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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0224

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212 Fulvia.

haben'. Antonius hatte einen Teil der Jahre 42 und 41 in Asien
zugebracht, und während dieser Zeit wäre die Münze geschlagen
worden. Allerdings zeigt der dargestellte weibliche Kopf den Schul-
terflügeln nach eine Victoria, allein mit so porträtartigen Zügen und
mit einer so an die Mode der Zeit erinnernden Haartracht, dass man
zu der Annahme gedrängt wird, es sei ein Bildnis unter der Gestalt
der Victoria gemeint. Aehnlich wie an einigen auf Octavia bezoge-
nen Victoriaköpfen der gens Mussidia und Numonia 2 sind die Schei-
telhaare in eine über die Stirn vortretende Flechte gelegt, welche
am Hinterhaupt in einen kleinen Knauf endigt. Das Gesicht hat
jugendliche, fast mädchenhafte Züge, aus denen weiter keine Homo-
geneität mit dem Charakter der Fulvia hervorleuchtet.

Kleopatra3.

(Münztaf. IV. 93 — 96.)

Kleopatra, die Tochter des Königs Ptolemaeus Auletes von Aegyp-
ten, geb. 69 v. Chr., bestieg im Jahre 52 gemeinschaftlich mit ihrem
jüngeren Bruder den erledigten Thron. Durch die Ratgeber des
letzteren der Mitregentschaft beraubt, floh sie nach Syrien, wurde
aber von Caesar, dessen Gunst sie gewann, Ende 48 wieder zurück-
geführt, und in Aegypten und Rom mit Ehren überhäuft. Nach
Caesars Tod und der Niederlage der Republikaner bei Philippi traf
sie in Cilicien mit Antonius zusammen (41), und machte ihn zum
Sklaven ihrer Reize. Es folgten jene schwelgerischen Jahre, das
28 te bis 39 te ihres Lebens, meist in Alexandrien, teilweise auch in
Syrien hingebracht, die mit der Niederlage des Antonius bei Actium
und ihrem beiderseitigen Selbstmord endigten (30 v. Chr.).

Obwohl Antonius erst im J. 32 den Scheidebrief an Octavia
sandte, und Kleopatra eigentlich nie seine rechtmässige Gemahlin
war, mag es doch gestattet sein, ihr einen Platz in der römischen
Ikonographie zu gönnen, teils weil Antonius selber in seinem Testa-

1 Vgl. Rev. Numismat. 1853. pl. X. 5, p. 248.

2 Abg. Rev. Nnmism. a. a. 0. pl. III. 6. 7.

3 Der vierten Gemahlin des Antonius, Octavia, werden wir bei den Frauen
des augusteischen Hauses einen kleinen Abschnitt widmen, da sonst Einiges
vorweg genommen werden müsste, was besser dort im Zusammenhang be-
sprochen wird.
 
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