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Die Bewegung: Zeitung d. dt. Studenten — 10.1942

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Nr. 8 (18. April 1942)
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Satung Des öeutfehm 6tuömtentums-0rgan Der Reicto|h*t)mtmführung

Das Langemarck-Studium im Kriege

Von Dr. Hans-Hermann Walz, Abteilungsleiter im Langemarck-Studium der Reichsstudentenführung

Warum Langemarck-Studium?

Ein Kriegserlebnis war es, das den Namen
des kleinen flandrischen Dorfes Langemarck
unvergeßlich dem Gedächtnis deutscher Sol-
daten und unvergänglich den Herzen deut-
scher Jugend eingeprägt hat. Aber wiewohl
es dem Kriege den Ruhm seines Namens ver-
dankt, so hat man doch nie von einer Schlacht
bei Langemarck als einem kriegsgeschicht-
lichen Ereignis gehört. In das völkische Selbst-
bewußtsein ist dieser Name eingegangen als
Symbol ewiger deutscher Jugend, die im
Kriege gegen den äußeren Feind nicht zuerst
um Bewahrung und Erhaltung des Bestehenden
kämpft, sondern wahrhaft innerlich um G e -
staltung gemeinschaftlicher völ-
kischer Zukunft in neuem Geist,
über der heutigen Jugend steht die Verpflich-
tung derer, die damals die von ihnen erwar-
tete und erkämpfte Zukunft für wertvoller
hielten als das eigene Leben. Aber wir hätten
den Mahnruf der Heldenahnen nur zum Teil
verstanden, wollten wir nicht mehr als unsere
Grenzen schützen und unsere nationale Exi-
stenz sichern. Denn was ist von innen ge-
sehen unsere nationale Existenz? Nichts an-
deres als deutscher Sozialismus, also jener
Sozialismus unverbrüchlicher Kameradschaft,
der in den Schützengräben des Weltkrieges
entstanden ist, der im Jahre 1918 verraten
wurde und der nach zähem Kampf im Jahre
1933 die Grundlagen neuer Gestaltung schuf.

Fortführung im Kriege?

Viele, die den Wert dieser sozialistischen
Einrichtung nicht bestreiten, fragen sich doch:
Was soll mitten in der härtesten Auseinander-
setzung dieses neuen Krieges die Frage nach
dem Zugang zur Hochschule? Gibt es heute
nicht wichtigere Sorgen als die, daß der oder
jener begabte junge Mensch ohne eigene
"Mitte; und Öfiae höhere Schulbildjng zum
Hochschulstudium kommt?' Wir antworten:
Wichtigere Sorgen als diese gibt es durch-
aus, und wenn das Langemarck-Studium eine
Einrichtung wäre, um verkannten Genies und
mittellosen Begabungen den Weg zum Lebens-
glück freizumachen, so bliebe in der Tat
keine andere Wahl, als jetzt seine Pforten
zu schließen und sie möglichst nie wieder
aufzumachen. Hier geht es aber um ganz
andere Dinge als um das Lebensglück ein-
zelner Begabter. Es geht um die Frage, wer
soll in Zukunft auf den der Hoch-
schule zugewiesenen Gebieten im
deutschen Volk führen: nur derje-
nige, dessen Eltern das Geld haben, den Sohn
auf die höhere Schule zu schicken und stu-
dieren zu lassen, oder auch derjenige, der als
Schlossergeselle ein hervorragender Techniker
zu werden verspricht, oder als Handelslehr-
ling ein Kaufmann mit Unternehmungsgeist,
Fleiß und ausgezeichnetem Können, wie ihn
Deutschland nach dem Kriege so dringend
brauchen wird? Diese Frage nach der künf-
tigen Führerschicht im akademischen Bereich
ist nun doch keine private, die den Händen
einer wohltätigen Organisation überlassen
und ohne Not. bis nach dem Kriege zurück-
gestellt werden könnte, sondern sie ist eine
Frage, an der das gesamte deutsche Volk mit
Recht lebhaften Anteil nimmt und erst recht
im Kriege.

Die Kriegsarbeit der Lehrgänge

Selbstverständlich müssen gegenüber dem
Friedenszustand große Einschränkungen ge-
macht werden. Die Angehörigen unserer Lehr-
gänge sind genau so wie etwa die Schüler
der Höheren Schulen arbeitsdienst- und wehr-
pflichtig. Es können also in der
Regel nur Angehörige solcher
Jahrgänge in einen Lehrgang des
L a n gemarck-Studiums aufgenom-
men werden, die das wehrpflich-
tige Alter noch nicht erreicht
haben und es im Laufe der Vorstudienaus-
bildung nicht erreichen werden. Es ist gerade
die Wehrmacht, die großen Wert auf den Ab-
schluß der VorstudienausbHdung dieser Männer
vor ihrer Einberufung legt, da diese dadurch
in den Stand gesetzt werden, leichter und ra-
scher Führungsaufgaben als Unteroffiziere und
Offiziere zu übernehmen.

