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Studienurlauber abmarschbereit

Was war das damals für ein Gefühl gewe-
sen, als uns der Kommandeur Anfang Dezem-
ber eröffnete, wir dürften drei Monate in die
Heimat, um unsere Diplomprüfung abzulegen
oder ein Semester an der Hochschule weiter-
zustudieren. Wir waren erst ein wenig un-
gläubig und erinnerten uns dann, daß wir schon
vier Jahre bei unserer Truppe waren, und es wohl
stimmen mußte. Eine echte Freude stieg in
uns auf: Deutschland und die Hochschule wie-
dersehen zu dürfen. Der letzte Tag auf der Be-
obachtungsstelle war trotzdem ernst wie alle
anderen. Wir dachten an die Kameraden, die
vor dem Feinde blieben, und versenkten uns
still in die Erfüllung unserer Sehnsucht, in
den Gedanken an das Zuhause, das unser war-
tete. Als sich aber im Vorfeld ein kleiner
Trupp Russen bemerkbar machte, da schössen
wir noch einmal mit der alten Inbrunst nach
Vernichtung und Sieg, drückten am Abend den
Gefährten, mit denen wir den Feldzug von An-
fang an mitgemacht, die Hand und gingen, ohne
viel Worte zu machen, mit ihren Wünschen
beladen, die Heimat zu grüßen. Auf Wieder-
sehen sagten wir einander.

Auf den Last- und Eisenbahnwagen der fünf-
tägigen Heimfahrt dachte mancher von uns ver-
stohlen, ob er denn Vater, Mutter und Mäd-
chen wie früher entgegenzutreten vermöchte,
ob sich in ihm nicht vieles geändert haben
müsse seit dem Tage, wo er sie das letzte Mal
sah. Ob es wahr wäre, was die junge Frau
an ihren Mann schrieb, sie könne nur fragen,
ob wir noch Menschen wären nach dem allen.
O ja, wir waren instinktsicher, naturverbun-
den und in manchem zum Raubtier geworden,
aber Menschen geblieben. Trotzdem! Wir fühl-
ten es bei jeder Station, die uns der Heimat
näher brachte, bei den großen Halten, wie die
Steppe ferner, das Kulturland näher rückte,
wie der Mensch sich außerhalb der Gefahr
wieder regte. Brest-Litowsk mit seinen steiner-
nen Häusern und gepflasterten Straßen er-
schien uns als planvolle Stadt nach Borowsk
und Roßlawlund; doch hatten wir im vorigen
Sommer vorm überschreiten des Bugs geglaubt,
schon am Ende der Welt zu sein und daß
es kaum noch schlechter kommen könne. Der
Einmarsch in das Sowjetparadies hatte uns
eines besseren belehrt; und die Rückfahrt bestä-
tigte es wieder. Immer mehr verstärkte sich
jetzt das Gefühl der sinnvollen Ordnung, und
als wir durch Posen fuhren, da wußten wir
so sicher wie noch nie, daß diese Stadt, dieses
Land deutsch ist. Wir jauchzten beim Anblick
der baumbehüteten Landstraßen, der sauberen
Dörfer und der Äcker, über die der arbeits-
schwere Schritt unserer Bauern geht.

Wieder daheim!

Dann war plötzlich die Heimat — Berlin!
Auf»,,,dem Bsnnhpf^eV-'edrichstraße^^tterte«
.</-- twdb' unbehc.eh aus dem Zug."Man sah
es uns an, woher wir kamen: An unseren Ge-
sichtern, den entlausten, verschlissenen Uni-
formen, an der Decke, die wir über der Schul-
ter trugen, die uns gegen die russische Kälte
geschützt hatte. In der Straßenbahn machte
alles respektvoll Platz, man hielt uns augen-
scheinlich noch nicht für ganz stubenrein. Der
erste Gang führte zum Telephon. Unsere Post,
die unser Kommen melden sollte, hatten wir
überholt. Daß es solche Dinge überhaupt gab,
die so ordentlich funktionierten, mit denen
man mit jedermann sprechen konnte. Früher
war das selbstverständlich gewesen. Ein Ka-
merad sagte: Meine Mutter ist krank, ich muß
sie erst vorbereiten, daß ich komme. Denn
auch ein freudiger Schreck ist gefährlich. Ich
werde einer Bekannten sagen, sie möchte zu
ihr gehen und ihr erzählen, ich käme in drei
Tagen. Nun und nachher bin ich dann einfach
da.

