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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0258

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246 Vergil.

Vergil.

P. Vergilius Maro, geb. im Jahre 70 v. Chr. zu Andes bei Mantua,
gest. 19, wurde 51 Jahre alt. Er verlebte einen Teil seiner Jugend
zu Rom und Neapel, zog sieh aber bald (c. 44) wieder auf sein
väterliches Gut zurück, um sich dem Landbau und der Dichtkunst
zu widmen. Zweimal (41 und 40 v. Chr.) wegen Ackerverteilungen
in seinem Besitzstand bedroht und zeitweise vertrieben, erhielt er
beidemal durch Vermittlung des Asinius Pollio und des Maecenas
sein Gut zurück. Die Gönnerschaft namentlich des letzteren brachte
ihn zugleich in Berührung mit Augustus und verschaffte ihm ein
sorgenfreies Leben. Noch während des Bürgerkriegs, aber wenig von
demselben berührt, dichtete er die Georgica, und nach Herstellung
der Monarchie, die Aeneis, meist in Campanien und Sicilien sich auf-
haltend. Eben von einer Reise nach Griechenland zurückgekehrt,
starb er plötzlich zu Brundusium. Er wurde zu Neapel an der
Strasse nach Puteoli begraben, welche Stätte denn auch schon im
Altertum wie noch heute den Verehrern der Dichters heilig war.

Die vita des Dona/t 8 (19) sagt: «Vergil war von grosser Ge-
stalt, hatte eine dunkle Hautfarbe und eine bäurische Physiognomie.
Seine Gesundheit war schwankend, öfters sogar spie er Blut. Nahrung
und Getränke nahm er in äusserst geringem Masse zu sich.:» Dies ist
Alles, was uns über seine Person berichtet wird, man müsste denn mit
einigen Auslegern auch die Stelle des Horaz auf ihn beziehen (Sat. I.
3. v. 29 ff.):

Reizbar ist er ein wenig zum Zorn, nicht ganz für die feinen
Nasen der heutigen "Welt. Man muss fast lachen ob seinem
Bäurisch geschnittenem Haar und der kunstlos sitzenden Toga,
Oder dem schlottrigen Schuh. Doch ist's eine wackere Seele,
Wie nicht leicht eine zweite fürwahr, und ein grosses Gemüt wohnt
unter der rauheren Hüll' im Verborgenen.

Aus einem Epigramm des Martiala erfahren wir, dass es schon
in der Mitte des 1. Jahrhunderts Abschriften seiner Gedichte gab, die
sein Bildnis an der Stirne trugen. Ebenso gehörte Vergil zu den

1 Martial XIV. 186:

Quam brecis immensum cepit membrana Maronem,
Ipsius Kultus prima tabella gerit.
 
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