Dazu kommt eine bereits be-
trächtliche Anzahl von Versehr-
ten Kriegsteilnehmern, die unmittel-
bar oder durch Vermittlung der Wehrmacht-
fürsorgestelle den Weg in die Vorstudienaus-
bildung des Langemarck-Studiums gefunden
haben. Sie werden in jeder Hinsicht ganz be-
sonders sorgfältig betreut und versprechen, in
ihrem späteren Beruf Hervorragendes zu lei-
sten, während ihnen die Ausübung etwa eines
handwerklichen Berufes infolge ihrer Verwun-
dung nicht mehr oder nur noch beschränkt
möglich wäre.

Für die Wintermonate 1941/42 wurden außer-
dem auf Grund eines Erlasses des Oberkom-
mandos der Wehrmacht besonders lang
gediente Soldaten zur Vorstu-
die n a u s b i I d u n g im Langemarck-
Studium beurlaubt. Für diese aus allen
Teilen Europas zusammenströmenden Soldaten
wurden Sonderkurse in Wien, Hannover, Kö-
nigsberg und Prag eingerichtet.

Neue Aufgaben

Neben diesen eigentlichen Lehrgangsauf-
gaben steht das große Arbeitsfeld der Erfas-
sung und Auslese neuer für das Langemarck-
Studium in Frage kommender Männer. Jedem
Lehrgang ist ein Auslesebereich zugeteilt, der
mehrere Gaue oder frühere Länder umfaßt.
Hier gilt es, in unentwegter Reisetätigkeit im
allgemeinen über das Dasein und die Auf-
gaben des Langemarck-Studiums aufzuklären,
im besonderen die zuständigen Dienststellen,
die vorschlagberechtigt sind, zu unterrichten
und die in Frage kommenden Männer erst-
malig persönlich in ihrem bisherigen Lebens-
und Arbeitsbereich kennenzulernen und im
übrigen Tausenden von Fragestellern münd-
lich oder schriftlich Auskunft zu geben. Ge-
genwärtig sind es vor allem natürlich Sol-
daten, die sich an die Lehrgänge des Lange-
marck-Studiums wenden mit der Bitte, ihnen
beruflich weiterzuhelfen.

Mitten im. Kriege sind dem Langemarck-Stu-
dium zwei neue Aufgabengebiete zugewachsen:
die Vorstudienausbildung für die staatliche
Akademie in Chemnitz und die Erfassung und
Betreuung geeigneter Männer in den Nieder-
landen und in Flandern. Während das Lange-
marck-Studium bisher ausschließlich die Kluft
zwischen dem Abschluß der Volksschule und
der Reifeprüfung als der Zulassungsvorausset-
zung für die Hochschule überbrückte, sollte
nun auf Grund besonderen Auftrags durch das
Langemarck-Studium auch die—V.orausSbteuny
für die Aufnahme von Volksschülern in die
Akademie für Technik in Chemnitz geschaffen
werden. Zu diesem Zwecke wurde ein neuer
Lehrgang in Chemnitz eingerichtet, in dem
neben den Erziehern des Langemarck-Studiums
insbesondere Professoren der dortigen Akade-
mie Unterricht geben, der die Angehörigen des
Lehrganges instandsetzt, das Studium in der Aka-
demie aufzunehmen und später als nicht

nur fachlich hoch-
wertige Inge-
nieure, sondern
darüber hinaus
auch als poli-
tisch erzogene
und gebildete
Männer Führungs-
aufgaben besonderer
Art zu übernehmen.

Bei der der deut-
schen verwandten Be-
völkerung der Nieder-
lande und Flanderns
hat sich schon lange
ein Bedürfnis nach
einer das Hochschul-
studium noch in spä-
teren Jahren ohne
viel eigene Mitte! er-
möglichenden Einrich-
tung geltend gemacht.
Nach der deutschen
Besetzung wurde die-
sem Bedürfnis abge-
holfen, indem in Brüs-
sel und in Den Haag
je eine Dienststelle
für Vorstudienausbil-
dung eröffnet wurde,
die die Aufgabe ha-
ben, geeignete Män-
ner festzustellen und
die in Frage kommen-
den Kreise entspre-
chend aufzuklären.