Dann kam das Zuhause, die Eltern, das Mäd-
chen, der erste Händedruck, das beinah fas-
sungslose Staunen und später die Freude und
das erste Gespräch, tastend auf beiden Seiten:
Verstehen wir uns noch? Das Bad, in dem
sich mühsam der letzte russische Dreck löste,
das weiche Bett und ein traumloser Schlaf. Am
nächsten Morgen der gedeckte Frühstückstisch.
Die kleine Zimmerpalme steht noch immer.
Es war fast nicht zu glauben.

Der erste Brief am Schreibtisch lautete: Liebe
Kameraden! Ihr da draußen! Wir haben Eure
Frauen und Kinder besucht und ihnen von
Euch erzählt. Es geht alles gut. Klein-Margret
hat sich über unsere Puppe sehr gefreut. Bis
zum März! Haltet die Ohren steif!

Auf der Hochschule lächelten wir uns zu,
wie sauber und gepflegt wir waren. Hier soll-
ten wir also hören, nicht mehr schießen, son-
dern in Büchern lesen. Wir trugen uns ein.
Es war im Anfang nicht ganz einfach, den
Gang der Handlung der Immatrikulation vom
Zimmer 300, 2. Stock links, nach Zimmer 101,
T. Stock rechts, und 47 unten im Erdgeschoß
>4urch den Wald der auszufüllenden Frage-
bogen zu verfolgen. Wir spotteten ein wenig
darüber und waren uns doch klar, daß auch
dieses seine Berechtigung habe, daß sogar hierin
ein Teil unseres Erfolges liegen müsse. Wir
waren eben nicht mehr daran gewöhnt.

Die Arbeit fing an. Es ging besser, als wir
dachten: Wir waren nicht durch den Krieg
entwöhnt, im Gegenteil spannungsfrisch und
der Wissenschaft mit klarem Kopf und ganzem
Herzen aufgeschlossen. Freilich gab es Pro-

11
I

WICHTIGE ANGABEN

für den Druck von Dissertationen vermittelt
jedem Doktoranden unsere von den Studie-
renden beifällig aufgenommene Druckschrift.
Bitte machen Sie Gebrauch davon, auch in
einer Zeit, in welcher Druckzwang nicht be-
steht. Sie haben Gewinn und Freude davon.

J.C.C. Bruns. Minden i.W. 1

Abteilung Dissertarionsdruck * Postfach 405

Von Rudolf Naumann

fessoren, die unnahbar in ihrer Gelehrsam-
keit mitten in der Wissensfülle ihrer Vor-
lesung standen und nicht zur Notiz zu nehmen
schienen, daß wir neu dazu gekommen waren
und das Gefühl haben mußten, als drehten
wir uns ratlos in einem Labyrinth des Geistes.
Aber das waren nur wenige. Der weitaus
größte Teil dagegen half uns kameradschaft-
lich. Gerade die besten unter ihnen waren für
unsere Fragen immer zu sprechen und la-
sen nach, was wir seit dem Herbst nicht zu
hören vermochten, wo uns die Zusammenhänge
fehlten. So geschah es dann, daß wir sehr
bald in das alte, seit Jahren verlassene Gleis
kamen. Als die Wehrmachtsberichte von den
schweren Abwehrkämpfen im Osten zu spre-
chen begannen und die Nachricht kam, daß
dfeser oder jener Kamerad inzwischen gefal-
len war, wurden wir doppelt angefeuert, uns
des Fronturlaubes würdig zu erweisen und
unser Ziel in kurzer Zeit zu erreichen.

Heute sind wir wieder abmarschiert in Rich-
tung Front. Wir danken unseren Lehrern für
das, was sie uns gaben, für die herzlichen
Worte des Abschieds. Wir denken an die Ka-
meraden, an ihre erste Frage: Wie war die
Heimat?

Wenn wir ihnen dann antworten, werden wir

uns der vielen kleinen Ereignisse erinnern,

die wir hier erlebten. Nicht des unhöflichen
Tons im Restaurant, nicht des intellektuellen
Meckerers einer aussterbenden Kurfürsten-
dammweit, nicht einiger wenigen Medizin-
studenten, die sich in ihren Reden des Vor-
zugs ihres Berufes nicht würdig erwiesen. Diese
wenigen ertrinken in der Masse der anderen.
Wir denken dann an den Arbeiter, den wir
morgens auf der Fahrt zur Rüstungsfabrik tra-
fen, an die Frau, die ihren Mann im Kriege
verlor, und dieses Schicksal mit Würde zu
tragen weiß, an die Krankenschwestern des
Lazaretts, an den Onkel Ministerialrat, der die
Arbeit zweier eingezogener Kollegen ohne zu
murren übernimmt, an die Nachbarin, die der
kranken Mutter im Haushalt hilft, an die Stra-
ßenbahnschaffnerin, an den Greis, der sich
der NSV. zur Verfügung stellte, an den Hit-
lerjungen, die Arbeitsmaid. An die Tausende
freiwilligen Helfer bei den Sammlungen für
das WHW, an die Wintersachensammlung, die
wir auf der Seite der Gebenden miterlebten,
und an vieles andere.

