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Becker, Hanna Luise; Altdorfer, Albrecht [Ill.]
Die Handzeichnungen Albrecht Altdorfers — München, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.28867#0051
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aus dcr Anbetung der Hirten, München; das Gemach der Lukretia,
Wien [Kopie]; den Stadtplatz der Marcus-Curtius-Darstellupgen,
Dessau und Braunschweig.) Ein Holzschnitt aus der Zeit um i5i8
„Die Heilige Familie am Brunnen“ (B. 5g) gibt eine hestimmter
abgegrenzte räumliche Umgebung in der dreischiffigen gotisch
gewölbten Halle. Als Bilder eines wirklichen Raumes nehmen die
Radierungen der Synagoge von Regensburg (i5ig) eine beson-
dere Stellung ein. Die sachliche Wiedergabe der bestimmten
Architektur, die in der alten Form überliefert werden soll, zwingt
den Künstler zu genauen Angaben über Abgrenzung und Ausstat-
tung des Innenraumes und der Außenansicht. Der erstere ist als
zweischiffige Halle gegeben; vier Joche bestimmen die Ausdeh-
nung nach der Tiefe, das Gewölbe ist durch Tonnen und Stich-
kappen gekennzeichnet; die glatten Wände von Wanddiensten ge-
gliedert. Kleine Fenster in oberer Höhe der Seitenwände und ein
sehr schmales in der hinteren Wand geben eine ziemlich gleich-
mäßige Helligkeit. Nur das letzte Joch verliert sich in unbestimm-
tem Dunkel.

Wenig später als die Radierungen entstand das Gemälde Alt-
dorfers: Die Mariengeburt (München). In einer lavierten Feder-
zeichnung (Berlin) ist ein Entwurf zu dem Kirchenraum des
Gemäldes erhalten. Diese Studie gibt gegenüber den Synagogen-
ansichten keinen tatsächlich vorhandenen Raum, sondern ein von
Altdorfer frei gestaltetes Innere einer gotischen Kirche, die zur
riesigen architektonischen Umgebung für die Darstellung der Wo-
chenstube der heiligen Anna umgebildet wurde. Der Kirchenraum
steht nicht bildparallel in klarer Anschauung wie das Innere der
Synagoge, sondern man sieht schräg vom nur angedeuteten linken
Seitenschiff in ein dreischiffiges Kircheninnere. Der Ausschnitt
zeigt die drei vorderen Joche des hohen Mittelschiffs mit einem
Teil des Lichtgadens, das niedrige dunkle rechte Seitenschiff und
zwei Apsiden eines kleeblattförmigen Chorabschlusses, die zwei-
geschossig gegliedert sind und ein muschelförmiges Gewölbe ha-
ben. Ein Renaissancegitter trennt das Langhaus vom Chor. Die
tektonischen Beziehungen sind im einzelnen wenig klar und folge-
richtig dargestellt, der Choransatz ist verschleiert und das Mittel-

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