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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0090
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C. Marius.

weniger entzog, jener imperatorius ardor oculorum, von dem Cicero
spricht', und der den gallischen Sklaven von Minturnae abgeschreckt
haben soll, Hand an ihn zu legen 2. Doch waren auch die übrigen
Züge im Einklang damit. «Von dem Gesicht des Marius, sagt Plutarch,
habe ich zu Ravenna in Gallien ein Marmorbild gesehen, welches
ganz der ihm zugeschriebenen Bitterkeit und Härte entspricht»3. Und
bei Anlass des oben erwähnten Mitleid erregenden Auftretens zur
Zeit seiner Aechtung, fügt der gleiche Schriftsteller hinzu: «Dasselbe
war mit der dem Marius eigenen Miene, worin das Furchtbare her-
vorstach, vermischt, und seine Traurigkeit verrieth nicht sowohl ein
niedergeschlagenes als ein durch das Unglück verwildertes Gemüt *. >
In der höchsten Potenz und wahrhaft blutverheissend muss dieser
finstere Ingrimm unmittelbar vor seinem Einzug in Rom (Ende 87)
auf seinem Antlitz zu Tage getreten sein5.

In den letzten Jahren seines Lebens war sein Körper schwer
und unbehilflich geworden6; zugleich wurde er von Nervenleiden und
Rheumatismen geplagt7, was ihn doppelt verstimmte, weil es ihm die
Berechtigung zu nehmen schien, sich um das Commando gegen
Mithridates zu bewerben. Doch hinderte es ihn nicht, während seiner
Aechtung die grösten Strapazen glücklich zu überdauern.

Obgleich es kaum zweifelhaft sein kann, dass einem Manne wie
Marius, der Jahre hindurch so zu sagen der Abgott des römischen
Volkes gewesen, in einer Zeit, wo man schon nicht mehr mit öffent-
lichen Denkmälern kargte, noch zu Lebzeiten Statuen errichtet
worden, so haben wir doch keine Nachricht darüber. Es ist auch
ohne Zweck, Vermutungen darüber anzustellen, in welcher Periode
seines Lebens es am ehesten geschah, um danach das Alter, in wel-
chem er dargestellt sein musste, annähernd zu bestimmen. Denn
nach Sullas Rückkehr wurde mit allen auf Marius bezüglichen Denk-
mälern gründlich aufgeräumt, selbst seine Asche aus der Graburne*
geholt und in den Anio gestreut8. Nur das Familienbild im Haus
der Witwe scheint der Zerstörung entgangen zu sein. Wenigstens
benützte Caesar ein solches beim Leichenbegängnis der Julia im

1 Cic. pro Balbo. 21.

3 Pkt. Mar. 39.

8 ECxöva nävv rij Xiyoftfyrj -ncgi to »j#o? öTptigpi'oVjjrt xai itiXQia ngtnovaav.
Plut. Mar. 2.

4 Plut. Mar. 41.

5 S. Appian B. c. I. 70. Plut, Mar. 43.
8 Plut. Mar. 37, Sulla 7.

•> Mar. 33. 34.

■ Val. Max. IX. 2. 1.
 
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