Wir fühlen uns dann als Mittler zwischen
Heimat und Front. Wir antworten ihnen dann
auf ihre Frage: Wie ist die Heimat? Ihr könnt
ganz ruhig sein. Die Heimat steht!

Ausländer machen ihren Doktor
an deutschen Hochschulen

Von Bibliotheksrat Dr. Hans Praesent

Der einem bekannten ciceronischen Zitat
nachgebildete Satz, daß im Kriegslärm die Wis-
senschaften schweigen, besteht heute nicht
mehr zu Recht. Im Gegenteil, die Erfolge im
heutigen Kriege offenbaren die große Bedeu-
tung unserer Gelehrten und Erfinder auf fast
allen Wissensgebieten; denn sie allein schaf-
fen die Grundlage, ohne die auch die tapfer-
sten Armeen nichts ausrichten .könnten. Gewiß
sind die Hörsäle und Laboratorien unserer
Hochschulen leerer geworden, da ein Teil der
besten Jugend im Felde steht, aber trotzdem
geht das wissenschaftliche Leben unbeirrt und
mit verdoppelter Anstrengung der Daheimgeblie-
benen weiter. Auch die Zahl der Ausländer an
den deutschen Hochschulen ist nur wenig 'zu-
rückgegangen ■— ein Zeichen für das große
Vertrauen, das fremde Nationen in unsere
Sache setzen. Eine kürzlich durch die Tages-
presse gegangene Notiz besagte, daß im ersten
Trimester 1941 die hohe Zahl von 3464 Aus-
ländern fremder Staats- und Volkszugehörig-
kfl't ,in den .SJoch^rh-ulpjj p\pjs Orofdf,, ' -hen
Reiches studierten, aie Sb' verschiedenen Staa-
ten angehörten. Diese Statistik wollen wir
heute durch die Untersuchung ergänzen, wie-
viele Ausländer sich im vorletzten Jahre an
den deutschen Hochschulen ihren Doktorhut
geholt haben. Grundlage dafür bildet der so-
eben erschienene Jahrgang 56 des „Jahres-
verzeichnis der deutschen Hochschulschriften"
für das Jahr 1940, der im Verlag des Börsen-
vereins der Deutschen Buchhändler erschienen
ist. Dieses wichtige Verzeichnis wird von der
Deutschen Bücherei in Leipzig auf Grund
sämtlicher der bei ihr eingehenden und in der
„Deutschen Nationalbibliographie Reihe B"
angezeigten Hochschulschriften bearbeitet und
vereinigt möglichst alle im Berichtsjahr er-
schienenen allgemeinen Hochschulschriften,
Habilitationsschriften und Dissertationen mit
einzelnen Nachträgen aus früheren Jahren. Der
neue Band für 1940 verzeichnet 7110 Titel, an
denen die Universitäten mit 6120, die Tech-
nischen Hochschulen mit 524 und die übrigen
Hochschulen mit 466 Titeln beteiligt sind.

