Der Stil.
Wesen und Deutung.
In der Gesamtheit der Zeichnungen Altdorfers spiegelt sich der
Weg einer reichen künstlerischen Entwickiung, die von selbstän-
digen und eigenwilligen Anfängen zu einer Befreiung der Form
durch die Linie und zu einer Steigerung ihrer Ausdruckskraft
führt und schließlich zu jener beruhigten Reife gelangt, die die
späten Landschaften bestimmt und die im Hinblick auf die ge-
samte deutsche Zeichenkunst im frühen 16. Jahrhundert am mei-
sten Allgemeingültigkeit hat.
In der Zeichnung auf farbigem Grund, der reinen Federzeich-
nung und dem Aquarell wird ein Zeichenstil ausgebildet, der
ebensoviele Ausdrucksmöglichkeiten in sich trägt, als in den ein-
zelnen Zeichnungsarten gegeben sind. Yon den Anfängen an steht
neben der reinen Federzeichnung diejenige auf farbigem Grund
mit weißer Höhung. Diese Technik kommt der besonderen, auch
für die Zeichnung maßgebenden, künstlerischen Absicht Altdor-
fers, eine bildmäßig geschlossene Form zu geben, sehr entgegen.
Durch die ihr eigenen Mittel der Farbe des Grundes und des
höhenden Weiß wird die Bildhaftigkeit in starkem Maße geför-
dert. Sie geht darin über die einfache Zeichnung hinaus, die als
Wesentliches in der reinen Linie die Abkürzung einer Form für
einen ersten Bildgedanken — Entwurf, Skizze, Studie — gibt. 22 Im
Werk Altdorfers tritt diese mehr vorbereitende Art des Zeichnens
hinter die nur für sich bestehende zurück.
Die bildhafte Ganzheit einer Zeichnung muß hier in einem
besonderen und einmaligen Sinn verstanden werden. Sie beruht
darin, daß eine Darstellung in ihrer Gesamtheit erfaßt und zeich-
« 2 Vgl. S. 5/6.
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Wesen und Deutung.
In der Gesamtheit der Zeichnungen Altdorfers spiegelt sich der
Weg einer reichen künstlerischen Entwickiung, die von selbstän-
digen und eigenwilligen Anfängen zu einer Befreiung der Form
durch die Linie und zu einer Steigerung ihrer Ausdruckskraft
führt und schließlich zu jener beruhigten Reife gelangt, die die
späten Landschaften bestimmt und die im Hinblick auf die ge-
samte deutsche Zeichenkunst im frühen 16. Jahrhundert am mei-
sten Allgemeingültigkeit hat.
In der Zeichnung auf farbigem Grund, der reinen Federzeich-
nung und dem Aquarell wird ein Zeichenstil ausgebildet, der
ebensoviele Ausdrucksmöglichkeiten in sich trägt, als in den ein-
zelnen Zeichnungsarten gegeben sind. Yon den Anfängen an steht
neben der reinen Federzeichnung diejenige auf farbigem Grund
mit weißer Höhung. Diese Technik kommt der besonderen, auch
für die Zeichnung maßgebenden, künstlerischen Absicht Altdor-
fers, eine bildmäßig geschlossene Form zu geben, sehr entgegen.
Durch die ihr eigenen Mittel der Farbe des Grundes und des
höhenden Weiß wird die Bildhaftigkeit in starkem Maße geför-
dert. Sie geht darin über die einfache Zeichnung hinaus, die als
Wesentliches in der reinen Linie die Abkürzung einer Form für
einen ersten Bildgedanken — Entwurf, Skizze, Studie — gibt. 22 Im
Werk Altdorfers tritt diese mehr vorbereitende Art des Zeichnens
hinter die nur für sich bestehende zurück.
Die bildhafte Ganzheit einer Zeichnung muß hier in einem
besonderen und einmaligen Sinn verstanden werden. Sie beruht
darin, daß eine Darstellung in ihrer Gesamtheit erfaßt und zeich-
« 2 Vgl. S. 5/6.
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