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Bernoulli, Johann Jacob
Aphrodite: ein Baustein zur griechischen Kunstmythologie — Leipzig, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.5137#0195

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182 XI. Sonstige Aphroditedarstellungen der höhern Auffassung.

ner (im Kat. des Louvre p. 179) zurückgekommen, indem er einen
Spiegel oder ein Oelfläschchen in der Linken statuiert'), während die
erhobene Rechte mit der Anordnung des Haares beschäftigt gewesen
sei. Wenn der Schulteransatz eine solche Haltung des rechten Armes
zulässt, wird nicht viel dagegen einzuwenden sein. Denn dass die
Haare schon geordnet sind, ist gleichgiltig; jede Art des Schmückens,
mochte sie auch nur das Band betreffen, konnte dargestellt sein2).
Diese Restaurationsweise wird ausserdem durch den Vergleich mit einer
zweiten Pariser Statue (No. 5) empfohlen, welche eine ziemlich genaue
Replik der Arier, ihrem aufgelösten Haar nach aber noch weniger als
diese eine Victrix ist. —Sollte trotz alledem die Clarac'sche Annahme die
richtige, sein — wofür die ältere Haartracht und das der siegreichen
Venus eigenthümliche Gewandmotiv geltend gemacht werden können —,
so muss man annehmen, dass hier wie bei den Gruppierungen mit Ares
und zum Theil schon bei der capuanischen Aphrodite der herrschende
Zeitgeschmack den Künstler genöthigt oder unwillkürlich veranlasst
habe, den Typus der Liebesgöttin in das Motiv der siegreichen hinein-
zutragen.

Für die Entstehungszeit der Statue bieten" Stil und Fundort einen
Anhaltspunkt. Da die Colonie Julia Arelatensis eine Schöpfung Cäsars,
so wird von der Masse der dortigen Kunstwerke römischer Ursprung
vorausgesetzt werden müssen. Zwar zeigt der ebenfalls in Arles ge-
fundene und noch daselbst aufbewahrte echt griechische Aphrodite-
kopf (Cap. 13 b. No. 9), wie unsicher im einzelnen Fall ein solcher
Schluss. Indess als römische Arbeit kündigt jene auch der Stil, nament-
lich die Behandlung des Gewandes und die abgerundete, etwas flache
Form der Brüste an. — Die Beziehungen zu Cäsar, die Clarac und An-
dere aus ihrem Charakter als Venus victrix gefolgert haben, fallen
natürlich bei der Fröhner'schen Restaurationsweise dahin.

50. Eine bedeutend geringere Copie des Arier Typus ist die bereits
erwähnte Statue im Louvre (Kat. von Clarac No. 379. Fröhner No. 138;
abg. Clar. pl. 342. 1315). Sie ist von pentelischem Marmor. 1,85 M.
hoch. Neu sind dieselben Stücke wie bei der Aphrodite von Arles,
nämlich die Arme, soweit sie vom Körper abstehen, ausserdem Vieles
am Gewände, namentlich die rechte Seite. Doch lässt sich die Aehn-
lichkeit der Anlage nicht verkennen. Am linken Oberarm hat sie gleich
jener ein Armband, die Brüste ebenfalls sehr flach 3). Von der Arier

') Der Spiegel möchte den Vorzug verdienen, da schon Sophokles im Urlheil des
Paris die Aphrodite mit einem Spiegel in der Hand auf die Buhne treten Hess. Athen. 15.35.
'•*) Vgl. die im 18. Cap. zusammengestellten Denkmäler.
3) Vgl. St. Victor zu Bouillon III. 6. 5.
 
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