80 C. Marius.
Bei Cades (V. Nr. 171) findet sich ferner ein Gemmenbildnis mit
der Aufschrift C. VII.: Ein Kahlkopf mit gebogener Nase und flammen-
dem Auge, die Physiognomie soweit zutreffend, aber die Aufschrift schon
ihrer Fassung nach modern. — Die blosse Siebenzahl (VII) bei einem
hässlich karikierten Kahlkopf mit überhängenden Brauen und höckeriger
Nase (Cades Nr. 169), oder der Buchstabe M. bei einem kurzgeschorenen
alten Mann mit spöttischem Ausdruck und ebenfalls gebogener Nase
(Cades Nr. 170) können schwerlich als genügende Beweise für die
Mariusbedeutung angesehen werden. Jeder der Köpfe zeigt übrigens
wieder ein verschiedenes Bildnis.
Seit dem Erscheinen der viscontischen Ikonographie ist nun noch
ein weiteres Denkmal bekannt geworden, welches inschriftlich als Marius
bezeichnet ist, ein Denkmal, das, wenn authentisch, die Bedeutung der
Glaspaste (und der Gemmen) gänzlich in den Hintergrund drängen
würde; nämlich eine Togastatue der Sammlung Campana, jetzt in
der Ermitage zu Petersburg Cat. Nr. 194 (abg. D'Escamps Marbres
ant. du Mus. Campana pl. 52) ', auf deren Plinthe der Name:
C. MARIUS C (onsul). Nach dem unbärtigem Kopf mit der kahlen
Stirn und den scharfkantigen Formen hätten wir es mit dem greisen,
schon halb gebrochenen Marius zu thun, nicht mit dem noch in ur-
wüchsiger Kraft dastehenden Sieger von Aquae Sextiae; was übrigens
zu dem oben Gesagten vollkommen stimmen würde. Indessen das
ganze Gesicht, wie mir von competenter Seite mitgeteilt wurde2,
ist modern, und die Inschrift nicht nur ihrer Herkunft (Sammlung
Campana), sondern auch ihrer Abfassung nach (C. für Cos.) im höchsten
Grad verdächtig. Letztere passt schon gar nicht zum Scrinium, das
der photographischen Abbildung nach mit der Plinthe aus einem und
demselben Stück besteht; ein Verächter der Wissenschaft wie Marius
wird nicht mit dem Symbol derselben, dem Scrinium, dargestellt
worden sein. Da nun ausserdem das moderne Gesicht eine nicht zu
verkennende Verwandtschaft mit einem anderen, früher Marius ge-
nannten Bildnis (s. unten Nr. 1) hat, so liegt höchst wahrscheinlich
die Absicht vor, die gefälschte Namengebung durch diese Aehnlichkeit
noch weiter zu beglaubigen.
Ganz willkürlich oder verkehrt ist im 16. Jahrhundert eine
capitolinische Statue (jetzt im Salone Nr. 22)8 als Marius be-
zeichnet und zeitweise ebenfalls mit Namensaufschrift auf der Plinthe
versehen worden. Wiederum ein alter bartloser Römer mit niedriger,
1 Und danach bei Duruy Hist. des Rom. III. p. 263.
2 Von Herrn Staatsr. L. Stephani in Petersburg.
3 Abgeb. Bottari III. 50; Kighetti I. 22; Clarac. pl. 902 und 922. Vergl.
Winckelmann W. VI. 1. p. 213.
Bei Cades (V. Nr. 171) findet sich ferner ein Gemmenbildnis mit
der Aufschrift C. VII.: Ein Kahlkopf mit gebogener Nase und flammen-
dem Auge, die Physiognomie soweit zutreffend, aber die Aufschrift schon
ihrer Fassung nach modern. — Die blosse Siebenzahl (VII) bei einem
hässlich karikierten Kahlkopf mit überhängenden Brauen und höckeriger
Nase (Cades Nr. 169), oder der Buchstabe M. bei einem kurzgeschorenen
alten Mann mit spöttischem Ausdruck und ebenfalls gebogener Nase
(Cades Nr. 170) können schwerlich als genügende Beweise für die
Mariusbedeutung angesehen werden. Jeder der Köpfe zeigt übrigens
wieder ein verschiedenes Bildnis.
Seit dem Erscheinen der viscontischen Ikonographie ist nun noch
ein weiteres Denkmal bekannt geworden, welches inschriftlich als Marius
bezeichnet ist, ein Denkmal, das, wenn authentisch, die Bedeutung der
Glaspaste (und der Gemmen) gänzlich in den Hintergrund drängen
würde; nämlich eine Togastatue der Sammlung Campana, jetzt in
der Ermitage zu Petersburg Cat. Nr. 194 (abg. D'Escamps Marbres
ant. du Mus. Campana pl. 52) ', auf deren Plinthe der Name:
C. MARIUS C (onsul). Nach dem unbärtigem Kopf mit der kahlen
Stirn und den scharfkantigen Formen hätten wir es mit dem greisen,
schon halb gebrochenen Marius zu thun, nicht mit dem noch in ur-
wüchsiger Kraft dastehenden Sieger von Aquae Sextiae; was übrigens
zu dem oben Gesagten vollkommen stimmen würde. Indessen das
ganze Gesicht, wie mir von competenter Seite mitgeteilt wurde2,
ist modern, und die Inschrift nicht nur ihrer Herkunft (Sammlung
Campana), sondern auch ihrer Abfassung nach (C. für Cos.) im höchsten
Grad verdächtig. Letztere passt schon gar nicht zum Scrinium, das
der photographischen Abbildung nach mit der Plinthe aus einem und
demselben Stück besteht; ein Verächter der Wissenschaft wie Marius
wird nicht mit dem Symbol derselben, dem Scrinium, dargestellt
worden sein. Da nun ausserdem das moderne Gesicht eine nicht zu
verkennende Verwandtschaft mit einem anderen, früher Marius ge-
nannten Bildnis (s. unten Nr. 1) hat, so liegt höchst wahrscheinlich
die Absicht vor, die gefälschte Namengebung durch diese Aehnlichkeit
noch weiter zu beglaubigen.
Ganz willkürlich oder verkehrt ist im 16. Jahrhundert eine
capitolinische Statue (jetzt im Salone Nr. 22)8 als Marius be-
zeichnet und zeitweise ebenfalls mit Namensaufschrift auf der Plinthe
versehen worden. Wiederum ein alter bartloser Römer mit niedriger,
1 Und danach bei Duruy Hist. des Rom. III. p. 263.
2 Von Herrn Staatsr. L. Stephani in Petersburg.
3 Abgeb. Bottari III. 50; Kighetti I. 22; Clarac. pl. 902 und 922. Vergl.
Winckelmann W. VI. 1. p. 213.