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gartacher-Niersteiner)Typus in ein und demselben Grabe zusammen gefunden.
Bestätigen sich diese Beobachtungen auch fernerhin, dann wird man wohl au-
nehmen dürfen, dass die Linearkeramik und der Rössener Typus verschiedenen
Kulturen (und Völkern?) angehörten, dass aber in einem gewissen Entwicklungs-
stadium sich beide Kulturen berührten, und weiter würde sich ergeben, dass
in Südwestdeutschland der Rössener Typus im allgemeinen der Linearkeramik
vorausging. Da die Linearkeramik und der Rössener Typus eine sehr weite
Verbreitung auch ausserhalb Deutschlands hatten und namentlich nach dem
Osten hin stark vertreten sind, erscheint auch für diese Fragen ein enges
Zusammenarbeiten mit der ausserdeutschen, namentlich der österreichischen
Forschung geboten.

Für Deutschland wäre z. B. noch besonders auf das Vorkommen bunt-
bemalter Gefässe der Linearkeramik zu achten, ähnlich der aus Galizien,
Siebenbürgen etc. bekannten Gattung, die in letzter Linie doch wohl auf ähnliche
Erscheinungen des älteren ägäischen. Kulturkreises zurückgeht (vgl. H. Schmidt,
Zeitschr. f. Ethn. 1904 S. 145f., 646 f). Einige solche bemalte Scherben
(und Wand verputzstücke) sind ja schon bei' Grossgartach und Heidelberg zum
Vorschein gekommen. Die Bemalung ist meist sehr schlecht erhalten und
wird bei unvorsichtigem Waschen der Scherben leicht vollends beseitigt. Ferner
handelt es sich darum, die Grenzen der Ausbreitung der verschiedenen Gat-
tungen genauer festzustellen, als es bis jetzt geschehen ist. Die Bandkeramik,
wie Linear- und Rössener Typus in recht unverständlicher Weise oft gemein-
sam bezeichnet werden, erstreckt sich in Westdeutschland nach den bisherigen
Funden in stärkerer Vertretung südlich etwa bis zur Linie Egisheim-Kaiser-
stuhl-Regensburg bezw. Passau, nördlich etwa bis Bonn(Liittich) - Braun-
schweig, im Süden also bis zur Zone des Pfahlbautentypus, im Norden
bis zu derjenigen der Megalith-Keramik. Gerade hier an den Grenzen,
wo die verschiedenen Kulturen sicherlich ineinander übergingen, dürften
sich bei eindringenderen Untersuchungen namentlich chronologische Auf-
schlüsse eröffnen. Auch für die Schnurkeramik und die Zonenbecher,
die wenn auch in verschiedenen Abänderungen von der Nordsee bis
zu den Alpen und weit darüber hinaus reichen, sind neue zeitliche Anhalts-
punkte gewonnen worden (vgl. P. Höfer, Jahresschr. f. d. Vorgesch. d.
sächs.-thüring. Länder III (1904) S. 133f., H. Lehner, Bonner Jahrb.
1903 S. 131 f.), aber zur völligen Klärung der Frage genügen auch sie noch
nicht. Um die Kenntnis dieser verschiedenen Stufen der neolithischen Zeit
weiteren Forscherkreisen zu gemeinsamer Mitarbeit zu vermitteln, brachten die
von der Direktion des R. G. C.-Museums in Mainz herausgegebenen Alt. heidn.
Vorzeit in den letzten Heften regelmässig je eine Tafel mit neolithischen
Funden: Bd. V, H. II (1903) Funde des Rössener und Megalith - Typus
aus Mittel- und Norddeutschland, H. III (1904) des Bernburger Typus und der
Kugelamphoren, H. IV (1904) des Pfahlbauten- und Michelsberger Typus. Es
sollen ihnen gelegentlich weitere Tafeln und am Schlüsse eine zusammen-
fassende Behandlung folgen.
 
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