Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Berend-Corinth, Charlotte; Corinth, Lovis; Röthel, Hans Konrad [Bearb.]
Die Gemaelde von Lovis Corinth: Werkkatalog — Muenchen, 1958

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.37808#0197
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ANHANG, BRIEFE UND ZITATE

Nr. 1 Zu Katalog Nr. 23 und 24
Mitteilung von Frau Charlotte Berend-Corinth
Nach Corinths Tode bekam ich von einer Wirtin aus dem
Prechtal einen Brief. Sie klagte tief erschüttert über den Tod
von Corinth. Ganz frisch lebten in ihrer Erinnerung die
Stunden, wie sie als kleines Mädel von Corinth gemalt
wurde. Sie erzählte zum Beispiel, daß er immer sehr freund-
lich zu ihr war, und auch immer gefragt habe, ob sie nicht
müde sei. Er habe ihr auch nach dem Malen angeboten, zur
Stärkung in dem Wirtshaus ein Schlückchen von seinem
Rotwein zu trinken. Manchmal sei er traurig gewesen, weil
die anderen Leute seine Bilder nie schön gefunden hätten.
Ein anderesmal wäre sie plötzlich unartig geworden und
habe die Blumen, die sie in der Hand halten sollte, hinter
sich in das Wasser geworfen. Darauf wäre Corinth furcht-
bar böse geworden, hätte mit dem Fuß aufgestampft und
schrecklich geschimpft. Sie hätte aber sofort gesehen, daß er
das sehr bereute, denn er wäre gleich wieder sehr freundlich
zu ihr geworden. Ihr selbst tat es auch leid, weil sie gefühlt
hätte, wie herzensgut er wäre. Sie habe sich immer für das
so sehr interessiert, was er malte, und so klein sie gewesen,
so wäre sie doch möglichst immer mitgelaufen um zuzu-
sehen.
Nr, 2 Zu Katalog Nr. 133
Brief von Frau Emmi Sieger an Frau Charlotte Berend-
Corinth, 1928
. . . Mein Bild entstand dadurch, daß mein Mann Corinths
Schüler wurde. Da Corinth ein etwas scheuer Mensch war,
durfte ich mich bei Leibe nicht blicken lassen, wenn er in
die Giselastraße zum Korrigieren kam. — Aber eines Tages
mußte ich meinem Mann Modell sein, und so sah mich der
Meister. Als Corinth meinen Mann korrigierte, fing er an
mich zu malen. Und da er alles um sich vergaß, Zeit,
Raum, alles, wenn er arbeitete, malte und malte er ohne
aufzuhören bis die Skizze fertig war. Aber sprechen durfte
ich nicht dabei, es hätte auch gar keinen Zweck gehabt, er
antwortete doch nur, »Hm, hm!«

Nr. 3 Zu Katalog Nr. 164
H. J. Imiela, Die Bildnisse Lovis Corinths.
Ungedruckte Phil.-Diss., Mainz, 1956, Porträt-Kat.
Nr. 46.
Die Dargestellten sind von links nach rechts: Untere Reihe:
Johannes Hering, Kaufmann; Eduard Siehr, Oberstleut-
nant; Carl Schnürpel, Versicherungsdirektor; Dr. Paul
Heyn, Arzt (stehend mit Weinglas); Richard Rintfleisch,
Generalagent.
Obere Reihe: Dr. Eduard Hauch, Zahnarzt; Conrad Mül-
ler, Versicherungsdirektor; Paul Schellinsky, Versiche-
rungsdirektor; Carl Taetzel, Rentner; Dr. Carl Ladisch,
Chemiker; Otto Hojfmann, Buchhändler; Julius Gramm,
Oberinspektor. (Vgl. Katalog Nr. 163 und 204.)
Nr. 4 Zu Katalog Nr. 182 und 186
Aus einem Brief von Hans Rosenhagen an Frau Char-
lotte Berend-Corinth Berlin, Januar 1931.
Ich habe Lovis Corinth, soviel ich mich erinnere, Anfang
der 90 er Jahre des vergangenen Jahrhunderts durch unse-
ren gemeinsamen Freund Walter Leistikow in Berlin ken-
nen gelernt, und da ich alljährlich mindestens zweimal in
München weilte, wurde diese Bekanntschaft von beiden
Seiten gern fortgesetzt. Da ich nach München gewöhnlich in
Gesellschaft meiner Mutter kam, mit der ich von dort aus in
die ständige Sommerfrische im Posthaus Brenner zu fahren
pflegte, lernte Corinth bei erster Gelegenheit auch »Mutt-
chen Rosenhagen«, wie sie im vertrauten Freundeskreise
genannt wurde, kennen und widmete ihr sogleich eine beson-
dere Zuneigung, die aufrichtig erwidert wurde. Sah meine
Mutter doch - sie stammte aus Westpreußen — in Corinth
so etwas wie einen halben Landsmann, mit dem sie sich
ausgezeichnet unterhalten konnte. Rührend war es, wenn
der große starke Mann die zierliche kleine alte Frau in den
Hofgarten geleitete. Zwischenhinein besuchte uns Corinth,
wenn er einmal in Berlin war, auch in unserer kleinen
Wohnung in der Frobenstraße 19, wo er dann stets mit
starkem Kaffee und Abends mit allerlei heimatlichen Ge-

191
 
Annotationen