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das regelmässige Strassennetz trifft (Dragendorff a. a. 0. S. 207). Graeven
sucht das jetzt noch weiter zu erhärten durch den Hinweis auf ein Fundament
und Quaderreste mit Skulpturen, die wahrscheinlich von einem Grabdenkmal
herrühren und beträchtlich innerhalb der Porta nigra liegen. Die Grenze der
ältesten Stadtanlage hat sich auf den anderen drei Seiten, da Reste einer Be-
festigung, die älter wäre, als der spätrömische Mauerring, auch im weiteren
Verfolg der Arbeiten nicht gefunden sind, bisher nicht bestimmen lassen. Dass
sie auch im Süden ursprünglich nicht bis zu der späteren Mauer reichte, zeigen
die von Lehn er veröffentlichten Töpfereifunde, die ursprünglich ausserhalb der
Mauer lagen, und mehr noch die neuerdings gefundenen Grabsteine früher Zeit, die
ebenfalls innerhalb der späten Stadtbefestigung gefunden sind. Wichtig ist hier
vor allem der Grabstein, den Domaszewski (Korrbl. d. Westd. Ztschr. 1904,
S. 163) bekannt macht und in die Zeit des Augustus setzt. Da er wohl nicht
weit verschleppt ist, beweist sein Fundort (Heiligkreuzstrasse-Ecke Saarstrasse),
dass die Stadtgrenze ursprünglich weiter nördlich lag als später. Für diese
Fragen wird die Durcharbeitung des gesamten Beobachtungsmateriales und
auch die der massenhaften Kleinfunde wohl noch manchen Fingerzeig bringen.
Auch werden hier noch einige ergänzende Grabungen nötig sein. (Vergl. auch
Westd. Ztschr. 1904. S. 377.)

Die endgiltige Publikation, die demnächst begonnen werden soll, wird erst
den ganzen Wert dieser Beobachtungen ins rechte Licht setzen, von denen die
Feststellung, dass Trier gleich anderen augusteischen Neugründungen nach ein-
heitlichem Plane angelegt wurde, nur ein Teil ist. Abgesehen von zahlreichen
wertvollen Einzelfunden wird auch die Gesamtheit der Trierer Kleinfunde sehr
interessante Aufschlüsse geben, einen Einblick in das gesamte Inventar einer
römischen Grossstadt im Verlaufe von 5 Jahrhunderten.

Dass in Trier bisher alles Vorrömische fehlt, ist auch schon früher be-
obachtet. Auch Ademeit (Siedlungsgeschichte S. 37, S. 47) glaubt nicht an
eine vorrömische Ansiedlung an dieser Stelle, wie überhaupt über die Art der
Besiedelung des Treverergebietes in vorrömischer Zeit nichts sicheres zu sagen
sei. Ob neben den Einzelsiedelungen bei den Treverern damals schon grössere
Ansiedelungen bestanden, bleibt noch zu untersuchen. Für uns ist Trier eine
Neuschöpfung des Augustus, deren Plan seine vollkommenen Analogien in
den gleichartigen Stadtplänen anderer augusteischer Neugründungen, Turin, Aosta,
Autun, hat. Wieweit bei Entwurf dieser Stadtpläne neben dem römischen
Lagerschema, das zweifellos mitspielt, auch die regelmässigen hellenistischen
Stadtpläne ihren Einfluss ausgeübt haben, bedarf noch näherer Untersuchung.
Interessant ist jedenfalls der Vergleich des augusteischen Trier mit dem von
Alexander d. Gr. angelegten Priene, dessen Plan wir gerade jetzt durch die
Veröffentlichung des Berliner Museums erhalten haben. (Th. Wiegand und
H. Schräder, Priene. Berlin 1904.) Bei der Behandlung dieses Stadtplanes
(S. 45 ff.) hätten jedenfalls auch die römischen Neugründungen beachtet werden
sollen. Auch die dort angezogene Beschreibung von Nikaea in Bithynien
(Strabo XII. 4. 7) ist für Trier interessant.
 
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