Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.662#0112

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
100 L. Licinius Lucullus.

weiteres Vorrücken, und Lucullus musste unthätig zusehen, wie sich
Mithridates wieder in den Besitz seines Landes setzte. Angefeindet
von den Rittern, deren Wuchergelüsten er entgegengetreten, musste
er den Oberbefehl zuerst an Glabrio und bald darauf an Pompejus
abtreten (66), der nun den Ruhm der Beendigung des Krieges erntete.
Nachdem er drei Jahre vor den Thoren Roms auf seinen Triumph
gewartet, und endlich das Ziel seines Ehrgeizes erreicht hatte, zog
er sich auf seine Landhäuser zurück, um über den Genüssen der
Tafel und der Kunst die erlittenen Kränkungen zu vergessen.

Lucullus war von Person gross und schön ', als Mensch recht-
schaffen und wohlwollend, edler gesinnt als die meisten seiner her-
vorragenden Zeitgenossen, obwohl in seinen späteren Jahren von fast
schwächlicher Genusssucht; als Feldherr streng und unfreundlich,
weshalb er sich niemals der Gunst seiner Soldaten erfreute 2.

Plutarch 3 erwähnt einer marmornen Bildsäule des Lucullus auf
dem Marktplatz von Chaeronea, welche die Bewohner dieser Stadt
aus Dank für seine gefällige Fürsprache in einem Prozesse ihm er-
richtet hatten. Noch weit triftigere Gründe zu solcher Dankbarkeit
hatten die kleinasiatischen Städte. Da jedoch Lucullus den Schau-
platz seiner Thaten einem feindselig gesinnten Nachfolger überlassen
musste, so bleibt es fraglich, ob Vieles zur Ausführung kam. Immer-
hin ist anzunehmen, dass ein Mann, der eine so glänzende Feldherrn-
laufbahn hinter sich hatte, und der seinen ehrgeizigen Wünschen durch
Reichtum und durch persönlichen Verkehr mit den Künstlern Nachdruck
geben konnte, verschiedentlich durch bildliche Darstellungen geehrt wurde.

Obgleich es nun keinem Licinier beliebt hat, den Kopf des
pontischen Feldherrn auf die Münzen zu setzen, weshalb sein Name
weder in den Ikonographien noch in den Museen figuriert, so glaubt
man doch neuerdings seinem Bildnis auf die Spur gekommen zu sein.
E. Schultze hat vor einigen Jahren eine Büste der ehmaligen Samm-
lung Campana, jetzt in der Ermitage zu Petersburg Nr. 77 (abg.
Fig. 14) *, mit unläugbarem Geschick, wenn auch mit zweifelhaftem
Erfolg, als ein solches zu erweisen gesucht5.

1 Plut. Luc. 33.

i lieber sein Leben und seinen Charakter vgl. Drumann G. R. IV. p. 120. 5.
Mommsen R. G. III. 6te Auflage p. 67 und 157.

» Plut. Cim. 2.

4 Nach der photographischen Aufnahme bei d'Escamps Marb. ant. d. Mus.
Campana pl. 56. Eine andere Aufnahme liegt der lithographischen Abbildung
der Arch. Ztg. 1878 Taf. 3 zu Grunde.

6 Vgl. Arch. Ztg. a. a. 0. p. 9. ff.
 
Annotationen