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Behlen, Soldan, Thomas etc. a. o., Weiter, Die Maren od er Mardellen,
Keltische Wohngruben in Lothringen, Corrbl. für Anthr. 1903 S. 132f.,
Hochäcker im Vogesengebirge zu gall.-röm. Zeit, Jahrb. d. Ges.
f. Lothring. Gesch. 1903 S. 483f.).

In einigen Gebieten, namentlich im nördlichen Odenwald und am mittleren
Neckar haben sich die Gallier, wie Schriftstellernachrichten und römische In-
schriften beweisen, sogar bis in die ersten Jahrhunderte nach Ohr. gehalten,
so die Toutones bei Miltenberg, die Santones bei Walldürn, die Cubii bei
Obernburg etc. (vgl. v. Domaszewski, Westd. Zeitschr. 1902 S. 204f.,
E.Fabricius, Die Besitznahme Badens durch die Römer, 1905 S. 19f.).
Auch Gräberfunde (vgl. das Spät-La Tene-Skelettgrab bei Heidingsfeld bei
Würzburg, Corrbl. für Anthrop. 1901 S. 27 f., P. Reinecke) scheinen dies
bereits zu bestätigen. Der Übergang der gallischen und germanischen Herr-
schaft bezw. Kultur in die römische hat sich in den verschiedenen Gegenden
offenbar recht verschieden vollzogen, namentlich hat die entwickeltere gallische
Kultur sich ziemlich lange neben der römischen behauptet. Am klarsten liegen
diese Verhältnisse auf dem linken Rheinufer, weil dieses früher von den Römern
besetzt wurde und für dieses Schriftstellernachrichten wie Bodenfunde reichlicher
zu Gebote stehen. In Rheinhessen (vgl. zuletzt Lindenschmit, Vermehrungs-
bericht des Mus. d. Alt. Ver. zu Mainz, Westd. Zeitschr. 1903 und 1904,
Museographie) und Rheinbayern (vgl. zuletzt Mehlis, Arch. für Anthr. XXIX
S. 56f., Grünenwald, Westd. Zeitschr. 1903 S. 409), also im Gebiete der
Vangionen und Nemeter, bricht nach den Gräberfunden die gallisch-germanische
Spät-La Tene - Kultur in augusteischer Zeit ab und wird auffallend rasch
durch die neue römische Kultur ersetzt. Viel langsamer und steter findet
dieser Übergang statt im Gebiet der gallischen Mediomatricer und Treverer
(vgl. die neuen Funde des Metzer, Birkenfelder und Trierer Museums aus der
Umgebung von Metz und den Vogesenfriedhöfen (Kenne, Westd. Zeitschr.
1903, 1904 Museographie) und von Hirstein, Hüttigweiler etc. (vgl.
Baldes und Graeven, Westd. Zeitschr. und Corrbl. 1903/4), ebenso im
Gebiete der Vindelicier etc. an der oberen Donau (vgl. die Funde von Faimingen
etc.). Auch auf der rechten Rheinseite (Giessen-Rodberg, Nauheim, Geisenheim etc.)
hören die germanischen Gräberfelder in augusteischer Zeit plötzlich auf und
bekunden dadurch eine Unterbrechung der Besiedelung, offenbar in Folge des
Vorgehens der römischen Legionen, wie auch von Schriftstellern für die Chatten
und Markomannen ein Zurückweichen aus ihren Gebieten am Rhein und
zwischen Main und Donau um das Jahr 10 vor Chr. ausdrücklich bezeugt
ist. In den Gräberfeldern römischer Zeit des Dekumatenlandes werden ver-
hältnismässig wenige Geräte, Gefässe etc. von spez. gallischem oder ger-
manischem Typus gefunden. Die Mischbevölkerung dieser Gegend hat sich
offenbar die römische Zivilisation ziemlich rasch zu eigen gemacht. Alle diese
Vorgänge werden sich an der Hand der Bodenfunde mit der Zeit noch viel
genauer verfolgen lassen, namentlich wenn einmal auch den unscheinbarsten
Urnenfnnden die gebührende Aufmerksamkeit zuteil wird.
 
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