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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0019

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Königszeit. 7

wähnt, indem es zu den übertriebenen Ehrenbezeugungen des Senats
gehörte, dass ihm nach der Schlacht bei Munda eine Statue unter
den Königen decretiert wurde l. Der alte capitolinische Tempel war
unter Sulla (83 v. Chr.) abgebrannt, und es liegt nahe zu vermuten,
dass dabei der statuarische Schmuck ebenfalls zu Grunde gieng, so
dass die erwähnten Königsbilder als Werke des letzten Jahrhunderts
der Bepublik zu betrachten wären. Indes spricht Plinius von ihnen
als von uralten Denkmälern; er meint sogar, die Könige möchten sie
sich selbst noch errichtet haben2. Auch wird hervorgehoben, dass
sie ausser Numa und Servius Tullius noch keine Einge an den Fin-
gern trugen s, ein Gebrauch, der schon am Ende des 4. Jahrhunderts
bei den Senatoren aufkam4, und dass die Statuen des Eomulus und
des Tatius gleich der des Camillus auf der Rednerbühne nach alter
Sitte (ex vetere consuetudine) in der blossen Toga ohne Tunica dar-
gestellt waren5.

Es scheint also doch, dass die Statuen aus einer früheren, wenn
auch nicht alle aus der gleichen Zeit stammten, sei's dass sie den
Brand überdauerten, weil an der Aussenseite des Tempels aufgestellt,
sei's dass sie erst nachher an diese Stelle versetzt wurden. Aus der
Verschiedenheit ihres Costüms möchte man schliessen, dass Romulus
und Tatius zu den ältesten unter ihnen gehörten (vielleicht errichtet,
bevor noch die Siebenzahl der Könige durch die Annalisten fest-
gestellt war)8, und, wenn die andern nicht auf einmal hinzugefügt
wurden, Numa und Servius zu den letzten. Jene würden dann etwa
dem 4., diese dem 3. Jahrhundert v. Chr. zufallen.

Diese capitolinischen Statuen waren, soviel wir sehen, die einzi-
gen, welche die Könige in ihrer Gesammtheit repräsentierten, und,
abgesehen von solchen des Romulus und des Tatius, die einzigen
Königsstatuen, die überhaupt erwähnt werden. Es ist kein Grund,
dies für zufällig zu halten, wenn man bedenkt, was für einen Begriff
die Römer mit dem Königtum zu verbinden pflegten. So kann es
leicht der Fall gewesen sein, dass die Denkmäler zum Prototyp der
späteren Münzbildnisse dienten.

1 Cicero pro üejot. 12. Suet. Caes. 76. Dio 43. 45.

2 Plin. H. N. XXXIV. 29: Atto enim ac Sibyllae Tarquinium ac reges sibi
ipsos posuisse ■verisimile est. Vgl. XXXIV. 22: Primas putarem (statnasj positas
aetate Tarquinii Prisci, nisi regurn antecedentium essent in Capitolio.

3 Plin. XXXIII. 9. 24.

4 Plin. XXXIII. 17.

6 Ascon. zu Cic. pro Scaur. p. 30 Orell. Plin. XXXIV. 23.
6 Was etwa am Ende des 4. Jahrh. v. Chr. geschah. S. Mommsen Rom.
Chronologie p. 137. 2. Aufl.
 
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