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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0021

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Romulus.

Auch von Darstellungen des Romulus in ganzer Figur begegnen
uns Spuren auf den Münzen, darunter eine, die noch durch ander-
weitige Zeugnisse bestätigt wird. Die Reversbilder einiger Münzen
des Hadrian ' und des Antoninus Pius 2 zeigen einen gepanzerten Jüng-
ling, der in der Rechten eine Lanze, über der linken Schulter eine
Trophäe trägt, mit der Umschrift: Romido conditori oder Romulo
Augusto. Sie beziehen sich offenbar auf die Erzählung vom Sieg des
Romulus über die Caeninenser, wie er als erster Triumphator, aber im
Gegensatz zu den späteren zu Fuss, mit den erbeuteten spolia opima
vor seinem Heere einherschritt3. Derartige Bildsäulen gab es zur
Zeit des Plutarch noch eine grosse Anzahl in Rom4, und zu einer
ähnlichen möchte auch, wie Detlefsen bemerkt6, die Inschrift einer
pompejanischen Basis (Mommsen I. R. 2189) gehören6.

Zweifelhafter ist es, ob die sitzende behelmte Figur auf dem
Denar des N. Fabius Pictor7, welche die Priestermütze in der Rechten
hält, die Linke auf einen Schild mit der Inschrift QVIRIN stützt, den
Romulus-Quirinus darstelle. Mommsen fasst sie mit Bezug auf Livius
(Bch. 37, 47 und 45, 44) als ein Bild des Q. Fabius Pictor flamen
Quirinalis (189 bis 167 v. Chr.), geprägt von dessen Enkel oder Ur-
enkel, der vielleicht mit dem bei Cicero8 erwähnten N. Fab. Pictor
identisch 9.

Immerhin brauchte man sich nicht zu wundern, wenn den Sta-
tuen des Romulus, wie es wenigstens die Kaisermünzen andeuten, vor-
zugsweise ein kriegerisches Costüm gegeben wurde 10. Es wäre dies

der Sache beweisen. Dergleichen Aufschriften sind ja meistens modern. — Der
Kopf eines florentinisehen Karneols (Cades V. 48) ist mit keiner der beiden
Münzen mehr zu identifizieren; und der eines Sardonyx en face mit Diadem
(Cades V. 46) würde ohne die Aufschrift, welche Romulus heissen soll, ebensogut
Sophokles genannt werden.

1 Cohen Med. imp. II. p. 241 Kr. 1095.

2 Cohen a. a. 0. p. 385. Nr. 773.

3 Plut. Rom. Cap. 16: »Gehüllt in ein Purpurkleid und das fliegende Haar
mit dem Lorbeer umwunden, trug er das Siegeszeichen hoch an der Schulter vor
dem Heere her, das ihm in voller Rüstung nachfolgte .... Dieser friedliche Auf-
zug war der Ursprung und das Vorbild der in der Folge üblichen Triumphe.«

* Plut. a. a. 0. fin.

5 Detlefsen De arte Rom. ant. p. 4.

6 Vgl. den Stosch'schen Karneol in Berlin (Tölken Verz. d. geschn. Steine
V. II. Nr. 87).

* Coh. Med. oons. pl. XVII Fabia 6.

8 Cic. De div. XXI. 43.

9 Mommsen, Gesch. d. röm. Münzw. pag. 542. Nr. 141.

10 Vgl. Virg. Aen. VI. 779: Viden, ut geminae stant verlice eristae.
 
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