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Berend-Corinth, Charlotte; Corinth, Lovis; Röthel, Hans Konrad [Oth.]
Die Gemaelde von Lovis Corinth: Werkkatalog — Muenchen, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.37808#0015
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VORWORT

Lovis Corinths Wunsch war es gewesen, in einem Oeuvre-Katalog sein Lebenswerk gesammelt zu
sehen. Das wußte ich!
Nachdem ich, seinem Wunsche folgend, nach seinem Tode am 17. Juli 1925 die hinterlassene Selbst-
biographie redigiert und im Jahre 1926 veröffentlicht hatte, ließ mir der Gedanke keine Ruhe
mehr, sofort mit der Arbeit für den Gemäldekatalog zu beginnen. Wenn auch zu Corinths Lebzeiten
das Werk nicht zustande gekommen war — der Katalog sollte entstehen!
Es ist eine sehr mühevolle Arbeit gewesen. Ich betrachte diesen Katalog als ein Denkmal meiner
Liebe und Dankbarkeit für Lovis Corinth.
Der Gemäldekatalog, der das Werkverzeichnis, die Abbildungen von 1007 Gemälden sowie die
mit dem Werke verbundene Literatur umfaßt, kann als fast lückenlos bezeichnet werden. Dennoch
könnten Gemälde auftauchen, die im vorliegenden Katalog nicht aufgeführt sind.
Ich begann mit dieser Arbeit im Jahre 1926. Von den Schwierigkeiten, die mir bevorstanden,
hatte ich mir keine rechte Vorstellung gemacht, obwohl ich so begünstigt gewesen war, fast alle
Gemälde vom Jahre 1902 ab zu kennen. Mehr noch als das: Ich habe sie entstehen sehen. Ich hatte
gesehen, wie Corinth sie malte. Ich sah, wie seine Hand den Pinsel in die auf der Palette hochge-
häuften Farben eintauchte; ich sah sein in Leidenschaft brennendes Antlitz, wenn die Pinselzüge
die Leinwand berührten. Da Corinth mich mehr als achtzigmal gemalt hat, konnte ich nahe mit-
erleben, wie er sein Werk auf baute, wie es sich entwickelte und und wie er es vollendete.
Ich kannte die Gemälde aus den achtziger Jahren als er in Paris studierte, auch vorangegangene,
die er, als Zwanzigjähriger, auf Studienreisen in Königsberg, auf der Kurischen Nehrung und in Ant-
werpen gemalt hatte. Einige Bilder aus seiner Münchner und Appenzeller Zeit, also aus den neun-
ziger Jahren, sind mir im Gedächtnis geblieben. Diese Bilder waren immer um uns, sie hingen an
den Wänden des großen Ateliers in der Klopstockstraße in Berlin. Sie standen auf Staffeleien, sie
lehnten gegen alte Schränke. Ich hatte jahrelang Muße, sie zu studieren. Damals hatten diese Bilder
noch keine Käufer gefunden. Als ich jedoch mit der Katalogarbeit 1926 begann, waren sie fast alle
an Museen oder Privatsammler verkauft.
Sie sind mir aber deutlich gegenwärtig geblieben; ich war völlig vertraut mit seinem ganzen Werk.
Dennoch waren die Schwierigkeiten meiner Arbeit fast unüberwindlich. In den nachfolgenden

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