f. Uebertragungen auf Musen und ähnliche Figuren. \ 75
der angesetzte, aber antike linke Fuss tritt auf ein erhöhtes Stück des
Bodens. Die Körperaxe ist die der melischen im Gegensatz zur Profil-
stellung der capuanischen. Von beiden unterscheidet sie sich dadurch,
dass der Oberkörper mit einem doppelt (unter der Brust und an den
Hüften! gegürteten Aermelchiton bedeckt ist und dass der Mantel weiter
über die Hüften hinauf reicht. Auf dem erhobenen linken Knie ist ein
Einschnitt, der von Hübner für ein unzweifelhaftes Zeichen des ehemals
aufgesetzten Schildes und somit des Venuscharakters der Statue ge-
nommen wird. Allein unzweifelhaft ist das letztere schon desswegen
nicht, weil der Schild ja auch bei der Aphrodite von Melos nur Ver-
muthung und weil man daraus ebensogut auf eine Victoria schliessen
könnte. Der geknöpften Aermel und der Gürtung halber muss ich viel-
mehr an eine Muse glauben ; der Einschnitt rührt dann von der Leier her.
5°. Ein im Theater zu Faleronc entdeckter Torso (abg. Mon. d.
Inst. III. 2. i), wahrscheinlich überlebengross, Kopf und Arme fehlen.
Von dem rechten ist noch ein kleines Stück erhalten, mit dem linken
dagegen die ganze Schulterpartie weggebrochen. Der Chiton ist wieder
unter der Brust gegürtet und mit Aermeln versehen ; daher hier wie auch
bei der vorigen die rechte Schulter nicht mehr entblösst. Von den san-
dalenlosen Füssen ist der linke auf eine Kugel gesetzt, auf welcher in
niedrigem Relief ein Widderkopf gemeisselt ist.
6U. Sogenannter Apollon in der Villa Albani, untere Halle links
(abg. Clar. pl. 481). Der Chiton ähnlich wie bei No. 40 und 50, der
Mantel aber wieder mit dem einen Zipfel auf der Schulter ruhend. Vom
Kopf ist nur die Maske alt; neu beide Arme, so weit sie entblösst, mit
der Lyra, sowie die Erderhöhung unter dem linken Fuss. Von ziemlich
guter Arbeit, 1,56 M. hoch. Für den weiblichen Charakter der Statue
sind die etwas flach gebildeten Brüste vielleicht nicht entscheidend, und
es kommt sogar hinzu, dass das Motiv bei nacktem Oberleib wirklich
auf Apollo übertragen wurde. Man vergleiche die Pariser Statue (Clar.
pl. 267, 928) und die ehemals Altcmps'sehe (Clar. pl. 540 B). Dass aber
Apollo in einem gegürteten Chiton mit umgeschlagenem Mantel so ge-
bildet worden wäre, davon giebt es meines Wissens keine Beispiele.
70. Eine Statue des Louvir (Kat. v. Clar. No. 413; abg. Musee
pl. 310. 2221), aus Villa Borghese; von geringer Arbeit, 1,92 M. hoch.
Der Kopf, der rechte Vorderarm, der ganze linke sind neu sammt der
Leier und dem Pflaster. Der letztere sollte ohne Zweifel höher sein; da-
durch würde sowohl der linke Arm eine den übrigen Repliken ent-
sprechendere Haltung bekommen, als auch die Rechte mit dem Plectrum
in die Saiten statt wie jetzt in die Luft schlagen. Eine Sängerin oder
der angesetzte, aber antike linke Fuss tritt auf ein erhöhtes Stück des
Bodens. Die Körperaxe ist die der melischen im Gegensatz zur Profil-
stellung der capuanischen. Von beiden unterscheidet sie sich dadurch,
dass der Oberkörper mit einem doppelt (unter der Brust und an den
Hüften! gegürteten Aermelchiton bedeckt ist und dass der Mantel weiter
über die Hüften hinauf reicht. Auf dem erhobenen linken Knie ist ein
Einschnitt, der von Hübner für ein unzweifelhaftes Zeichen des ehemals
aufgesetzten Schildes und somit des Venuscharakters der Statue ge-
nommen wird. Allein unzweifelhaft ist das letztere schon desswegen
nicht, weil der Schild ja auch bei der Aphrodite von Melos nur Ver-
muthung und weil man daraus ebensogut auf eine Victoria schliessen
könnte. Der geknöpften Aermel und der Gürtung halber muss ich viel-
mehr an eine Muse glauben ; der Einschnitt rührt dann von der Leier her.
5°. Ein im Theater zu Faleronc entdeckter Torso (abg. Mon. d.
Inst. III. 2. i), wahrscheinlich überlebengross, Kopf und Arme fehlen.
Von dem rechten ist noch ein kleines Stück erhalten, mit dem linken
dagegen die ganze Schulterpartie weggebrochen. Der Chiton ist wieder
unter der Brust gegürtet und mit Aermeln versehen ; daher hier wie auch
bei der vorigen die rechte Schulter nicht mehr entblösst. Von den san-
dalenlosen Füssen ist der linke auf eine Kugel gesetzt, auf welcher in
niedrigem Relief ein Widderkopf gemeisselt ist.
6U. Sogenannter Apollon in der Villa Albani, untere Halle links
(abg. Clar. pl. 481). Der Chiton ähnlich wie bei No. 40 und 50, der
Mantel aber wieder mit dem einen Zipfel auf der Schulter ruhend. Vom
Kopf ist nur die Maske alt; neu beide Arme, so weit sie entblösst, mit
der Lyra, sowie die Erderhöhung unter dem linken Fuss. Von ziemlich
guter Arbeit, 1,56 M. hoch. Für den weiblichen Charakter der Statue
sind die etwas flach gebildeten Brüste vielleicht nicht entscheidend, und
es kommt sogar hinzu, dass das Motiv bei nacktem Oberleib wirklich
auf Apollo übertragen wurde. Man vergleiche die Pariser Statue (Clar.
pl. 267, 928) und die ehemals Altcmps'sehe (Clar. pl. 540 B). Dass aber
Apollo in einem gegürteten Chiton mit umgeschlagenem Mantel so ge-
bildet worden wäre, davon giebt es meines Wissens keine Beispiele.
70. Eine Statue des Louvir (Kat. v. Clar. No. 413; abg. Musee
pl. 310. 2221), aus Villa Borghese; von geringer Arbeit, 1,92 M. hoch.
Der Kopf, der rechte Vorderarm, der ganze linke sind neu sammt der
Leier und dem Pflaster. Der letztere sollte ohne Zweifel höher sein; da-
durch würde sowohl der linke Arm eine den übrigen Repliken ent-
sprechendere Haltung bekommen, als auch die Rechte mit dem Plectrum
in die Saiten statt wie jetzt in die Luft schlagen. Eine Sängerin oder