heit erfaßt, sondern aus Einzelgliedern von Figuren, Baumgruppe
und Felsen zusammengesetzt. Es fehlt die Unmittelbarkeit der
Erfindung und man ist geneigt, darin eher einen Zug Crana.chs
als Altdorfers zu sehen. Die Gestalten des Jünglings und des Mäd-
chens erinnern ebenfalls stärker an Figuren bei Cranach. In dem
Ausdruck des langen Gesichts des Mannes, das sich. in fast schmerz-
vollem Blick der Geliebten zuwendet, sind der rechteckig ge-
formte Mund und die vorstehenden Backenknochen auffallend.
Der Kopf des Stephanus aus dem Holzschnitt und die kleinen
Engelbuben der Ruhe auf der Flucht sind in Gestalt und Aus-
druck verwandt. Im ganzen erscheint das Mädchen in der modi-
schen Zeittracht Frauen bei Altdorfer ähnlicher, wenngleich diese
in der Frühzeit meist allzu flüchtiggezeichnete, ungeformte Köpfe
haben.
Nach ihrer ganzen Haltung möchte ich die Liebespaar-Zeich-
nung doch näher zu Cranach als zu Altdorfer rücken, wenn auch
der große Unterrschied zur ebenfalls i5o4 datierten Zeichnung
des heiligen Martin (München) dabei nicht übersehen wird.
Eine Zuschreibung an Altdorfer müßte ein sonst unbekanntes
Vorstadium seiner eigentlichen Anfänge fordern. Es besteht auch
die Möglichkeit einer Kopie Altdorfers nach Cranach, die in einer
Zeit entstand, wo dieser noch in Österrreich war und wo beide
Künstler sich begegnet sein könnten. 41 Die wirklichen Beziehun-
41 Die Frage mach ciner direkten persönlichjen Begegnung zwisehen Cranach
und Altdorfer liegt sehr nahe. Diese müßte vor 1504 stattgefunden haben, zu
einer Zeit, als Cranach sich noch in österreich aufhielt und als Altdorfer
noch nicht wieder in Regensburg ansässig war. Einen Anhaltspunkt für
eine frühe Reise Altdorfers nach Österreieh und für eine dabei möglicher-
weise stattgefundene Begegnung könnten die kleinen A.A. signierten Holz-
schnittmedaillons geben, die aus dem Kloster Mondsee bei Salzburg stam-
men. Sie sind vielleicht auf einer Reise gleich dort an Ort und Stelle ent-
standen, wö sie sich bis zu ihrer Überführung nach Wien (Nationalbiblio-
thek, jetzt A'lbertina) in der ursprünglichen Handschrift eingeklebt erhalten
haben. Auf Grund ihrer ungeschickten Zeichnung und der wenig gekonnten
Techmik müssen die Holzschnitte sehr früh angesetzt werden. (C. Dodgson.
Burlimgton Magazine XLV, S. 94 in der Rezension der Altdorfer-Bücher von
Baldaß und Tietze.) Eine von Tietze vorgeschlagene Datierung um 1510,
78
und Felsen zusammengesetzt. Es fehlt die Unmittelbarkeit der
Erfindung und man ist geneigt, darin eher einen Zug Crana.chs
als Altdorfers zu sehen. Die Gestalten des Jünglings und des Mäd-
chens erinnern ebenfalls stärker an Figuren bei Cranach. In dem
Ausdruck des langen Gesichts des Mannes, das sich. in fast schmerz-
vollem Blick der Geliebten zuwendet, sind der rechteckig ge-
formte Mund und die vorstehenden Backenknochen auffallend.
Der Kopf des Stephanus aus dem Holzschnitt und die kleinen
Engelbuben der Ruhe auf der Flucht sind in Gestalt und Aus-
druck verwandt. Im ganzen erscheint das Mädchen in der modi-
schen Zeittracht Frauen bei Altdorfer ähnlicher, wenngleich diese
in der Frühzeit meist allzu flüchtiggezeichnete, ungeformte Köpfe
haben.
Nach ihrer ganzen Haltung möchte ich die Liebespaar-Zeich-
nung doch näher zu Cranach als zu Altdorfer rücken, wenn auch
der große Unterrschied zur ebenfalls i5o4 datierten Zeichnung
des heiligen Martin (München) dabei nicht übersehen wird.
Eine Zuschreibung an Altdorfer müßte ein sonst unbekanntes
Vorstadium seiner eigentlichen Anfänge fordern. Es besteht auch
die Möglichkeit einer Kopie Altdorfers nach Cranach, die in einer
Zeit entstand, wo dieser noch in Österrreich war und wo beide
Künstler sich begegnet sein könnten. 41 Die wirklichen Beziehun-
41 Die Frage mach ciner direkten persönlichjen Begegnung zwisehen Cranach
und Altdorfer liegt sehr nahe. Diese müßte vor 1504 stattgefunden haben, zu
einer Zeit, als Cranach sich noch in österreich aufhielt und als Altdorfer
noch nicht wieder in Regensburg ansässig war. Einen Anhaltspunkt für
eine frühe Reise Altdorfers nach Österreieh und für eine dabei möglicher-
weise stattgefundene Begegnung könnten die kleinen A.A. signierten Holz-
schnittmedaillons geben, die aus dem Kloster Mondsee bei Salzburg stam-
men. Sie sind vielleicht auf einer Reise gleich dort an Ort und Stelle ent-
standen, wö sie sich bis zu ihrer Überführung nach Wien (Nationalbiblio-
thek, jetzt A'lbertina) in der ursprünglichen Handschrift eingeklebt erhalten
haben. Auf Grund ihrer ungeschickten Zeichnung und der wenig gekonnten
Techmik müssen die Holzschnitte sehr früh angesetzt werden. (C. Dodgson.
Burlimgton Magazine XLV, S. 94 in der Rezension der Altdorfer-Bücher von
Baldaß und Tietze.) Eine von Tietze vorgeschlagene Datierung um 1510,
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