ÜBER DEN
AL TERT II UMS VE II EIN ZE WIEN
VON SEINER ENTSTEHUNG BIS ZU ENDE DES MONATS OCTOBER 1854.
U nter allen Ländern des deutschen Bundes wird kaum eines mehr zu finden sein, das den Denkmalen
seiner Vorzeit nicht sorgliche Theilnahme zugewendet hätte. Die vielen Alterthums- und Geschichtsvereine
geben durch zahlreiche Veröffentlichungen Beweise ihres heilsamen Wirkens und verbreiten eine reiche Aus-
beute lehrreicher und anziehender Kenntnisse.
Nur Österreich unter der Enns entbehrte bis in die Jetztzeit jedes derartigen Vereines. Durch die auf
Allerhöchste Anordnung zusammengetretene k. k. Central-Commission zur Erhaltung der Baudenkmale ist
allerdings ein dankenswerther Schritt zur Rettung und Wahrung geschichtlichen Stoffes geschehen. Diese
Commission hat aber einerseits nur für die Erhaltung der Baudenkmale zu sorgen, anderseits ist das Gebiet,
über welches sich ihre Wirksamkeit zu erstrecken hat, em so ausgedehntes, dass neben ihr in jedem Kron-
lande Geschichts-oder Alterthumsvereine wünschenswerth erscheinen, soll nicht ein reiches Erbe geschicht-
lichen Stoffes, weil es nicht gerade in Bauten seinen Ausdruck fand, dem Untergange, der Entfernung vom
heimathlichen Boden entgegengehen.
Dafür spricht noch der Umstand, dass gerade Österreich durch beinahe sechzig Jahre *) das an Ausbeute
ergiebigste Land war für ausländische Antiquare und Kunsthändler. Es ist beinahe unglaublich, was für Holz-
schnitte, Incunabeln, ja ganze Bibliotheken, wie jene des Antiquars Matthäus Kuppitsch in Wien, die
Joschische in Marsbach, die Hörnersche bei Gmunden, ins Ausland wanderten. Die Kunsthändler und Anti-
quare in Nürnberg, Augsburg, München, Leipzig und Berlin bereicherten sich aus den Schätzen, w elche sie
in den österreichischen Schlössern und aufgehobenen Klöstern erbeuteten.
Durch Hinweisung auf den Werth der vorhandenen Denkmale, diese vor Verwahrlosung und Ver-
schleppung zu schützen, glaubten einige Freunde der vaterländischen Geschichte und des Alterthums am
•) Es war eine Periode, in der man sich gewissermassen überbot in der Vernichtungskunst vaterländischer Denkmale, und
der Aufsatz Feil’s „über die Zerstörung der antiquarischen Schätze von den aufgehobenen Klöstern Gaming und Mauer-
bach“ liefert einen Beweis für das Angeführte. (S. Dr. A. Schmidl’s österr. Blätter für Lit. und Kunst. II. Jahrgang
1845. No. 40 u. f.)
A
AL TERT II UMS VE II EIN ZE WIEN
VON SEINER ENTSTEHUNG BIS ZU ENDE DES MONATS OCTOBER 1854.
U nter allen Ländern des deutschen Bundes wird kaum eines mehr zu finden sein, das den Denkmalen
seiner Vorzeit nicht sorgliche Theilnahme zugewendet hätte. Die vielen Alterthums- und Geschichtsvereine
geben durch zahlreiche Veröffentlichungen Beweise ihres heilsamen Wirkens und verbreiten eine reiche Aus-
beute lehrreicher und anziehender Kenntnisse.
Nur Österreich unter der Enns entbehrte bis in die Jetztzeit jedes derartigen Vereines. Durch die auf
Allerhöchste Anordnung zusammengetretene k. k. Central-Commission zur Erhaltung der Baudenkmale ist
allerdings ein dankenswerther Schritt zur Rettung und Wahrung geschichtlichen Stoffes geschehen. Diese
Commission hat aber einerseits nur für die Erhaltung der Baudenkmale zu sorgen, anderseits ist das Gebiet,
über welches sich ihre Wirksamkeit zu erstrecken hat, em so ausgedehntes, dass neben ihr in jedem Kron-
lande Geschichts-oder Alterthumsvereine wünschenswerth erscheinen, soll nicht ein reiches Erbe geschicht-
lichen Stoffes, weil es nicht gerade in Bauten seinen Ausdruck fand, dem Untergange, der Entfernung vom
heimathlichen Boden entgegengehen.
Dafür spricht noch der Umstand, dass gerade Österreich durch beinahe sechzig Jahre *) das an Ausbeute
ergiebigste Land war für ausländische Antiquare und Kunsthändler. Es ist beinahe unglaublich, was für Holz-
schnitte, Incunabeln, ja ganze Bibliotheken, wie jene des Antiquars Matthäus Kuppitsch in Wien, die
Joschische in Marsbach, die Hörnersche bei Gmunden, ins Ausland wanderten. Die Kunsthändler und Anti-
quare in Nürnberg, Augsburg, München, Leipzig und Berlin bereicherten sich aus den Schätzen, w elche sie
in den österreichischen Schlössern und aufgehobenen Klöstern erbeuteten.
Durch Hinweisung auf den Werth der vorhandenen Denkmale, diese vor Verwahrlosung und Ver-
schleppung zu schützen, glaubten einige Freunde der vaterländischen Geschichte und des Alterthums am
•) Es war eine Periode, in der man sich gewissermassen überbot in der Vernichtungskunst vaterländischer Denkmale, und
der Aufsatz Feil’s „über die Zerstörung der antiquarischen Schätze von den aufgehobenen Klöstern Gaming und Mauer-
bach“ liefert einen Beweis für das Angeführte. (S. Dr. A. Schmidl’s österr. Blätter für Lit. und Kunst. II. Jahrgang
1845. No. 40 u. f.)
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