Hochschulschriften von Ausländern

Erstmalig wurde nun in diesem Berichtsjahr
statistisch untersucht, wieviele Ausländer (ohne
die im Ausland lebenden Reichsdeutschen und
die Volksdeutschen im Ausland) Verfasser von
Hochschulschriften sind und welchen Nationen
sie angehören. Es wurden insgesamt 18 1
Schriften von Ausländern (davon
4 Habilitationsschriften) festgestellt (das sind
2,6 Prozent der Gesamtzahl). Von den beteilig-
ten Nationen steht China mit 37 Arbeiten an
der Spitze, es folgen das ehemalige Jugoslawien
mit 22 (darunter 2 Habilitationsschriften), Grie-
chenland mit 21 (1 Habilitationsschrift), Bulga-
rien mit 20 (1 Habilitationsschrift), Rumänien
mit 11, die Türkei mit 11, Britisch-Indien mit 9,.
die Vereinigten Staaten von Nordamerika mit
5, Iran, Peru und Thailand mit je 4, Ägypten
und Afghanistan mit je 3, Estland, Finnland,
Japan, Lettland, Litauen, Niederlande, Nor-
wegen, Ukraine mit je 2, Armenien, Chile,
Dänemark, England, Island, Kolumbien Por-
tugal, Rußland, die Schweiz, Spanien und
Syrien mit je 1 Arbeit. An den 181 Hochschul-
schriften von Ausländern sind beteiligt: Berlin
Univ. mit 45, München Univ. mit 37, Berlin Tech-
nische Hochschule mit 12, Wien Tierärztliche
Hochschule mit 8, Hamburg und Leipzig Univ.
mit je 7, Bonn und Frankfurt mit je 6, Köln
mit 5, Dresden, Göttingen und Jena mit je 4,
Breslau, Darmstadt, Leipzig Handelshochschule
und Nürnberg mit je 1. Auf die Universitäts-
Hochschule, Heidelberg, Marburg, München
Technische Hochschule, Münster, Tübingen und
Wien Hochschule für Welthandel mit je 2,
Aachen, Berlin Wirtschaftshochschule, Ebers-
walde, Erlangen, Freiburg, Gießen, Halle, Han-
nover Tierärztliche Hochschule, Hohenheim
und Nürnberg mit je 1- Auf die Universitäts-
fakultäten und die fachlichen Hochschulen ver-
teilen sich die Arbeiten in folgender Weise:
Mediz. Fakultät 56, Philos. Fakultät 48, Jurist.

Fakultät 34, Techn. Hochschulen 24, Tierärzt- 3

liehe Hochschulen 9, Handelshochschulen 7, S

Theol. Fakultät 1, Forstl. Hochschulen 1 und 3

Landwirtschaft!. Hochschulen 1. Von den vier 3

Habilitationen fanden 2 in der Mediz. Fakultät 2

Frankfurt, 1 in der Mediz. Fakultät Breslau und 3
1 in der Jurist. Fakultät Leipzig statt.

Diese statistische Ubersicht gewinnt mehr ;

Leben, wenn man sich die Arbeiten dieser Aus- 2

länder näher betrachtet und die von ihnen auf- 3

gestellten Lebensläufe studiert. Zunächst mag es 3

überraschen, daß China bei weitem die meisten S

Doktoranden gestellt hat, obwohl sich das Land S

schon seit 7 Jahren im Kriegszustand befindet. s

Von den 37 Chinesen haben allein -22 in Berlin 3

promoviert. »

Die Aufteilung der einzelnen Fakultäten |

Auffallend ist ihre Bevorzugung der Natur- 5
Wissenschaften mit 15 Arbeiten; dann folgen 3
Medizin mit 8 und Technik mit 4 Themen. Die 3
r'-::vise>v tUjimen zum größten Teil aus den 5
Küstenprovinzen; soweit sich ermitteln ließ, 5
kamen mindestens 23 aus Kuang-tung, Fukien, 3
Tschekiang, Kiangsu und Schantung, aber auch 5
im Innern Chinas, der Japan nicht zugänglichen 5
Einflußsphäre, waren einige gebürtig. Als Väter 3
waren 10 Kaufleute, 8 Akademiker und 5 Be- 3
amte zu ermitteln, die ih den Küstenhäfen, die 5
die Tore Chinas zu der weiten Welt bedeuten, 5
ihre Söhne auf den Wert deutscher Hochschul- 3
bildung hingewiesen haben mögen. Von den 3
22 Doktoren des ehemaligen Jugoslawien pro- 3
movierten allein 10 aus naheliegenden Grün- -
den in Wien. 8 erkoren sich die Veterinär- 3
medizin als Fach (davon 7 in Wien), und 6 wid- 3
meten sich den Wirtschaftswissenschaften. Von 2
den 21 Griechen holten sich je 6 in Berlin und I
München ihren Doktorhut, 4 in Hamburg, und 3
ihre Vorliebe galt in je 8 Fällen der Medizin 3
und der Rechtswissenschaft. Die von den 20 3
Bulgaren bevorzugte Universität ist München 3
(9), und in weitem Abstände folgen erst Berlin 5
und Leipzig mit je 2. Auffallend ist ihre starke 3
Neigung'zu den Wirtschaftswissenschaften (10), s
sodann zur Medizin (6). Auch die 11 Rumänen, 5
die sich auf 8 Hochschulorte verteilen, wid- 3
meten sich vorwiegend der Volkswirtschaft (6), 3
in 3 Fällen der Chemie. Auch die 11 Türken 3
verteilen sich auf 7 Oite, bevorzugten aber 3
besonders die Natuiwissenschaften (6) und die 3
Wirtschaftswissenschaften (3). Fast die Hälfte s
der 9 Inder promovierte in München (4); es S
waren 3 Mediziner, aber auch Orientalisten, 3
Philosophen und Volkswirte dabei.

