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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0088

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76 Ti. und C. Gracchus.

Jahrhundert der Republik angehörige Bildnis stellt einen jungen
Mann dar von edler Sehädelbildung und hoher bedeutender Stirn,
über welcher das kurz geschnittene Haar bereits etwas zurücktritt,
von strammen Formen und dem Ausdruck mühsam bezwungener
Leidenschaftlichkeit und entschlossener Thatkraft.

Bei einer nachträglichen Durchmusterung der glyptischen Denk-
mäler habe ich indes zu meiner Verwunderung bemerkt, dass einige
auf die Gracchen bezogenen Gemmenbildnisse beinahe als Bestä-
tigung jenes Einfalls dienen könnten. Ein Karneol bei Cades V. 165
zeigt einen ähnlichen Kopf mit dünnem Stirnhaar, der durch die bei-
gesetzten Buchstaben T. GR. als der ältere Gracchus bezeichnet zu sein
scheint. Und wiederum ein ähnlicher mit nur etwas kahlerer Stirn
in Florenz Nr. 195 (Cades V. 194)' wurde von Gori nach einem Stein
aus dem Museum Andreini, welcher die Buchstaben C. GR. trägt,
C. Gracchus genannt2.

Wie wenig freilich auf diese Deutungen zu geben ist, beweist
ein dritter Karneol (bei Cades V. 166) mit flaumbärtigem fast ide-
alem Kopf, der, obwohl vom vorigen ganz verschieden, ebenfalls und
noch deutlicher als der jüngere Gracchus (C. GRA.) bezeichnet ist.
Vielleicht sind alle drei gefälscht.

C. Marius.

Cajus Marius, ein Bauernsohn aus der Nähe von Arpinum,
geb. 155 v. Chr., erlangt trotz des Widerstandes der Nobilität das
Consulat 107, beendigt den jugurthinischen Krieg 106, besiegt die
Cimbern und Teutonen 102 und 101, wird zum sechstenmal Consul
100, zeigt sich aber als Staatsmann seiner Aufgabe nicht gewachsen.
Im J. 88 versucht er dem Sulla den Oberbefehl gegen Mithridates
zu entreissen. Sulla vertreibt und ächtet ihn. Aber nach Sullas

1 Abg. Mus. Florent. Gemmae I. Taf. 42. 7.

2 Jetzt heisst er, wahrscheinlich nach der Mareellusmünze (Münztaf. 1.16.17),
deren Bildniskopf man der Umschrift wegen auf den Münzmeister bezog, Lentulus
Marcellinus.
 
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