Das Langemarck-Studium, dessen Anfang im
Jahre 1934 liegt, gehört zu den jüngsten Ar-
beitsgebieten der im Reichsstudentenwerk zu-
sammengefaßten sozialen Einrichtungen des
deutschen Studententums. Es hat aus kleinsten

Anfängen pinp ra«"-' »H«»r gpcTi'?« Cr>_+«,"V-V.:
lung genommen zu einer im heutigen Erzie-
hungswesen maßgeblichen Verkörperung der
Idee des deutschen Sozialismus.

Freilich wird die gegenwärtige Nachwuchs-
not in den akademischen Berufen nicht allein
durch das Langemarck-Studium behoben wer-
den können, so wertvoll der Beitrag ist, def
auch in dieser Hinsicht hier geleistet wird. Die
Aufgaben und das Wollen dieser jungen Ein-
richtung studentischer Tatkraft bleiben jedoch

Ob Soldat oder Zivilist: Die ganze Aufmerksamkeit gehört
jetzt dem Studium

Aufn.: Mauritius-Schulze

einer nur quantitativen Betrachtung grundsätz-
lich verschlossen. Das Langemarck-Studium
sieht seine wesentliche Aufgabe in der For-
mung eines neuen Studententyps, der mit dem
Wissen und dem Fleiß früherer studentischer
Genprp*i"^cn die Entsr^'-isspiiheit -zur Tror^rit
wortlichen Tat, den uubeii'.uaren insum .jfe.s
politischen Menschen auf den sieghaften Wil-
len des in Arbeit und Kampf geprägten Na-
tionalsozialisten verbindet. Es ist ein besonders
eindrückliches Beispiel für den im deutschen
Studententum lebendigen Willen, nicht nur zur
Selbsthilfe, wo es nottut, sondern auch zu täti-
ger Verantwortung für Nachwuchs
und Zukunft der. deutschen Hoch-
schule.

niiimiimiiiiiiiiiiiiiiiiiniiin

11111111111 c 1111 r 1111 j 1111.....miiiiiiiiimiimiiimiiimmimiiiMimmiiimiiiiiiimimmi.......iiiiiiiiiiiiininiiiiiiii......luiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiniiiniiiiuiiMiiiiiiiiiniiiiinitiiiiiiiiiiiiiiiiui'

Walter Schamlott:

Unser Schicksal hat sich erfüllt!

Als unsere Väter in den blutigen Schlachten
des Weltkrieges standen, wurden wir geboren.
Wir haben jene Zeit nicht mit Bewußtsein er-
lebt; es blieb uns verborgen, daß unsere Väter
nach dem verbissenen hoffnungslosen Rück-
zug 1918 an unseren Wiegen standen und vor
ihrem geistigen Auge noch einmal die Jahre
des Kampfes, der Opfer, des Leides und Blutes
auferstanden, um zuletzt vor der bangen Frage:
„Umsonst?" zu stehen. Mag nicht in den Her-
zen und Hirnen des einen oder anderen in-
stinktiv die Erkenntnis aufgedämmert sein, daß
sich unser Schicksal einmal im Kriege erfül-
len würde, daß wir einmal Vollender des
Kampfes von 1918 sein würden, daß wir ein-
mal das gestalten müßten, was sie auf den
Schlachtfeldern Flandern und Rußlands erahn-
ten, ohne ihm greifbare Gestalt geben zu kön-
nen — dieses Neue. Revolutionäre? Und unser
Schicksal hat sich im Kriege erfüllt!

Wir wuchsen in einem Frieden auf, der kein
Friede war.

Inflation und Klassenkampf, Bruderkrieg und
düstere Hoffnungslosigkeit senkten ihre Schat-
ten über unsere Kindheit. — Bis dann jener
Mann aufstand, Frontsoldat wie unsere Väter
auch, und nicht müde wurde, das Volk und vor
allem uns, die Jugend, aufzurufen, den Glau-
ben an Deutschland nicht zu verlieren.

Der Frontsoldat des großen Krieges wurde
uns Vorbild" und Symbol.

Und nun war es an uns, zu erkennen, daß
wir das Erbe antreten sollten und müßten, daß
uns das Schicksal ausersehen hatte, jenen
Kampf zu Ende zu führen, den unsere Väter-
begannen.

Und der Tag kam, der uns das Schwert in die
Hand drückte.

Wir zogen in den Augusttagen 1939 nach
Osten, kein brausendes Lied, keine über-
schwengliche Begeisterung begleiteten uns,
eine Mannschaft zog ins Feld, hart und ent-
schlossen, nüchtern und gläubig, aber mit lei-
denschaftlichen Herzen — Söhne der Front-
kämpfer des großen Krieges.

