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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0110

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98 Hortensius.

Warum nicht M. Atilius Regulus gemeint sein kann, wie früher
allgemein und noch von Visconti * angenommen wurde, ist bereits
oben auseinandergesetzt (p. 27 Anm. 2). — Büsten des Livinejus sind
keine nachzuweisen.

Hortensius.

(Tafel VI.)

Q. Hortensius Hortalus ist geb. 114, gest. 50 v. Chr., wurde
also 64 Jahre alt. Er war von plebeischer, aber vornehmer Familie
und durchlief alle Aemter bis zum Consulat, welches er im 45. Lebens-
jahr bekleidete. Zugleich hatte er sich von früh an der Beredsam-
keit gewidmet, und zwar dem prunkenden genus Asiamim, in welchem,
wie in der Redekunst überhaupt, er als der erste galt, bis ihm Cicero
die Palme entriss; der Zauber seines Vortrags soll geradezu hin-
reissend gewesen sein. Doch diente seine Kunst ausschliesslich den
Interessen der Optimaten. Als Mensch war er jenem verfeinerten
Lebensgenuss ergeben, den seine vornehmen Zeit- und Standesgenossen,
darunter L. Lucullus, bis zum höchsten Raffinement ausbildeten.

Wir kennen sein Bildnis aus einer kleinen mit seinem Namen
versehenen Herme oder Büste der Villa Albani Nr. 953 (abgeb.
Taf. VI.)2, dem Gegenstück des ebenda befindlichen Isokrates, welche
beide, unbekannt welches Fundorts, durch den Cardinal Alex. Albani
erworben wurden. Die Büste ist bedeutend unter Lebensgrösse.
Nase, Lippen und Kinn sind ergänzt; der Kopf aufgesetzt, aber wie
es scheint zugehörig, trotz den übermässig breiten Verhältnissen von
Brust und Schultern, welche letztere hermenartig gestaltet, aber wie
an den Büsten unterhöhlt sind. Sie stellt den Redner in mittlerem
Lebensalter dar. Schädelbau und Haarwuchs haben etwas Claudisches;
der Schädel ist über den Ohren ein wenig ausgeladen, die Stirn hoch
und frei, die Nase mit ihr in derselben Flucht, der Blick fest und
durchdringend (die Pupillen angegeben), die Wangen etwas mager.
Charakteristisch die vorgewölbten Muskeln der Unterstirn, die in der

1 Visc. Icon. rom. p. 45 ff,

2 Bei Visc. Icon. rom. XI. 1. 2; auch bei Korais Hellen. Biblioth. V; Gyps-
abgüsse in Berlin Nr. 1193 A und Dresden Nr. 204. Vgl. E. Braun Mus. p. 702.
 
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