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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0262

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Vergil.

werden kann. Vollends ist es verkehrt, in der unrömischen Haar-
tracht den «bäurischen Schnitt» erkennen zu wollen, welcher dem
angeblichen Vergil bei Horaz 1 nachgesagt wird.

Dass die Bezeichnung trotzdem ein gewisses Glück gemacht hat,
ist nicht zu leugnen. Sie ist auch von deutschen Archäologen 2 ge-
billigt und auf die Wiederholungen der Büste in andern Museen
übertragen worden. So auf die im capitolinischen Museum3,
und die in der Ermitage zu Petersburg Nr. 326 4. Aehnliche unter
anderm Namen befinden sich in Villa Albani Nr. 48 (Alexander
genannt), und im Musee Calvet zu Avignon (Vestibüle)5.

Schliesslich erwähnen wir, dass Maffei auf Grund einer Namens-
aufschrift die Togastatue eines jungen Mannes im Conservatoren-
palast zu Rom als Vergil abgebildet hat6. Indes ist der Kopf und
vermutlich auch die Inschrift modern, weshalb die Statue gegenwärtig
nicht mehr unter den öffentlich aufgestellten Denkmälern figuriert.

Ebenso scheint die Marmorbüste mit dem Namen Vergils, welche
Herr Durocker 1837 in Capri ausgegraben kaben soll, und worin der
Dichter sowohl in den Zügen als in dem melancholischen Ausdruck
mit Talma als Hamlet oder Orest Aehnlichkeit habe7, apokryph zu sein.

Horaz.

(Miiuztaf. V. 116.)

Q. Horatius Flaccus, geboren zu Venusia 65, starb 8 v. Chr.
nicht ganz 57 Jahre alt. Er wurde zu Rom erzogen, studierte dann

1 Husticius tonso, in der oben angef. Stelle (Sat. I. 3).

2 Z. B. von Weleker Akad. Kunstmus. Nr. 199, allerdings im Widersprach
mit seiner Ausgabe von 0. Müllers Handbuch p. 734. 3.

3 Abg. Bottari I. 2; Righetti I. 15. 3.

4 Abg. d'Escamps Marbr. ant. du Mus. Campana pl. G3.

6 Die Beantwortung der Frage, wer denn aber in diesen Büsten darge-
stellt sei, gehört nicht hierher. Nur so viel mag bemerkt werden, dass nach
dem lockig in die Stirn fallenden und sie beschattenden Haar weder für Alexander,
noch für Helios (Heydemann), noch auch für einen der Dioskuren (Dütschke) eine
grosse Wahrscheinlichkeit vorhanden ist. Visconti und Mainardi deuteten sie
als Darstellungen strassenbeschützender Laren (Iconogr. rom. p. 376).

6 Danach auch beiClarac pl. 907; Righetti Camp. II. 246. Vgl. Beschr. der
Stadt Rom III. 1. p. 124.

7 Weleker Kunstmus. zu Nr. 199.
 
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