Aus dieser kurzen Aufstellung ergibt sich -
die kulturpolitisch wertvolle Erkenntnis, daß 3
die Möglichkeiten einer akademischen Aus- 3
bildung trotz der durch den Krieg bewirkten 3
Schwierigkeiten erfreulich stark in Anspruch 3
genommen werden. Alle Wissenschaften sind 3
dabei mit Doktorarbeiten vertreten, die größte 5
Anzahl stellen jedoch die Medizin, Naturwis- 3
senschaften, Wirtschaftswissenschaften und 3
Technik, also Gebiete, auf denen die deutsche 3
Wissenschaft internationale Anerkennung in 3
Anspruch nehmen darf.

Die schon immer starken Handelsbeziehun- 5
gen Deutschlands nach den Ländern Südost- 3
europas machen es verständlich, daß deren 5
junge Gelehrte sich vor allem den Wirt- 3
Schaftswissenschaften zugewandt haben. Da- 3
bei ist es bemerkenswert, daß sich ein großer 3
Teil der Themen mit Problemen des Her- 3
kunftslandes befaßt, z. B. bei 9 Bulgaren, 9 3
Jugoslawen, 5 Griechen, 3 Rumänen und 3 s
Türken. Die Beherrschung der betr. Landes- 3
spräche war für sie von besonderem Vorteil 3
bei der Auswertung der heimischen Literatur. 5

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*g /."fa/jlßft, fen abschneiden, Gaza entfernen
U/Wund den Verband auflegen, schon ist
-JLjyyJlJUL die Wund» hygienisch verschlossen.

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Müheloses, rasches Verbinden mü
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Genau auf den Na nunzVoMäa-platt odirenl

5 Außenpolitik:

5

Parias im Empire

3 Stalins Winterschlacht verlief sich ohne stra-
3 tegischen Eriolg im Blut von Hunderten ge-
3 opterter Divisionen. England zeigte sich nicht
3 lähig, der Sowjetunion mit einem zweiten
3 europäischen Kriegsschauplatz beizuspringen.
3 Die Achsenmächte erzwangen durch ständigen
3 Einsatz ihrer Kriegsmarine und Luftwaffe eine
3 völlig veränderte Lage im Mittelmeer, so daß
3 seine .Rolfe als Verbindung zwischen Atlantik
5 und der britischen Stellung in Ägypten und
5 Kleinasien ausgespielt ist. Der Kampf gegen die
3 anglo-amerikanische Schiffahrt brachte Monat
5 für Monat steigende Ergebnisse, er wird die Ge-
~ genaktionenunsererGegner bei denanstehenden
3 Entscheidungen des Jahres 1942 lähmend be-
3 engen. Festlandeuropa hat sich seit Herbst
3 vorigen Jahres ein noch größeres Rüstungs-
3 potential erarbeitet, das voll auf die Waage
5 der kommenden Ereignisse geworfen wird. Mit
5 diesen Vorgaben warten die deutsche Wehr-
ZI. macht und ihre Warfengefährten auf das Signal
3 des Angriffs. Noch schwebt die Ungewißheit
3 und der Vorschrecken über dem Feindlager,
3 wo und wie die Schläge geführt werden. Das
3 deutsche Volk aber bannt, vertrarfenssicher,
5 die letzte Wartenszeit, bis plötzlich die erste
5 Sondermeldung den Schleier von großen Ope-
3 rationen reißt.

