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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,2): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Galba bis Commodus — Stuttgart u.a., 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.1009#0174
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Gralerius Antoninus. 161

Galerius Antoninus.

Antoninus Pius und Faustina hatten zwei leibliche Söhne, die
aber, so viel wir sehen, weder zu einem höheren Alter, noch zu
irgend welcher Bedeutung gelangten. Sie hiessen M. Aurelius Ful-
vus Antoninus und M. Gralerius Aurelius Antoninus (C. Inscr. L. VI.
988 und 989).

Das Bildnis des letzteren kommt auf zwei griechischen Bronze-
münzen vor, einer Mittel- und einer Grossbronze (abg. Münztaf.
IV. 11. 12) 1. Auf ihrem Revers ist der Kopf der Faustina mit
der Beischrift 0EA, woraus wohl zu schliessen, dass Galerius seine
Mutter überlebt habe (so Lenormant. Cohen, anders Mongez). Der
Prinz ist. in etwas abgeschliffenem, aber beidemal in ziemlich über-
einstimmendem Gepräge als ein anmutiger krauslockiger Knabe dar-
gestellt, mit Stumpfnäschen und von rundlicher Kopfform. — Derselbe
Typus findet sich auf einem flach geschnittenen Onyx bei Cades V-
507, über dessen Echtheit oder Unechtheit Andere bestimmen mögen.

Visconti2 und nach ihm E. Braun3 glaubten zwei Büsten
der capitolinischen Sammlung, die früher auf Annius Verus
bezogene, Kaiserzimmer Nr. 40 (abg. Taf. XLVIII)*, und die des
sog. jüngeren Philippus, ebenda Nr. 69 (abg. Bottari II 71), dem
Galerius zuschreiben zu dürfen. Für erstere liegt in dem Fundort
Lanuvium, der Geburtsstätte des Antoninus Pius, und in den mit-
gefundenen Kaiserbüsten (des M. Aurel, des L. Verus, des Oommodus)
ein gewisser Grund zu dieser Annahme vor. Aber er wird durch
den Typus nicht unterstützt, denn das leicht gebüschelte Haar und
die nach oben vorspringende Stirn stehen in entschiedenem Wider-
spruch zu den Münzen. Jedenfalls kann ebensogut der Bruder des
Galerius oder einer der vielen jung verstorbenen Söhne des M. Aurel
gemeint sein. — Dagegen sehe ich nicht, was uns veranlassen sollte,
die andere Knabenbüste Nr. 69 für eine Darstellung der gleichen
Person oder überhaupt für antoninisch zu nehmen. An dem Namen

1 Lenormant Icon. pl. 34. 9; Cohen II'. pl. 15; vgl. Mionnet VI. incert.
)3. Nr. 604.

2 Pio Clem. VII. p. 112. Anm. 1.

3 Ruinen und Mus. Roms p. 160 und 161.

4 Bottari II. 44.

:ernoulli, Ikonographie. II. 2. 11
 
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