer Höhung in zwei nach- oder nebeneinander liegenden Arbeits-
vorgängen; im allgemeinen wird zunächst die schwarze und dann
die weiße Zeichnung gesetzt. Bei einem scheinbar ganz weißen
Kontur liegt oft eine schwarze Linie darunter, so daß die eigent-
liche Form schwarz angelegt ist. Dieser Vorgang des Nacheinan-
derzeichnens unterscheidet sich grundsätzlich von der einfachen
reinen Federzeichnung, indem die erste Zeichnung sozusagen
„übergangen“, vervollständigt und belebt wird. Dabei ist trotzdem
von Anfang an eine künstlerische Gesamtkonzeption vorhanden,

1 Die im allgemeinen als ,,Iielldunkel“-Techni]: bezeichnete Art der Zeich-
nung ist irreführend und wird hier zunächst vennieden. Denn das We-
sentliche bei dieser Technik war von vornhinein nicht die „Licht“-Wirkimg,
als vielmehr die malerische Ausgestaltung eines zeichnerischen Gedankens
mit Mitteln, die zugleich der Zeichnung und der Malerei eigen sind.

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