3 Bis zu diesem Augenblick richtet die Welt
3 die Augen auf ein anderes Rätsel, auf Indien.
5 Zwei Gegenspieler haben nur noch eine kurze
I Spanne der Atempause, um klare Fronten vor
5 der nicht zu umgehenden militärischen Ausein-
5 andersetzung mit den andrängenden Japanern
3 zu beziehen. England, sekundiert von den Ver-
5 einigten Staaten von Amerika, befindet sich
angesichts der unmittelbaren Bedrohung In-
diens in der Zwangslage, mit den indischen
Parteien selbst unter bedeutenden Zugeständ-
nissen eine Einigung zu finden. Das britische
Ziel ist, die Verteidigung Indiens durch das
Niederhalten indischer Eigenmächtigkeiten
überhaupt erst möglich zu machen. Eine pas-
sive oder gar feindliche Haltung der Bevölke-
rung zerschlüge die englischen Pläne, indische
Truppen als Kugelfang zu benutzen, Indien als
militärische und versorgungswichtige Basis zu
retten und dem „mittleren Osten" zwischen
Suez, Haifa, Aden und Persischem Golf den
Rücken zu steilen. England braucht Indien,
denn ohne Indien schrumpft das britische Welt-
reich, das einstmals ein Viertel der Mensch-
heit beherrschte, auf knapp hundert Millionen
zerstreuter Einwohner in Australien, Vorder-
und Kleinasien, Afrika und Kanada zusammen.

Wenden die Inder die einmalige Chance für
sich? Die Stunde der Freiheit ruft vernehmlich
wie noch nie. Die indischen Parteien können
jetzt unter Zurücksetzung aller Sondergänge
Indien den Indern zurückgewinnen. Da Japan
in jedem Falle fest entschlossen ist, die mili-
tärischen Stützpunkte Englands auf indischem
Boden anzugreifen, so haben die Vertreter des
indischen Volkes jetzt die Gelegenheit, durch
eine eindeutige Willensentscheidung die poli-
tische Entwicklung ihres Landes zu bestimmen.
Verkaufen sich wieder einmal einige maßgeb-
liche Exponenten an England, dann erlitte die
zukünftige Einigung Indiens schwerste Rück-
schläge, zumal bei der ersten Landung japani-
scher Streitkräfte an der indischen Küste die
benachbarte Bevölkerung vor derselben Frage
stünde, das Britenjoch abzuschütteln. Die Ma-
laien und Burmesen wechselten während der
Gefechte zu den Japanern hinüber, auch ver-
schiedene indische Truppenverbände verließen
auf den Schlachtfeldern vor Singapur die Eng-
länder oder ergaben sich. Das Hinausschieben
einer gradlinigen Lösung würde die indische
Freiheitsbewegung belasten und die zusammen-
strebenden Kräfte zentrilugal abschleudern.
Zaudern auf der Schwelle einer geschichtliehen
Wende bedeutet für Indien nicht Zeitgewinn,
sondern die Auslieferung an England und eine
zweifelhafte Zukunft.

Inzwischen hat Japan seine Bereitstellungen
im Vorfelde Indiens bezogen. Sie erstrecken
sich von der burmesischen Halenstadt Akyab,
die nur 100 Kilometer von der indischen Grenze
am Bengalengoll entfernt liegt, über die Anda-
manen-lnsel nach dem Flottenstützpunkt Kota
Radja aut Nordsumatra. Indiens Oslküste — vom
breiten Gangesdelta bis hinunter nach Ceylon
— ist das schnell erreichbare Ziel japanischer
Luftangriffe, das Bengalische Meer wird von
den Seestreitkräften Japans bereits kontrolliert.
Besonders gefährdet halten die Briten die Insel
Ceylon, eine Besetzung würde auch die in-
dische Westküste und das Arabische Meer für
japanische Operationen freilegen; man verweist
auf die China gegenüber angewandte Methode
der Kriegführung, wo die Japaner durch Küsten-
brückenköpfe die Voraussetzungen zur Ab-
schnürung des Hinlerlandes von der Außenwelt
schulen. Auf sich gestellt, bildet die indische
Rüstungsindustrie keine tragbare Basis für die
allseitigen ErlorderrHsse eines totalen Krieges,
über die beschränkte Leistungsfähigkeit und
die Schwierigkeiten der Ergänzung durch ame-
rikanische Zuluhren haben erst kürzlich bri-
tische Sachverständige trübe Ausblicke ge-
geben.

Jahrhundertelang hat England Indien als Aus-
beuteobjekt und Paria behandelt, die plutokra-
tische Wirtschaft sicherte der wachsenden Be-
völkerung weder Arbeit noch Ernährung, jähr-
lich verlangten Hungersnöte, Seuchen und hohe
Kindersterblichkeit mehr als zwei Millionen
Opler. Die neue Zeit öffnet lür 400 Millionen
die Tore..., machen die Inder selber den Weg
enger und verlegen sich, wie weiter ostwärts
China, das Eintreten in eine Epoche ungestör-
ten Aulbaus? Dr. Walter Schellhase

leite 4 / Die Belegung /. Folge •
 
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