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Bernoulli, Johann Jacob
Aphrodite: ein Baustein zur griechischen Kunstmythologie — Leipzig, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.5137#0189

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176 X. Der Typus der melischen Aphrodite.

Leierspielerin des wirklichen Lebens anzunehmen , ist nicht nöthig, da
der Porträtkopf ergänzt, und kein Grund für einen solchen vorhanden.

8°. Eine Muse in der Stellung der siegreichen Aphrodite soll sich
in der Vorhalle der Villa Borghese befinden (abg. Visconti Mon. sc.
Borghesiani I. 2) ').

90. Schwer zu bestimmen , aber am ehesten hiehergehörig ist der
mythologische Charakter einer Figur, die mit anderen Fragmenten zu-
sammen gesetzt vor einem Porticus im Giardino dclla pigna des Vatican
steht; in der jetzigen von Pacetti herrührenden und wie es scheint ab-
sichtlich gefälschten Ergänzung2) ein bekränztes Kind vor sich auf den
Armen haltend. Letzteres gehörte ursprünglich nicht zur Statue, wie
die Verschiedenheit des Marmors und die Arbeit hinlänglich beweist;
ebensowenig der Kopf. Doch sind diese Bestandtheile antik, während
die Arme und der Hals mit der Fortsetzung der Seitenlocken neu.
Stellung und Umwurf des Mantels stimmen mit der melischen Aphrodite ;
dagegen trägt sie wieder einen feingefältelten, nass anliegenden Chiton,
der zwei Mal gegürtet ist, indem der Brustgürtel zugleich kreuzweise
über den Rücken und um die Aermel geht, um das Herabfallen zu hin-
dern. Die Arbeit ist ziemlich gering.

ioü. Auf der Treppe des Palastes Giustiniani (abg. Clar. pl. 74gA):!]
ist eine ähnliche Figur von lunensischem Marmor, 1,78 M. hoch, in ein-
fach gegürtetem ärmellosem Chiton mit etwas verschiedenem nament-
lich höher hinaufreichendem Umwurf des Mantels. Kopf und Arme sind
neu, daher die Benennung der Figur nicht wohl möglich.

ii°. Nach Ravaisson in der Rev. d. deux Mondes 1871, p. 215,
befindet sich eine solche Statue im Garten Boboli zu Florenz, wovon
ein Abguss in der Ecole des beaux arts.

Eine in ihrer Bedeutung gesicherte, und zwar weder dem Venus-
noch dem Musenkreis angehörige Figur, von der aber wegen ihrer Ver-
einzelung kaum viel Gebfauch gemacht werden kann, ist

12" die Durand'sehe Hygiea von Terracotta (abg. Clar. pl. 556,
No. 1175, im Text No. 1183), welche die Schlange in der erhobenen
Linken aus der mit der Rechten dargebotenen Schale trinken lässt.
Der linke Fuss ist auf eine kleine Erhöhung gestellt und der Körper an
einen ebenda befindlichen Cippus gelehnt; auf dem Kopf eine Stirn-
krone. Nach Clarac von unversehrtester Erhaltung'.

') Genaueres kann ich nicht sagen, da mir die Abbildung nicht zugänglich.

'-) Siehe Kekule in der arch. Ztg. 1871, p. 51.

3) Im Text IV. p. 320 wird sie fälschlich in die Sammlung Torlorria gesetzt.
 
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