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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0024

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12 Titas Tatius.

angesehen werden kann, fragt es sich nur, ob auch dem Bildnis als
solchem ein Gewicht beigemessen werden darf.

Es ist ein Kopf, anscheinend in mittlerem Alter, mit Vollbart
und schlichtem, in die Stirn fallendem Haar, ohne Diadem. Auf
der Münze des Titurius (Nr. 4) oft roh, selbst von barbarischem
Charakter, mit eigentümlich nach hinten abfallender Scheitellinie,
während er auf der Münze des Vettius (Nr> 3) eine vollendet schöne
Kopfform und ein edles Profil zeigt. Aus diesem Zwiespalt könnte
man schliessen wollen, dass den Münzköpfen kein bestimmt überlie-
fertes Bildnis zu Grunde gelegt sei. Doch sind es eigentlich mehr
Unterschiede des Stils als der Typen, wie denn auch einige Stempel
der Tituriamünzen dem Kopf der Vettiamünze ziemlich nahe kommen.
Und da es nicht glaubhaft, dass neben den genannten Statuen noch
andere öffentliche Bildnisse von Tatius existierten, so hat auch hier
die Rückführung auf jene Denkmäler, die sich im Typus schwerlich
sehr von einander unterschieden haben werden, eine gewisse Berech-
tigung. Die eckigen Formen der Tituriamünzen lassen sich vielleicht
gerade durch die Altertümlichkeit der Vorbilder erklären.

Zwei schöne Gemmenköpfe * mit schlichtem, nach vorn laufen-
dem Haar sind bloss nach der Vettiamünze Tatius genannt, stellen
aber höchst wahrscheinlich Bildnisse der Kaiserzeit dar. Man ver-
gleiche z. B. die sog. Gallienbüste in den Uffizien Nr. 234 2, oder
den sog. Elagabal im Louvre3.

Numa Pompilius.

Numa trägt in der römischen Tradition vor allen übrigen Königen
den Charakter der Ehrwürdigkeit und Heiligkeit, und man wird an-
nehmen dürfen, dass auch die bildende Kunst diesem Charakter
einigermassen gerecht zu werden suchte. Einmal konnte dies durch
Hervorhebung seines hohen Lebensalters geschehen — die Ueberliefe-
rung giebt ihm achtzig Jahre und schon in der Jugend graues Haar —;
andrerseits wird von Dionysius vielleicht nicht ohne Rücksicht auf
damals noch vorhandene Statuen betont, er sei von wahrhaft könig-
licher Gestalt gewesen4.

1 Cades V. Nr. 50 u. 51.

2 Dütschke Ant. Bildw. in Oberit. III. Nr. 223.

3 Clarac pl. 1080. 3327 C.

4 Dion. II. 58.
 
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