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Ausgabe Südwest

EINZELPREIS IS PFENNIG/ MÜNCHEN, SI.IUII 1942 / IO.JAHRGA

/ FOLGE *

Wille und Glaube zum Sieg!

Kriegseinsatz

Von Dr. Heinz Wo/ff

Auf dem Gebiete des werktätigen Einsatzes
hat das Deutsche Studententum eine lange und
ehrenvolle Tradition. Wenn wir diese Tradi-
tion reichsgeschichtlich überblicken, wollen
wir nicht im 19. Jahrhundert anfangen, wo bei
den Freiheitskriegen deutsche Studenten zum
freiwilligen Kriegseinsatz in den Freikorps
eintraten. Wir wollen auch nicht anknüpfen
bei den vielen Einsätzen, die die Burschen-
schafter und andere studentische Verbände in.
politisch bewegten Zeiten auf sich genommen
haben. Der eigentliche Punkt vielmehr, wo
wirklich immer Einsatz stattgefunden hat, ist
nach dem Weltkrieg im Werkstudenten-,
tum zu suchen.

Es sei zugegeben, daß damals nicht die Uber-
zeugung das Werkstudententum schuf, daß zu
einer totalen Erziehung auch die Handarbeit
durch die Einsätze in den Fabriken gehören.
Es war vielmehr so, daß es zunächst in der
Hauptsache finanzielle Hintergründe waren,
die die Studenten dazu bewegten, in die Fa*
briken zu gehen und während der Ferien und
während des Semesters neben dem Arbeiter zu
stehen und sich mit seiner Hände Arbeit das
Geld für sein Studium zu verdienen. Die Men-
schen aber, die sich dieser Probe, wenn auch
zunächst nur aus finanzieller Not unterzogen,
die Studenten also, die aus den Fabriken wie-
der in die Hörsäle kamen, waren Menschen ge-
worden, die den erzieherischen Wert des Fa-
brikeinsatzes an sich selbst kennengelernt hat-
ten und freudig bejahten. Sie schufen damit
zum erstenmal in der studentischen Erziehung
die heute für uns alle selbstverständliche
Synthese der Arbeitsbewährung an
allen Arbeitsplätzen der deutschen
Volksgemeinschaft.

Wenn wir bei den ersten Kriegseinsatzfor-
men studentischer Art im 19. Jahrhundert das
Korporationsstudententum besonders nennen

Aus dem Inhalt:

Dr. Heinz Wolff:

Kriegseinsatz

Dr. Ernst M e u n i e r:

Wer braucht Moral?

Ferdinand Kern:

Die Türkei — die Brücke der vier
Tore

Hugo Webinger:

Die entzauberte römische Wölfin

Dr. Hans Streit:

Osteinsatz 1942

Dr. Gertraud F. Hagmüller:

Die Wehrkraft des Geistes

Heiner Friedet:

Facheinsatz der Medizinstudenten
im Osten

Ludwig Rammler:

Der Wissenschaftseinsatz

der Medizinstudenten im Osten

Werner Fuchs:

Timoschenkos neue Taktik

Dr. Horst J.Weber:

Ist Schach ein Sport?

Dr. phil. Luis Dürrwanger:%

Mancherlei aus der Münchener
Universität

Max Ruland:

Iberische Kunst

Studentische Tage Deutscher Kunst 1942

Salzburgs Bevölkerung lauscht im Mirabellgarten den frohen Weisen des Würzburger
Studentenorchesters, als Wahrzeichen erhebt sich trutzig und schön die Veste Hohen-
salzburg — ein Symbol kämpferischen Geistes Aufn.: Henkel

