C. Marius.
79
J. 70, als er das Andenken an den demokratischen Parteiführer beim
Volke auffrischen wollte '. Wenn es das des Atriums war, so be-
ruhte es höchst wahrscheinlich auf einer Totenmaske. Marius war
ja eines natürlichen Todes gestorben. Auch lebten damals noch so
Viele, die ihn persönlich gekannt, dass nur ein getreues Bildnis vor-
geführt werden durfte. Der mit Caesars Auftreten verbundene Par-
teiumschwung wird dann wohl auch wieder zu Denkmälern des einst
vom Volke auf den Händen getragenen Cimbernsiegers Veranlassung
gegeben haben. Möglicher Weise nahm ihn auch Augustus unter
seine berühmten Männer auf. Aber besonderer Sympathie erfreute
er sich natürlich unter den Kaisern nicht mehr, so dass die Zahl
seiner Bildnisse immer eine massige gewesen sein wird. Es ist viel-
leicht nicht ohne Grund, dass Plutarch sich für das Aussehen des
Marius auf eine Statue zu Ravenna beruft, als ob zu Rom keine von
ihm vorhanden gewesen wäre.
Für das einzige echte
Bildnis des Marius er-
klärte Visconti den
Kopf einer zu Palestrina
gefundenen Glaspaste
mit beigeschriebenem
Namen (C. MAR1VS
VII COS.) im Besitz
des Prälaten Giuseppe
Casali (abg. Fig. 8)2.
Derselbe zeigt eine
Fig. 8. Glaspaate Casali.
kleinliche Schädelbil-
dung, ein vortretendes
Untergesicht, kurzes,
aber volles, ein wenig
gelocktes Haar und
einen leichten Wangen-
bart, letzterer den übri-
gen Zügen nach mehr
ein Zeichen der Jugend
(wozu allerdings das
VII Cos. nicht passt)
als der Vernachlässigung. Die Büste ist mit einem faltenreichen
gefibelten Gewand bekleidet. — Ueber die Existenz und den jetzigen
Aufbewahrungsort der Paste ist mir nichts bekannt. Visconti hielt
sie für sicher antik, obwohl erst dem 2. oder 3. Jahrhundert der
Kaiserzeit angehörig. Wir wollen seiner Autorität in Beziehung auf
die Echtheit keinen Zweifel entgegensetzen. Doch gestehen wir, dass
wir die ikonographische Treue eines so späten unansehnlichen Bild-
werks nicht besonders hoch anschlagen können. Auch scheint uns
ein Vergleich mit dem historischen Charakterbild des Marius eher
zu einem anderen Resultat als zu der von Visconti behaupteten
Uebereinstimmung beider zu führen.
1 Plut. Caes. 5.
* Visconti Icon. rom. pl. IV. 3.
79
J. 70, als er das Andenken an den demokratischen Parteiführer beim
Volke auffrischen wollte '. Wenn es das des Atriums war, so be-
ruhte es höchst wahrscheinlich auf einer Totenmaske. Marius war
ja eines natürlichen Todes gestorben. Auch lebten damals noch so
Viele, die ihn persönlich gekannt, dass nur ein getreues Bildnis vor-
geführt werden durfte. Der mit Caesars Auftreten verbundene Par-
teiumschwung wird dann wohl auch wieder zu Denkmälern des einst
vom Volke auf den Händen getragenen Cimbernsiegers Veranlassung
gegeben haben. Möglicher Weise nahm ihn auch Augustus unter
seine berühmten Männer auf. Aber besonderer Sympathie erfreute
er sich natürlich unter den Kaisern nicht mehr, so dass die Zahl
seiner Bildnisse immer eine massige gewesen sein wird. Es ist viel-
leicht nicht ohne Grund, dass Plutarch sich für das Aussehen des
Marius auf eine Statue zu Ravenna beruft, als ob zu Rom keine von
ihm vorhanden gewesen wäre.
Für das einzige echte
Bildnis des Marius er-
klärte Visconti den
Kopf einer zu Palestrina
gefundenen Glaspaste
mit beigeschriebenem
Namen (C. MAR1VS
VII COS.) im Besitz
des Prälaten Giuseppe
Casali (abg. Fig. 8)2.
Derselbe zeigt eine
Fig. 8. Glaspaate Casali.
kleinliche Schädelbil-
dung, ein vortretendes
Untergesicht, kurzes,
aber volles, ein wenig
gelocktes Haar und
einen leichten Wangen-
bart, letzterer den übri-
gen Zügen nach mehr
ein Zeichen der Jugend
(wozu allerdings das
VII Cos. nicht passt)
als der Vernachlässigung. Die Büste ist mit einem faltenreichen
gefibelten Gewand bekleidet. — Ueber die Existenz und den jetzigen
Aufbewahrungsort der Paste ist mir nichts bekannt. Visconti hielt
sie für sicher antik, obwohl erst dem 2. oder 3. Jahrhundert der
Kaiserzeit angehörig. Wir wollen seiner Autorität in Beziehung auf
die Echtheit keinen Zweifel entgegensetzen. Doch gestehen wir, dass
wir die ikonographische Treue eines so späten unansehnlichen Bild-
werks nicht besonders hoch anschlagen können. Auch scheint uns
ein Vergleich mit dem historischen Charakterbild des Marius eher
zu einem anderen Resultat als zu der von Visconti behaupteten
Uebereinstimmung beider zu führen.
1 Plut. Caes. 5.
* Visconti Icon. rom. pl. IV. 3.