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Becker, Hanna Luise; Altdorfer, Albrecht [Ill.]
Die Handzeichnungen Albrecht Altdorfers — München, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.28867#0109
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wiirde. Denn die so ausgesprochenen malerischen Tendenzen der
Dessauer-Pinselzeichnung stehen in einem großen Gegensatz zu
der zeichnerischen Haltung der Erhard Altdorfer zugeschriebenen
Blätter. Eine schöne, fast spielerisch ausgewertete Form, steht
vollkommen ohne irgendwelche räumliche Beziehung auf der
Fläche; die Kopenhagener Fichte und auch der Baum der Dresde-
ner Landschaft sind diesem in ihrer Struktur und in ihrer Wir-
kung nicht zu vergleichen.

Schließlich muß noch eine Landschaftszeichnung in Wien 67
den hier aufgeführten angeschlossen werden, die auf Grund ihrer
Ähnlichkeit zu einer E. A. signierten Radierung, für Erhard Alt-
dorfer in Anspruch genommen wurde. Bei einem genauen Ver-
gleich mit der Radierung ergibt sich allerdings nicht eine unbe-
dingte Übereinstimmung, viel eher könnte man die schlanken
Bäume mit den herunterhängenden Zweigen auf den Holzschnitten
der Bibel-Illustration wiederfinden. Die Zeichnung ist zweifel-
los unter dem Eindruck der Landschaftsradierungen Albrecht Alt-
dorfers entstanden. Im Gegensatz zur E. A. signierten Radierung
ist die Wiener Zeichnung in der räumlichen Anlage großzügiger
bei aller Gebundenheit des Strichs. Eine genaue Festsetzung der
Entstehungszeit dieses Blattes scheint nicht möglich, jedenfalls
muß es nach der Mitte der zwanziger Jahre entstanden sein.

Mit Ausnahme der Frankfurter Johannes-Zeichnung sind die
liier besprochenen Blätter wohl erst im dritten Jahrzehnt des
x6. Jahrhunderts entstanden, also in der Zeit, als Erhard Altdor-
fer nicht mehr unter einem direkten Einfluß seines Bruders und
der für den Donaustil so wichtigen süddeutschen Landschaft
stand. Die Blätter verraten, was er aus dieser Welt an landschaft-
lichen Forrnen mitliinübernahm in seine neue nordische Umge-
bung, und man glaubt den härteren Klang dieser Landschaft auch
in den Zeichnungen zu spüren!

67 s. Kat. Nr. 181.

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