iiiiuiiiiiiiiiMHmMiitiiiiiimiuiMiMiiiiiiniinmmMimnmiunwmim

müssen, so sind es innerhalb des Werkstuden-
tentums in der Hauptsache freie Studenten ge-
wesen, die diesen neuen Studententyp prägten.
Die betont politische Form nahm der studen-
tische Einsatzgedanke an, als sich einige frei-
willige Vorkämpfer dem Gedanken des Ar-
beitsdienstes zuwandten und unabhän-
gig von jeder anderen Unterstützung aus sich
allein heraus Arbeitslager für Studenten, Ar-
beiter und Bauern gründeten. Die Studenten
gingen auch in diese Lager freiwillig aus dem
Hörsaal, weil sie durch die Neuarbeit das Band
zum Arbeiter und Bauern knüpfen wollten. Die
jungen Bauern- und Arbeitersöhne waren in
der damaligen Notzeit hauptsächlich Arbeits-
lose, die in diesen studentischen Ar-
beitslagern wieder Sögen und Wert der
Arbeit an sich erfahren durften. Diese Arbeits-
lager haben eine ganz große Bedeutung für die
Geschichte des studentischen Einsatzgedankens
und für die Geschichte des Reichsarbeitsdien-
stes überhaupt.

Nach dem Umbruch erkannte die national-
sozialistische Führung des Studententums bald,
daß eine wirkliche nationalsozialistische und
politische Erziehung ohne Einsatz als tragen-
der Faktor der Erziehung unmöglich sei. So
wurden nun planmäßig die verschiedenen Ein-
satzformen geschaffen, die zur Erziehung jedes
Studenten und jeder Studentin in den Kame-
radschaften des Nationalsozialistischen Deut-
schen Studentenbundes und in den Gemein-

schaften der Arbeitsgemeinschaft nationalsozia-
listischer Studentinnen gehörten. Da waren die
Einsätze im Landdienst, in der Erntehilfe,
im volkspolitischen Einsatz und im Fabrik-
dienst, die bis zum Ausbruch dieses Krieges
zu großen sichtbaren Erfolgen führten.

Mit dem Kriege wurde auch die studentische
Einsatzform durch das Kriegsgesetz bestimmt.
Die bis jetzt höchst entwickelte Möglichkeit,
den studentischen Einsatz zu vollem leistungs-
fähigen Erfolg zu bringen, sehen wir in diesem
Jahre. Die vielfältigsten Einsatzformen passen
sich dem Studium an und bedeuten nicht nur
erzieherisch und politisch eine Ergänzung zurrt
Studium, sondern in den meisten Fällen eine
fach wissenschaftliche Ergän zung.

Der Ost eins atz, der Westeinsatz,
der Südosteinsatz, der Fabrikein-
satz, die A r b e i t sp 1 a t z ab 1 ö s un g der
Studentin, die Erntehilfe, der R ü *
stungseinsatz und der Ausgleichs-
dienst sind die verschiedenen wichtigen
Arten des Einsatzes, die einen besonders er-
zieherischen Wert darstellen.

Im Einsatz wächst der Student und die Stu-
dentin heran, von denen man sagen kann: sie
werden immer da stehen, wo die Not am größ-
ten und der Einsatz am brennendsten ist. Das
ist gleichzeitig der nationalsozialistische Typ
des deutschen, Studenten, den wir alle wün-
schen.

Wer braucht Moral?

Von Dr. Ernst Meunier

Im Kriege zeigt sich der Mensch als der, der
er ist. Alired Baeumler.

