180 XL Sonstige Aphroditedarstellungen der höhern Auffassung.
jedenfalls nicht auf ein Tropäon gerichteten Hauptes davon abstrahieren.
Ebendieselbe Rücksicht- macht es unmöglich, ihr die Lanze in die er-
hobene Linke und dem entsprechend in die Rechte etwa den Helm
oder den Apfel zu geben. Denn warum sollte sie nach dem Lanzenende
emporblicken, während sie das Attribut nach der entgegengesetzten
Seite streckt? Davon abgesehen, dass das Aufstützen auf eine Lanze zu
einer übermässigen oder wenigstens höchst ungewöhnlichen Erhebung
des linken Armes nöthigen würde. Aus der Richtung des Hauptes
scheint vielmehr hervorzugehen, dass sie ein Symbol des Sieges (den
Apfel) in der erhobenen Linken hielt und dasselbe wohlgefällig oder
triumphierend betrachtete. Ob dann die Lanze in der Rechten noch
zulässig, oder ob man sich denken soll, sie habe einfach das Gewand
getragen, wollen wir nicht entscheiden. ■
Dass die Statue der Erfindung nach griechischen Ursprungs, leidet
keinen Zweifel. Auch die Ausführung zeigt keine positiv römischen
Merkmale. Nur aus dem Fundort Ostia, wo seit Claudius ein Seebad
errichtet war, und aus der Verschiedenheit der Marmorfarbe des Nackten
und des Gewandes schliesst man auf nachaugustäische Zeit').
Eine ungefähr 30 Centimeter hohe, unter den Antiken des Grafen
Wilh. v. Poitrtales in Berlin befindliche Bronzefigur, welche der Be-
schreibung nach der Aphrodite von Ostia sehr ähnlich ist, wird für eine
Arbeit der italienischen Renaissance erklärt (Heydemann in der arch.
Ztg. 1872, p. 69).
4°. Die Aphrodite von Arles. — Auf ein anderes Original
als die von Ostia2), vielleicht auf ein Original von sehr verschiedener
Auffassung, so dass selbst ihre Hiehergehörigkeit angefochten werden
kann, geht die Aphrodite von Arles \m Louvre'A). Sie wurde 1651 in
den Ruinen des Theaters von Arles gefunden4), zuerst der Kopf und
dann der Körper. Der rechte Arm und der linke Vorderarm, sowie der
hintere Theil der Plinthe fehlten und konnten trotz späteren Nach-
grabungen nicht mehr gefunden werden. Von hymettischem.Marmor,
1,94 M. hoch.
') Ganz willkürlich ist die Annahme in den Spec. of anc. Sculpt. I. 41, dass sie das
Original von der Gruppe des Skopas zu Samothrake sei (Is fecit Venerem et Pothon qui
Samothrace sanctissimis caerimoniis coluntur. Plin. 36. 25. Vgl. oben p. 13. No. 2).
-) Was Müller Handb. § 376. 6 und Fröhner Not. du Louvre p. 180 nicht hätten
verkennen sollen.
3) Kat. v. Clar. No. 282; Fröhner No. 137, ebenda p. 182 f. eine Uebersicht über
die ziemlich reiche Literatur. — Abbildungen bei Bouillon I. 13. Clar. pl. 342. Denkm.
d. a. Kunst IL 271. Unrestauriert bei Terrin La Venus et l'obelisque d'Arles 1680, und
Miliin Voyage dans les depart. du midi III. 499. pl. 69. 1.
*) Weil das Theater für einen Tempel der Diana galt, nahm man sie lange Zeit für
Diana. Siehe Fröhner p. 181.
jedenfalls nicht auf ein Tropäon gerichteten Hauptes davon abstrahieren.
Ebendieselbe Rücksicht- macht es unmöglich, ihr die Lanze in die er-
hobene Linke und dem entsprechend in die Rechte etwa den Helm
oder den Apfel zu geben. Denn warum sollte sie nach dem Lanzenende
emporblicken, während sie das Attribut nach der entgegengesetzten
Seite streckt? Davon abgesehen, dass das Aufstützen auf eine Lanze zu
einer übermässigen oder wenigstens höchst ungewöhnlichen Erhebung
des linken Armes nöthigen würde. Aus der Richtung des Hauptes
scheint vielmehr hervorzugehen, dass sie ein Symbol des Sieges (den
Apfel) in der erhobenen Linken hielt und dasselbe wohlgefällig oder
triumphierend betrachtete. Ob dann die Lanze in der Rechten noch
zulässig, oder ob man sich denken soll, sie habe einfach das Gewand
getragen, wollen wir nicht entscheiden. ■
Dass die Statue der Erfindung nach griechischen Ursprungs, leidet
keinen Zweifel. Auch die Ausführung zeigt keine positiv römischen
Merkmale. Nur aus dem Fundort Ostia, wo seit Claudius ein Seebad
errichtet war, und aus der Verschiedenheit der Marmorfarbe des Nackten
und des Gewandes schliesst man auf nachaugustäische Zeit').
Eine ungefähr 30 Centimeter hohe, unter den Antiken des Grafen
Wilh. v. Poitrtales in Berlin befindliche Bronzefigur, welche der Be-
schreibung nach der Aphrodite von Ostia sehr ähnlich ist, wird für eine
Arbeit der italienischen Renaissance erklärt (Heydemann in der arch.
Ztg. 1872, p. 69).
4°. Die Aphrodite von Arles. — Auf ein anderes Original
als die von Ostia2), vielleicht auf ein Original von sehr verschiedener
Auffassung, so dass selbst ihre Hiehergehörigkeit angefochten werden
kann, geht die Aphrodite von Arles \m Louvre'A). Sie wurde 1651 in
den Ruinen des Theaters von Arles gefunden4), zuerst der Kopf und
dann der Körper. Der rechte Arm und der linke Vorderarm, sowie der
hintere Theil der Plinthe fehlten und konnten trotz späteren Nach-
grabungen nicht mehr gefunden werden. Von hymettischem.Marmor,
1,94 M. hoch.
') Ganz willkürlich ist die Annahme in den Spec. of anc. Sculpt. I. 41, dass sie das
Original von der Gruppe des Skopas zu Samothrake sei (Is fecit Venerem et Pothon qui
Samothrace sanctissimis caerimoniis coluntur. Plin. 36. 25. Vgl. oben p. 13. No. 2).
-) Was Müller Handb. § 376. 6 und Fröhner Not. du Louvre p. 180 nicht hätten
verkennen sollen.
3) Kat. v. Clar. No. 282; Fröhner No. 137, ebenda p. 182 f. eine Uebersicht über
die ziemlich reiche Literatur. — Abbildungen bei Bouillon I. 13. Clar. pl. 342. Denkm.
d. a. Kunst IL 271. Unrestauriert bei Terrin La Venus et l'obelisque d'Arles 1680, und
Miliin Voyage dans les depart. du midi III. 499. pl. 69. 1.
*) Weil das Theater für einen Tempel der Diana galt, nahm man sie lange Zeit für
Diana. Siehe Fröhner p. 181.