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Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — Band 7.1925

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Weyde, G.: Pressburger Barockfresken$von G. Weyde
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https://doi.org/10.11588/diglit.69286#0237

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G. VVE YDE

Aus der Blütezeit der österreichischen Freskenmalerei, von einem ihrer großen Meister,
von Paul Troger, stammen die Fresken in der kleinen Kirche des Ordens der Elisabethi-
nerinnen. Eine Signatur mit Jahreszahl — »P. Troger Fecit, 1742« — ist ebenfalls vor-
handen. Primas Emericus Eszterhäzy ließ die Kirche und das Kloster durch den Wiener
Baumeister Franz Anton Pilgram neu erbauen. Die Kirche wurde 1743, das Kloster hin-
gegen erst 1745 beendet1.
Die einschiffige Kirche wird durch breite Gurtbogen in drei Teile geteilt. Ober dem
Mitteljoche erhebt sich eine Kuppel, die beiden anderen decken böhmische Kappen. Die
Wölbung des ersten Joches, über der Orgelempore, ist mit Ornamenten in Grisaille ver-
ziert. Die Kuppel und die Scheinkuppel über dem Hochaltar hingegen tragen große
Figuralkompositionen. Die Wände des sonst einfachen und geschlossenen Raumes sind
mit Kunstmarmor, Grisailleornamenten und reicher Vergoldung geschmückt2.
Auf den vier Pendentifs unter der Kuppel sind die vier Kardinaltugenden, weibliche
Gestalten, in Muschelnischen sitzend, angebracht. Auf den Wolken, dem Throne der
»Stärke«, einer lieblichen, jugendlichen Gestalt, die sich auf einen Elefanten stützt,
steht die oben angeführte Signatur. Diese vier prachtvollen Gestalten3, ihre in monumen-
talen Flächen behandelten Gewänder scheinen sich aus den Wolken zu kristallisieren,
haben trotz ihrer feinen Köpfchen und zarten Finger ein so gewaltiges Pathos derGebärde
und eine derart würdevolle Kraft im Ausdruck, daß man ihnen wie selbstverständlich
das Tragen der Kuppel zumutet.
Diese (Abb. 3) wird architektonisch durch einen kräftig profilierten Zahnschnitt abgegrenzt.
Darüber erhebt sich eine gemalte Balustrade, durch Volutenkonsolen in Felder geteilt,
die ein stark vorspringendes Gesimse stützen, so, daß dessen dunkler Schattenstreifen
das helle Himmelsgewölbe von der Scheinarchitektur trennt.
In diesem Himmelsausschnitt erscheint, wie von einer überirdischen Kraft herunterge-
wirbelt, ein Engelkranz, in dessen Mitte Christus die heilige Elisabeth mit einer Strahlen-
glorie krönt4. Vom Haupte Christi dringen die Lichtstrahlen in eine unendliche Tiefe,
in der eine Anzahl kleiner Engelsköpfe sichtbar wird. Dieses mystische Licht durchdringt
die Atmosphäre und die Wolken. Nur ihre der Erde zugewendete Seite lastet dunkel.
1 Vgl. dazu: L. Kemeny, Nyugatmagy.Hirado 1914? dec. 25. »Pilgram AntalFerenc.« — Dr. St. v. Vämossy, Das Kloster-
spital zur heiligen Elisabeth in Poszony. Preßburger Tagblatt, 12. November 1917. — G. Weyde, Kloster und Kirche der
Elisabethinerinnen in Preßburg. Angermayer, 1918. Zu den Fresken vgl.: Eber, Ladislaus, Troger Pal magyarorszagi
müvei. ,,Müv6szet", 1913. — Pigler, A. A györi szent Ignäc templom es menyezetkepei (Budapest, 1923.) S. 43 ff. 2 Drei
prachtvolle Altarbilder, Vision der heiligen Elisabeth am Hochaltar, heilige Familie am recliten, Beweinung Christi am
linken Seitenaltar sind meines Eraclitens ebenfalls Werke P. Trogers. Vergleiche Weyde 1. c. S. 14. Dies auch die An-
sicht Piglers, s. 0. 3 Bei der Figur der Klugheit, die ein brennendes Licht in der Hand hält, stellt in den Wolken: »Fr. u.
Mich. Geyling u. G. Streicher reno. 1835.« Unter der Figur der Gereclitigkeit, mit einer Wage (?) in der Hand, steht:
»Renoviert durcli den k. 11. k. Hof-Kunstmarmorierer & Stuccateur A. Detoma im Jahre 1893.« Die vierte Gestalt ist die
Mäßigkeit mit zwei Füllhörnern, eines mit Blumen, eines mit Juwelen. 4 Bei A.Pigler, s. 0., abgebildet S. 44-

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