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Bertuch, Friedrich Justin; Bertuch, Carl
Bilderbuch für Kinder: enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Früchten, Mineralien ... alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen und mit einer ... den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet (Band 1) — Weimar, 1801 (2. Aufl.)

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.3198#0181
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rögel. X

B, J, No, $6,

GÄNSE VERSCHIEDENER ART.

verschrieen anch die Gans wegen ihrer
“Uinmiieit ist, so ist sie doch in vieler Rücksicht
cm merkwürdiges Geschöpf, und für den Men-
schen ein höchst nützlicher Vogel. Sie ist zahm
ems der vortreßlichsten Hausgeflügel. Sie giebt
eine gute Speise; ihr Fett, Schmalz, ihre
^edern , Betten und Pelze, und ihre Federkiele
iefern uns eins der niitzlichsten und unentbehr-
lich stcn Bedürfnisse, die Schreibefedern. Ueber-
°sess hat die Gans noch mancherley gute Eigen-
schaften: lie ist kühn und vertheidigt mutlüg ih-
s°Brut gegen Raubvögel und andere Feinde; sie
außerordentlich munter und wachsam; sie ist
'jankbar, und einer Freundschaft und Liebe für
Menscben fähig, die bis zum Tode geht,
"’cnn sie ihren Freund entbehren muss.
Da die Gans in allen Welltheilen lebt, so giebt
es lehr viclerley Arten davon. Die vornchmsten
Qav0n zeigt gegenwärtige Tafel.

No.

Die wilde Gans.

{Anas Anfer serus.)
j, Bie icildc Gnus, von welcher unsere zahme
aus-Gans abstammt, ist grau, kleiner undleich-
. r aB die zahme; daher sie auch als ein Zug-
,.°§el, der im Winter in wärmere Gebenden
i,''A, vortresllich fliegen kann, und sehr weite
n niacht. Sie lebt auf grossen Land-Seen,
“d nährt sich von Körnern, Gras und Fischen.
■^T°. 2. Die Magellaniselie Gans.
{Anas 1Magellanica.')
me lebt wild an den Küßen des Feucrlandes,
g.° tlie Weltumregler Cook und Biron fanden.
Ie hi sehr schön gezeichnet.
No. 3. Die Gumeische Gans.
{Anas Guinenfis.)
*lah^lr ^ ateTBnd ist Africa , und man nennt sie
Q ler ganz unrecht die Turkische, auchSibiriJche
Sie ist grösser als die gewöhnlichen Gänse,
giïi rau' arl Bücken und Fliigeln aber schwarz-
tepU’ und besonders wegen des Kropfs oderBeu-
kjg ’ <|er ikr unter dem Kopfe hängt, merkwürdig,
in I* kn auch häusig zahm in Teutschland
1 en Höfen der Liebhaber.

No. 4. Die Cap-Gans,
{Anas Capenßs.) • _
, Biers ist unstreitig die sche nste ^ on a ^ die
tc» in Farbe und Zeichnung. Sie nersstaucn

Egyptische oder Nil-Gans. Ungeachtet ihres
heissen Vaterlandes lebt und brütet sie docliauch
zahm in Teutschland in den Menagerien grosser
Herren.
No. 5. Die Coromanclelsche Gans,
{Anas Coromandeliaiia.)
Sie lebt wild an der Küste Coromandel, und
hat auf dem Schnabel einen grossen Höcker.
Kopf und Fiais sind schön sclnvarz gefleckt, Brust
und Bauch silbergran, der Rücken stahlblau, und
die Flügel dunkelgrün.
No. 6. Die Canadische Gans,
{Anas Cahadenßs,)
Man nennt sie auch die Schuiaiien-Gans, weil
sie in ihrer Figur Aehnlichkeit mit dem Schwane
hat. Sie ist schwarzbraun und grau, und hat
hinter dem Kopfe eine weisse Binde. Man fin-
det sie häufig auch zahm in Teutschland, Frank-
reich und England.
No. 7, Die Eider-Gans,
{ylnas inolliffima.)
Die-Eid er- Gaus lebtwild im höchsten Norden
an den Kiisten von Island, Grönland und Norwe-
gen , und ist berühmt wegen ihrer kosibaren,
leichten und warmen Federn , der sogenannten
Eidei-Dunen, davon sie ihr Nest bauet, und die
man darinn sammlet. Sie machen einen wichti-
gen Hau lelsartikel ans. Die Eidergans nährt sich
von Fischcn und Muscheln , lebt immer in der
Nordsee, und geht nur ans Ufer, wenn sie brütet.
No, 3. Die Bîmmgans,
oder Brentgans,
{Anas Ecrnicla.)
Sie heisst deswegen die Baumgans, weil man
lange von ihr das Mährchen erzählte und glaubte,
sie waebse an den schoitländischen Kiisten, inForm
von kleinen Knoten, auf Weiden, die, wenn sie
reiften, ab und ins Meer fielen, und nun zu leben-
digen Gänsen würden. Andere glaubten sie wück-
sen wie Schwämme im faulen Holze der Schisse,
oder in gewilsen Muscheln, die man daher Euieu-
JMufchelu nannte. Lauter Fabeln ! Die 'Brentgans
brütet, wie andere Vögel, sehr geheim in den
Orcadischen Inseln, und ist übrigens ein seb'r vor-
trefliches Wildpret sür die Schott- und Irländer.
 
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