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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0111

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L. Licinius Lucullus.

99

Mitte eine breite zur Nasenwurzel herabfübrende Furche bilden.
Obgleich die Arbeit mittelmässig, erhält man doch den Eindruck
eines bedeutenden Mannes, wenn auch vielleicht nicht gerade den,
welchen der historische Charakter des Hortensius voraussetzen lässt.
Die Aufschrift QUINTUS HORTENSIUS steht auf dem unteren Teil
des viereckigen Bruststücks, ohne dass ein besonderer Rand für sie
ausgespart wäre, was indes zu keinen Zweifeln Anlass geben kann.
Die Epigraphiker (Mommsen) halten sie für echt.

Die angebliche Hortensiusstatue im Museo Torlonia Nr. 115
hat einen modernen, ciceroartigen Kopf. Der Grund ihrer Benennung
ist offenbar nur die rednerische, an den Neapler Aeschines erinnernde
Haltung (die linke Hand auf den Rücken gelegt). — Und wohl eben
dieses Umstandes wegen wurde früher eine Gewandstatue im Museo
civico zu Verona1 so genannt. Aehnlichkeit mit der albanischen
Herme hat keine von beiden.

Eher könnte der Kopf auf einem Sardonyx bei Cades V. Nr.
206 mit der Beischrift Q. HÖR. als dieselbe Person gefasst werden;
doch würde es ohne die Beischrift schwerlich geschehen. Es fragt
sich, ob die Buchstaben nicht modern, und ob der Gemmenschneider
nicht vielmehr den Horaz damit bezeichnen wollte.

L, Licinius Lucullus.

L. Licinius Lucullus war etwas älter als Pompejus, also vor dem
Jahre 106 v. Chr. geboren, und starb kurz vor 56, so dass seine
wahrscheinliche Lebensdauer einige Jahre über 50 betrug. Schon
im marsischen Kriege (90) thätig, diente er als Legat, namentlich als
Flottenführer, unter Sulla im ersten mithridatischen Krieg, wurde 77
Praetor und 74 Consul mit M. Aurelius Cotta. Als solcher mit dem
neu ausbrechenden pontischen Kriege betraut, entsetzte er Kyzikos,
vernichtete die feindliche Flotte, schlug den Mithridates bei Kabira
(72) und den Tigranes von Armenien bei Tigranocerta (69). Allein
die Soldaten, durch Sendlinge des Pompejus aufgehetzt, verweigerten

1 Wieseler. Gott. Nachr. 1874. p. 598; Dütschke Ant. Bildw. in Oberit. IV.
Nr. 610.
 
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