Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — Band 7.1925

DOI article:
Feulner, Adolf: Jean François Oeben
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.69286#0064

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
ADOLF F EULNER

Neuerwerbungen des Louvre, ein bureau de dame aus der Sammlung Masson und ein
bonheur du jour aus der Sammlung Salomon Rothschild, sind wahrscheinlich Werke
seiner Hand. Ferner eine Kommode der Münchner Residenz mit Blumenmarketerie in
Bandwerkumrahmung, die nur durch die schwerfällige Form sich von den anderen
Arbeiten Oebens abhebt. Die Marmorplatte der Kommode ist eingelegt. Sie trägt ein
Monogramm CP, worunter wohl Carl Philipp Theodor zu verstehen ist. Diese Abkür-
zung ist allerdings ungewöhnlich. Zeitlich ist jedoch eine andere Auflösung nicht mög-
lich. Auch die Kommode gehört zur Garnitur, die vorher beschrieben wurde. Es ist
wahrscheinlich, daß durch Karl Theodor die Möbel bestellt wurden und daß sie dann
mit der Pfälzer Erbschaft nach München kamen.
Eines der Kleinodien der Sammlung Jones im South Kensington-Museum in London
(Nr. 48) gehört ebenfalls in diesen Zusammenhang. Es ist ein Damenschreibtisch, der ge-
öffnet als Toilettetisch dient. Die elegante Form mit Rollverschluß erinnert an sich an
das bureau du roi; die Flächen sind aber bewegter, mehr gebaucht. Die Bandwerkum-
rahmung des Rolldeckels, die Anordnung der Blumenmarketerie auf den Deckeln der
Seitenfächer stimmt mit dem Münchner Toilettentisch überein. Aber die Marketerie ist
kleinlicher, handwerklicher in der Zeichnung. Die Bronzen sind vom gleichen Meister,
der die Eckschränke von Foulet in der Wallace-Collection montiert hat. Von einer
bestimmten Zuschreibung möchte ich zunächst absehen, bis einmal der Bestand an un-
signierten Werken dieser Zeit genauer nach stilistischen Merkmalen zusammen-
gestellt ist.
NACHTRAG. Eine Früharbeit von Oeben ist auch in dem Katalog der Kunstsammlung
Ole Olsen in Kopenhagen angeführt (H. Schmitz, Generaldirektor Ole Olsens, Kunst-
samlinger, München 1925, Nr. 1119), eine Kommode, deren Front als Dekor nur
die Bronzeeinfassung aus Bändern mit Rokaillekartuschen, die Griffe und Schlüsselloch-
beschlag trägt. An den Seiten die bekannte Marketerie in Rautenform. Die Gesamtform
ist leicht gebaucht, der untere Ablauf mit der unschönen, spitzen Endung ist ungewöhnlich,
charakterisiert das Suchen der Frühzeit. Die Kommode ist gestempelt J. F. Oeben und
quer darüber: Bousse. Sie darf etwa in die Zeit des Toilettetischchens der ehemaligen
Sammlung Sayn-Wittgenstein gesetzt werden.

32
 
Annotationen