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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0020

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Romulus.

Romulus.

Die Personen der beiden ersten Könige, Nnma freilich erst
ziemlich spät, sind von der Sage enger als die der übrigen mit den
Grundlagen des römischen Staates verflochten worden. Dem grösse-
ren Anrecht auf den Dank der Nation entsprach daher auch, zu-
mal bei dem als Stadtgründer verehrten und später vergöttlichten
Romulus, die grössere Zahl der öffentlichen Denkmäler in Rom.
Man zeigte nicht nur das capitolinische Haus und das Grab des Ro-
mulus, sondern es gab verschiedene ihm geweihte Heiligtümer und
zahlreiche Statuen ' und andere plastische Darstellungen (simulacra
infantium).

Von dem Typus der Statuen können wir uns noch einen unge-
fähren Begriff machen aus den Nachklängen, welche sich davon auf
den späteren Münzen erhalten haben.

Massgebend erscheint namentlich der Denar des Aedilen C.
Memmius2 (Münztaf. I. Nr. 1. 2) mit dem Kopf des Romulus-Quirinus
auf dem Avers, geschlagen zwischen 74 und 50 v. Chr.3. Der Halb-
gott ist auf demselben zeusartig dargestellt, mit über der Stirn em-
porstrebendem, an den Seiten herabwallendem Haupthaar und einem
in spiralförmige, schematisch altertümliche Locken geteilten Bart.
Um den Scheitel ein Lorbeer- oder Myrtenkranz; hinter dem Kopfe
die Umschrift QUIRINUS.

Ein zweites Bildnis des mythischen Stadtgründers glaubte Vis-
conti in dem Kopf einer kleinen vom Senat geschlagenen Kupfer-
münze zu erkennen mit dem Revers der säugenden Wölfin4, angeb-
lich aus der Zeit des Augustus. Nach Cohen ist es aber vielmehr
eine Tessera des Domitian5 und der Kopf stellt nicht den Romulus,
sondern den schilfbekränzten Tiber dar. In der That ein von der
Memmiasmünze verschiedener Typus mit kurzem Haar und ungeglie-
dertem, spitz zulaufendem Bart6.

1 Plut. Rom. Cap. 16.
a Cohen Med. cons. XXVII Memmia 5.

8 Mommsen Gesch. d. r. Münzw. p. 642 N. 291. Nach Cavedoni zwischen
64 vl. 56.

4 Visconti Icon. rom. Tf. I. 2.

5 Cohen Med. imp. VI. p. 544. 15.

6 Dass ein verwandter, man kann nicht sagen ähnlicher Kopf, mit Binde
statt des Kranzes, auf einem Onyx der ehemaligen Sammlung Poniatowski (Ca-
des Cl. V. Nr. 47) die Umschrift Romulus trägt, kann wohl schwerlich etwas in
 
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