DAS OSEBERGSCHIFF
1880 kam dann das 22°8o m lange Gokstadschiff zutage für einen Häuptling, mit
prächtiger Auststattung versehen, Schnitzwerk und 16 Pferden, 6 Hunden und 1 Pfau.
Alles bisher Gefundene aber übertraf die Entdeckung, die Gustavson 1904 in Oseberg
machte und mit der wir uns etwas näher beschäftigen wollen. Es handelt sich um ein
Gebrauchsfahrzeug von 21'44 772 Länge und in der Mitte 5'10 zzz Breite, in Eichenholz
gearbeitet mit 1 7 Spanten und etwa 11.000 ^Wasserverdrängung. Hinter dem Mast
aus Fichte, wovon 5-70 m erhalten sind, befand sich, wie auf anderen Schiffen, eine
Grabkammer. Der Unterschied ist nur der, daß man in ihr zwei weibliche Skelette fand
und das ganze Deck so vollgepfropft war mit dem kostbarsten Hausrat, daß heute ein ganzes
Geschoß des Universitätsmuseums in Kristiania damit gefüllt ist. Es hat ungeheure Mühe
gekostet, um die zerdrückten und halbverfaulten Schätze mit unendlicher Geduld und
Sorgfalt wieder instandzusetzen. Ein Teil wird heute noch in immerwährend fließendem
Wasser aufbewahrt.
Ich gebe Abbildung 3 einen Längsschnitt nach dem ersten Bande jenes großen Werkes, das
die norwegische Regierung unter dem Titel »Osebergfundet, utgit av den norske
stat« durch die Herren Brögger, Falk und Schetelig herausgibt, von dem bis jetzt
drei Bände erschienen sind. Man sieht das Schiff in einen Hügel eingebettet und zunächst
ganz mit Steinen zugedeckt. Der Hügel wurde nachträglich darüber gehäuft. Der Boden
des Schiffes ist fast ganz vernichtet, am stärksten hat leider die Mitte unter Druck und
Gegendruck gelitten, so daß gerade der Hohlraum der Totenkammer hinter dem Mast
ganz aus der Form gebracht, der Firstbalken, der die auf ihn zugeneigten Pfosten trug,
gebrochen ist. Auch waren schon in alter Zeit, wie in Ägypten, Räuber eingedrungen,
hatten eine Wand der Kammer zerstört und die Leiche der Königin beider, wahr-
scheinlich mit Schmuck versehener Hände beraubt.
Abbildung 4 gibt das Schiff und den Hügel in einer Planzeichnung, so daß man das
Verhältnis des Schiffes zur Erdmasse und seine Lagerung darin feststellen kann. Hinten ist
das Steuer erhalten, vorn fand man noch den Ankerstein. In der Mitte die Totenkammer
und der Mast.
Abbildung 5 gibt eine Ansicht der Grabungen in dem Zeitpunkte, in dem man das
Deck des Schiffes vollständig von Erde und Steinen befreit hatte und bevor an die
Freilegung des der vornehmen Toten auf die Reise mitgegebenen Hausrates gegangen
wurde. Man dürfte in der Aufnahme kaum ein Stück erkennen und wird sich danach
eine Vorstellung machen können von der Arbeit, die allein zu leisten war, um wissen-
schaftlich genau festzustellen, was und wie man die Dinge fand. Sie wurden zuerst
Stück für Stück in natürlicher Größe gezeichnet, ja nachgeschnitzt und dann erst einzeln
gesichert und endlich zusammengesetzt. Der nordische Boden ist nicht so günstig für
die Erhaltung wie der trockene Sand Ägyptens. Wenn im Norden alles, was da in Holz
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1880 kam dann das 22°8o m lange Gokstadschiff zutage für einen Häuptling, mit
prächtiger Auststattung versehen, Schnitzwerk und 16 Pferden, 6 Hunden und 1 Pfau.
Alles bisher Gefundene aber übertraf die Entdeckung, die Gustavson 1904 in Oseberg
machte und mit der wir uns etwas näher beschäftigen wollen. Es handelt sich um ein
Gebrauchsfahrzeug von 21'44 772 Länge und in der Mitte 5'10 zzz Breite, in Eichenholz
gearbeitet mit 1 7 Spanten und etwa 11.000 ^Wasserverdrängung. Hinter dem Mast
aus Fichte, wovon 5-70 m erhalten sind, befand sich, wie auf anderen Schiffen, eine
Grabkammer. Der Unterschied ist nur der, daß man in ihr zwei weibliche Skelette fand
und das ganze Deck so vollgepfropft war mit dem kostbarsten Hausrat, daß heute ein ganzes
Geschoß des Universitätsmuseums in Kristiania damit gefüllt ist. Es hat ungeheure Mühe
gekostet, um die zerdrückten und halbverfaulten Schätze mit unendlicher Geduld und
Sorgfalt wieder instandzusetzen. Ein Teil wird heute noch in immerwährend fließendem
Wasser aufbewahrt.
Ich gebe Abbildung 3 einen Längsschnitt nach dem ersten Bande jenes großen Werkes, das
die norwegische Regierung unter dem Titel »Osebergfundet, utgit av den norske
stat« durch die Herren Brögger, Falk und Schetelig herausgibt, von dem bis jetzt
drei Bände erschienen sind. Man sieht das Schiff in einen Hügel eingebettet und zunächst
ganz mit Steinen zugedeckt. Der Hügel wurde nachträglich darüber gehäuft. Der Boden
des Schiffes ist fast ganz vernichtet, am stärksten hat leider die Mitte unter Druck und
Gegendruck gelitten, so daß gerade der Hohlraum der Totenkammer hinter dem Mast
ganz aus der Form gebracht, der Firstbalken, der die auf ihn zugeneigten Pfosten trug,
gebrochen ist. Auch waren schon in alter Zeit, wie in Ägypten, Räuber eingedrungen,
hatten eine Wand der Kammer zerstört und die Leiche der Königin beider, wahr-
scheinlich mit Schmuck versehener Hände beraubt.
Abbildung 4 gibt das Schiff und den Hügel in einer Planzeichnung, so daß man das
Verhältnis des Schiffes zur Erdmasse und seine Lagerung darin feststellen kann. Hinten ist
das Steuer erhalten, vorn fand man noch den Ankerstein. In der Mitte die Totenkammer
und der Mast.
Abbildung 5 gibt eine Ansicht der Grabungen in dem Zeitpunkte, in dem man das
Deck des Schiffes vollständig von Erde und Steinen befreit hatte und bevor an die
Freilegung des der vornehmen Toten auf die Reise mitgegebenen Hausrates gegangen
wurde. Man dürfte in der Aufnahme kaum ein Stück erkennen und wird sich danach
eine Vorstellung machen können von der Arbeit, die allein zu leisten war, um wissen-
schaftlich genau festzustellen, was und wie man die Dinge fand. Sie wurden zuerst
Stück für Stück in natürlicher Größe gezeichnet, ja nachgeschnitzt und dann erst einzeln
gesichert und endlich zusammengesetzt. Der nordische Boden ist nicht so günstig für
die Erhaltung wie der trockene Sand Ägyptens. Wenn im Norden alles, was da in Holz
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