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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0230

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218 M. Antonius d. j.

Vater (Münztaf. IV. i)7)l, wurden ungefähr im Jahre 34 in Alexandrien
geprägt. Sie lassen eher einen jungen Mann als einen circa 12jähri-
gen Knaben voraussetzen, und erwecken insofern wenig Vertrauen.
Indes hat der Kopf Aehnlichkeit mit dem seines Vaters, namentlich
dasselbe vorstehende und kurze Kinn und ein senkrechtes Profil.
An erhaltene Marmorbildnisse ist nicht zu denken.

Lucius Antonius.

(Mfraztaf. IV. 98.)

L. Antonius war der jüngste Bruder des Triumvirs. Wenn jener,
wie es wahrscheinlich, im Jahre 83 geboren, so wird man die Geburt
des Lucius, da noch ein dritter Bruder, Cajus, zwischen ihnen stand,
nicht vor das Jahr 81 setzen dürfen. Er war Quaestor im Jahre 50
und gieng dann als Proquaestor nach Asien. Seine Hauptrolle spielte
er als Volkstribun im Jahre 44, in welchem er für seinen Bruder ein
Ackergesetz beantragte, und dann als Consul im perusinischen Krieg
(41). Nach obigem Geburtsjahr kann er damals höchstens 40 Jahre
alt gewesen sein, obgleich das fürs Consulat vorgeschriebene Alter
das dreiundvierzigste war. Schon im Jahre 40 wurde er in Perusia
gefangen und nach Spanien geschickt, und ist von da an verschollen.

Bekanntlich ist bei den pergamenischen Ausgrabungen die Basis
einer Ehrenstatue des L. Antonius im dortigen Gymnasium ge-
funden worden2. Sie war ihm als Proquaestor von Asien, also im
Jahre 49 oder bald nachher, und zwar von der Hand des Künstlers
Menophilos errichtet. Ausserdem verdankte er seinen agrarischen
Umtrieben eine nicht gewöhnliche Anzahl von Ehrendenkmälern in
Rom, darunter eine vergoldete Reiterstatue auf dem Markte, welche
ihn als Patron der 35 Tribus bezeichnete. Ebenso errichteten ihm
die Ritter und die Militärtribunen Statuen, und durch eine weitere
mit der Aufschrift: >Dem Patron des mittleren Janus« bezeugten ihm
die Geldwechsler ihren Dank3. Doch ist die Wahrscheinlichkeit,
dass noch eines derselben erhalten sei, oder dass später noch weitere

1 Cohen Med. imp. 2 ed. p. 58 Nr. 2. Vgl. Med. cons. V. Antonia 36;
Sallet Zeitsehr. f. Numism. II. TT, IX. 2. p. 289.
3 S. Ausgrabb. zu Pergamon 1880. p. 215.
3 Cicero Philipp. VI. 5; VII. 6.
 
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