So erlebten wir unsere Feuertaufe, spürten
am eigenen Fleisch und Blut das unerbittliche
Gesetz des Krieges, warfen auf der Brücke zwi-
schen Leben und Tod ab, was noch faul und
morsch war — und betteten die ersten Kame-
raden in polnischer Erde.

Und noch eins war es, was uns in jenen Ta-
gen erfüllte: Achtung und Dankbarkeit vor un.
seren Vätern, den Kämpfern des Weltkrieges.

Wir durften als Sieger heimkehren, dank-
baren Herzens, im Bewußtsein erfüllter Pflicht.

Wenige Monate später begann der Feldzug
im Westen. Auf dem blutgetränkten, uns heili-
gen Boden, der einst zerfetzt und zerrissen,
heute die ersten Frühlingsblumen zeigte, stürm-
ten wir vorwärts. Hier also rangen unsere Vä-
ter vier lange Jahrel Namen, die uns längst
Begriffe geworden waren: Verdun und Namur,
Reims und Epinal u. a. m. erhielten einen neuen
Klang.

Wir stehen im Spiegelsaale von Versailles.
Der Gedanke, daß hier einst ein glanzvolles
entscheidendes Kapitel deutscher Geschichte
begann, wird zurückgedrängt von der Tatsache,
daß in diesem Saal ein Frieden geschlossen
wurde, wie ihn schmachvoller die Welt-
geschichte nicht kennt.

An alles hatten die Herren gedacht, um ein
ganzes Volk zu vernichten und auszurotten, nur
mit einem haben sie nicht gerechnet:, sie haben
nicht glauben wollen, daß deutsches Blut wie-
der einmal aufstehen und mit elementarer Ge-
walt zunichte machen würde, was wahnsinnige,
haßerfüllte Hirne ersonnen.

Und nun steht dieses Blut hier, stehen wir
hier und geloben feierlich, das Schwert nicht
eher aus der Hand zu legen, bis Schande und
Unrecht endgültig getilgt.

Und wieder beherrschte uns im Sieg nicht
lauter Übermut. Wir wußten: ohne das Opfer
von 1918 waren unsere Siege nicht denkbar.
Wir wußten aber auch, daß wir uns als würdig

und stark erwiesen hatten, das uns übertragene
Erbe zu tragen. Und darauf waren wir ■ un-
bändig stolz!

Uns wurde zur Gewißheit, daß dies die letzte
Schlacht noch nicht gewesen sei!

Nach kurzen, harten Gefechten erlebten wir
im Südosten, wie ein freiheitsliebendes und
Jahrzehnte unterdrücktes Volk uns zujubelte
und mit Blumen überschüttete, wie uns kroa-
tische' Bauern auf den Paßstraßen der Dina-
rischen Alpen ihr „Heil und Dank!" zuriefen,
wir durften in den Augen der Griechen Ge-
nugtuung und Freude lesen, endlich von bri-
tischer Machtgier und unverantwortlichen Füh-
rern befreit zu sein.

Und nun stehen wir zum zweiten Male im
Osten. Von der Murmanküste bis zum Schwar-
zen Meer werfen in unaufhaltsamen Vorstoß
unsere Divisionen und Armeen die Bolsche-
wisten zu Boden.

über den Weiten Rußlands, seinen Steppen,
Wäldern und Sümpfen steht glutrot der Him-
mel.

Wir marschieren auf den Straßen des Grau-
ens, des blutigsten Chaos. In keinem Feldzug
wurde so hart, so blutig und rücksichtslos ge-
kämpft wie hier im Osten. In keinem Feld-
zug wurden aber auch so gewaltige Siege
errungen.

Und wir jungen Frontsoldaten erkämpfen
hier unseren größten Sieg! Daheim läuten die
Glocken von den Türmen, liegt das Land im
Frieden.

Kein Bolschewist, es sei denn als Gefange-
ner, hat deutschen Boden betreten. Aber dies
Land hier, dieses weite, fruchtbare Land ist
gezeichnet, windet sich im Blut und verkommt
in Elend und Dreck, über allem steht die
grinsende, blutrünstige Fratze des Bolschewis-
mus. Heimat, davor haben wir dich bewahrt!

Noch sind wir nicht am Ende, aber wir wis-
sen: der Kampf, den die Väter begonnen, wird
vollendet — am Ende aber steht der Sieg!

So hat sich unser Schicksal erfüllt!

Folge 8 / Die Bewegung / Seite 3
 
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