bein die Grundidee des Bildes selbst in Worte gefaßt:
„Lieber bester Lavater, könte ich Sie hier auch ein Mahl
sehen, auf denen Ruinen wo vor diesem so grose Thaten
geschahen, scheint ein lebenter Mann erst recht gros, es
ist als erkente man ihn besser. Goethe ist ein Werckliger
Mann, wie ich in meinen ausschweifenten Gedancken ihn
zu sehen mir wünschte. Ich habe sein Porträt angefangen
und werde es in Lebensgröse machen, wie er auf denen
Ruinen sizet und über das Schicksaal der Menschligen
Wercke nachdencket.“
Der Gedanke, Reisende vor der versunkenen Pracht
des antiken Rom darzustellen, war nicht neu. Tischbein
selbst hatte drei Jahre vorher ein Bild gleichen Inhalts
gemalt. Wir kennen es nur aus der Beschreibung: Da
stehen der Domherr Meyer und der Kammerrat Fran-
kenberg bewundernd Arm in Arm vor einer Dea Roma,
der Stadtgöttin Roms, und im Hintergrund werden Pe-
terskirche und Engelsburg sichtbar. Doch auch der Idee,
einen Dichter in der freien Natur zu malen, ein Ge-
danke, dem erst das idyllische 18. Jahrhundert den Vor-
zug gab, begegnen wir in Tischbeins Werk schon früher.
In seiner Jugend hatte er den Dichter J. G. Jacobi in gan-
zer Figur am Fuße einer Eiche sitzend und auf den Be-
schauer blickend gemalt. Beide Vorstellungen, den Dich-
ter in der Landschaft und den Reisenden auf den Ruinen,
sollte das neue Bild vereinen.
Um diese Gedanken ins Bild umzusetzen, hat sich
Tischbein — zwar berichten die Zeitgenossen nichts dar-
über, aber Friedrich Rintelen ist die Ähnlichkeit auf-
gefallen — die entscheidende formale Anregung von
einer Radierung des Niederländers Nikolaus Berchem
geholt (Abb. 6). Berchem (1620-83) war wie Tischbein
ebenfalls als junger Maler nach Italien gekommen und
hat zeit seines Lebens, das er dann in Haarlem und
Amsterdam verbrachte, von diesem Erlebnis gezehrt.
So gibt es von ihm eine Serie von sieben Radierungen
männlicher Tiere — Animalia, die sogenannte Männer-
serie deren Titelbild einen römischen Hirten vorstellt,
der mit erhobenem Oberkörper auf einem Steinblock
halb wachsam sitzt, halb geruhsam liegt. Das Blatt, hier
9
„Lieber bester Lavater, könte ich Sie hier auch ein Mahl
sehen, auf denen Ruinen wo vor diesem so grose Thaten
geschahen, scheint ein lebenter Mann erst recht gros, es
ist als erkente man ihn besser. Goethe ist ein Werckliger
Mann, wie ich in meinen ausschweifenten Gedancken ihn
zu sehen mir wünschte. Ich habe sein Porträt angefangen
und werde es in Lebensgröse machen, wie er auf denen
Ruinen sizet und über das Schicksaal der Menschligen
Wercke nachdencket.“
Der Gedanke, Reisende vor der versunkenen Pracht
des antiken Rom darzustellen, war nicht neu. Tischbein
selbst hatte drei Jahre vorher ein Bild gleichen Inhalts
gemalt. Wir kennen es nur aus der Beschreibung: Da
stehen der Domherr Meyer und der Kammerrat Fran-
kenberg bewundernd Arm in Arm vor einer Dea Roma,
der Stadtgöttin Roms, und im Hintergrund werden Pe-
terskirche und Engelsburg sichtbar. Doch auch der Idee,
einen Dichter in der freien Natur zu malen, ein Ge-
danke, dem erst das idyllische 18. Jahrhundert den Vor-
zug gab, begegnen wir in Tischbeins Werk schon früher.
In seiner Jugend hatte er den Dichter J. G. Jacobi in gan-
zer Figur am Fuße einer Eiche sitzend und auf den Be-
schauer blickend gemalt. Beide Vorstellungen, den Dich-
ter in der Landschaft und den Reisenden auf den Ruinen,
sollte das neue Bild vereinen.
Um diese Gedanken ins Bild umzusetzen, hat sich
Tischbein — zwar berichten die Zeitgenossen nichts dar-
über, aber Friedrich Rintelen ist die Ähnlichkeit auf-
gefallen — die entscheidende formale Anregung von
einer Radierung des Niederländers Nikolaus Berchem
geholt (Abb. 6). Berchem (1620-83) war wie Tischbein
ebenfalls als junger Maler nach Italien gekommen und
hat zeit seines Lebens, das er dann in Haarlem und
Amsterdam verbrachte, von diesem Erlebnis gezehrt.
So gibt es von ihm eine Serie von sieben Radierungen
männlicher Tiere — Animalia, die sogenannte Männer-
serie deren Titelbild einen römischen Hirten vorstellt,
der mit erhobenem Oberkörper auf einem Steinblock
halb wachsam sitzt, halb geruhsam liegt. Das Blatt, hier
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