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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0022

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10 Romulus.

ganz im Einklang mit dem- Charakter, den ihm die Tradition seinem
milderen Nachfolger gegenüher verliehen, und mit dem Charakter des
Quirinns, der ja im Grunde nichts Anderes als der sahinische Mars.
Um so beachtenswerter ist es, dass die capitolinische Statue, wie
uns ausdrücklich überliefert wird, mit der Toga bekleidet war. Diese
hier als Kriegskleid zu fassen, weil die alten Latiner sie angeblich
auch in den Schlachten trugen ', geht nicht an. Denn zu der Zeit,
wo die Statue nmtmaasslicher Weise entstand, waren die Panzer längst
üblich. Sondern es handelt sich ohne Zweifel um die purpurne trabea,
welche, mit einem weissen Saum verbunden, für das Gewand der Kö-
nige galt2, und welche von den Dichtern verschiedentlich dem Eo-
mulus-Quirinus gegeben wird3. Auch Plutarch4 lässt ihn ja in einem
Purpurkleid dem siegreichen Heere vorangehen.

Es ist dies von einiger Bedeutung, wenn wir die Frage entscheiden
wollen, auf was für ein Urbild der Kopf der Memmiasmünze zurück-
zuführen sei. Ganz gewiss hat sich der Münzmeister oder der Stempel-
schneider nicht an eine Panzerstatue gehalten. Hätte er eine solche
vor Augen gehabt, selbst eine unbehelmte wie die der Kaisermünzen,
so würde er es sicher durch irgend ein kriegerisches Emblem im Felde
angedeutet haben. Aber der greise zeusartige Kopf lässt sich über-
haupt nicht mit einem Panzer vereinigen. Hier ist wirklich nur die
Toga der capitolinischen Statue am Platze, und wir sind um so mehr
berechtigt, beide Darstellungen mit einander in Verbindung zu bringen,
als sich die notorische Altertümlichkeit der Statue unverkennbar in
dem Typus der Münze reflectiert.

Allerdings gab es in einzelnen Häusern auch Ahnenbilder des
Romulus, welche zum Vorbild dienen konnten, wie deren eines u. A.
beim Leichenbegängnis des Drusus, des Sohnes des Tiberius, auf-
geführt wurde5, und vielleicht besassen grade die Memmier ein solches,
da sie zu den ältesten Familien gezählt sein wollten6. Aber diese
Ahnenbilder waren wohl späteren Ursprungs und selbst wieder vom
capitolinischen Typus abhängig.

1 Servius zu Virg. Aen. VII. 612.

2 Serv. a. a. 0. Plin. H. N. VIII. 195.

3 Ovid Fast. II. 501: Decorus trabea Romulus. Fast. VI. 369: Lituo pul-
cher trabeaque Quirinns.

* A. oben a. a. 0.
6 Tacit. Ann. IV. 9.
6 S. Mommsen a. a. 0.
 
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