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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0089

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C. Marius.

77

Weggang führt ihn Cinna zurück 87. Nach kurzer Schreckensherr-
schaft stirbt er, zum 7tenmal Consul, in seinem 71sten Lebensjahr
(86). Er war mit Julia, der Vatersschwester Caesars vermählt und
verdankte dieser Heirat seinen Reichtum. Geniale, aber einseitige
militärische Begabung und ein verzehrender Ehrgeiz sind die beiden
Hauptfactoren seines Lebens.

Indem wir im Uebrigen seinen Charakter und die politische Rolle,
die er gespielt hat, als bekannt voraussetzen, führen wir hier bloss das
Wenige an, was über sein Aeusseres berichtet wird.

Zunächst lässt sich den alten Schriftstellern deutlich entnehmen,
dass die bäurische Herkunft, der Mangel an feinerer Bildung und die
ganze plebejische Natur, die den Marius kennzeichnete, in hohem
Grad auch in seiner Erscheinung zum Ausdruck kam. Rauh und wild
nennt ihn Vellejus *, einen arpinatischen Bauer und einen aus dem
Manipel gezogenen Feldherrn Plinius2, und selbst Cicero, der ihm
als Landsmann nicht ungünstig gestimmt ist, muss zugeben, dass er
ein vir rusticanus gewesen3. Alles das äusserte sich freilich mehr
in seinem Benehmen, als in plastisch darstellbaren Zügen, so dass
für sein Porträt wenig abfällt. Denn sein struppiges Aussehen zur
Zeit seiner Aechtung, wo er in schlechter Kleidung, mit langem Haar
und Bart einhergieng 4, kommt nur für eine kurze Periode seines Lebens
in Betracht. Ja wir lernen daraus, was sonst vielleicht zweifelhaft
bleiben müsste, dass er in gewöhnlichen Zeiten gleich den übrigen
vornehmen Römern sich den Bart rasierte oder doch kurz schnitt.
In solchen Aeusserlichkeiten scheint er sich durchaus den herrschen-
den Gebräuchen anbequemt zu haben. Nahm er doch später keinen
Anstand, sich mit all dem Luxus zu umgeben, den ihm sein erhei-
ratetes Vermögen gestattete5.

Damit ist freilich nicht gesagt, dass er je eine besondere Pflege
auf seinen Körper verwandt hätte. Er stellte sich ja von Anfang in
einen direkten Gegensatz zur Aristokratie, und suchte diesen Gegen-
satz auch in seiner Lebensweise zur Geltung zu bringen. Wenn er
mit etwas prunkte, so waren es die Narben, die er vorn an seinem
Körper trug6. Eigentümlich war ihm der Ausdruck einer gewissen
Wildheit, allerdings auch dieser wieder hauptsächlich im Auge con-
centriert, so dass er sich der plastischen Darstellung mehr oder

1 Hirtus atque horridvs. Teil. II. 11.

2 llle arator Arpinas et manipularü imperator. Plin. XXXIII. 150.

3 Jtustieanus vir, sed plane vir. Cic. Tusc. II. 22. 53.

4 Plut. Mar. 41; Appian B. c. I. 67.
6 Plut. Mar. 34.

6 Vgl. die charakteristische Rede bei Sallust Jug. 85 und Plut. Mar. 8.
 
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