Zum Kriege gehört nicht nur die Produktion
von Waffen und der Gebrauch der Waffen
selbst in der Schlacht. Wir haben erst in die-
sen Monaten mehr und mehr erfahren, daß
zwischen der Produktion und dem Kampffeld
der Transport steht. Wenn uns von der Stirn-
wand der Bahnhofsfassaden in lapidaren Let-
tern die Mahnung entgegenruft: „Räder müs-
sen rollen für den Sieg", so zeigt das unser
deutsches Problem, das Problem des Land-
kriegs. Nun, schon tausende Kilometer tief
stehen wir in Feindesland und in gestraffter
Bereitschaft gegen jene sagenhafte „zweite
Front", die, wenn wir den gegnerischen Zei-
tungen glauben dürften, in England und USA;
jedes Kind herbeiwünscht. Aber auch dort beim
Gegner steht zwischen der Produktion und dem
Schlachtfeld der Transport. Schiffe fehlen, um
die Divisionen und ihren Troß, Gerät und Ver-
pflegung, Geschütze und Panzer, Flugzeuge
und Treibstoff auf den europäischen Kontinent
zu befördern. Nicht Hunderttausend, nein, Mil-
lionen Tonnen Schiffsraum werden benötigt,
um eine moderne Armee über das Meer zu
transportieren. Wer verfügt über diese Mil-
lionen BRT.?

Parole: Mehr Optimismus!

. Es hat sich in England und in den Ü*SA; in-
zwischen auch der einfache Mann ausgerech-
net, daß die Rooseveltschen Reklameflotten
nur auf dem Papier stehen. Und so ist drüben
eine Krise des .Optimismus eingetre-
ten, eine Krise, die sich um so lähmender aus-
wirkt, als das Vertrauen auf den günstigen
Kriegsausgang hundertprozentig überspannt
worden war. Ein Überoptimismus hatte sich
breit gemacht, von dem nun, nachdem er ge-
scheitert ist, ein doppelt und dreifach übel
empfundener Katzenjammer zurückbleibt, Die
Generale taugen nichts, der Soldat ist nicht
hart genug, das Material hat sich nicht be-
währt — so klingt es jetzt aus den Gazetten
unserer Gegner.

Ist es nicht auch ein Versagen der Moral,
was in diesem Augenblick auf der Gegenseite
sichtbar wird. Man lästert nicht während der
Schlacht seine Generale, man verstimmt den
Soldaten nicht durch Miesmachen hinter der
Front, man verstört den Arbeiter nicht, indem
man das seinen Händen entsprungene Werk
bekrittelt. Der Engländer und der Amerikaner
mag sich trotzdem mit billigen Argumenten
trösten, daß Deutschland und Italien, die
Mächte des Dreierpaktes das Boxmatoh in den
ersten Runden nach Punkten gewonnen hätten,
daß aber der eigentliche Verlierer derjenige
sei, der in der Schlußrunde k-o. geschlagen
wird. Diese letzte Runde will England gewin-
nen.

Wir meinen, daß dieses Beispiel sehr er-
heblich hinkt. England und unsere Gegner
sind nicht nur in den ersten Runden räch
Punkten geschlagen worden, sie haben sich
in diesen Runden immer mehr auf dem Bo-
den als im Kampfe befunden. Instinktiv fühlt
auch der einfache Engländer, der Mann von
der Straße in USA., daß eine solche Art von
Kriegführung nicht zum Ziel führen kann.
Der völlige Verzicht auf eine offensive Krieg-
führung lähmt die Gemüter. Man kann das
Gesetz des Handelns nicht jahrelang aus der
Hand geben, um es im letzten Augenblick
noch an sich reißen zu wollen. Und auch die
Ausrede Churchills und Genossen, man habe
Raum für Zeit geopfert und die gewonnene
Zeit wiege schwerer als der verlorene Raum,
kann nicht über den fatalen Eindruck hin-
weghelfen, daß nun einmal unsere Feinde in
allen fünf Erdteilen wertvollsten Besitz einge-
büßt haben: Land und Menschen, Rohstoff
und Rüstung.

Jedoch nicht nur materielle Werte gingen
auf diese Weise unseren Gegnern in die Bin-
sen. Mehr und mehr Völker haben sich auch
innerlich von der Welt und Meinung unserer
Feinde getrennt. Als England in diesen Krieg
ging, kämpfte es angeblich für das Ziel:
Europa von der Gewaltpolitik einer einzigen
Macht zu befreien. Deshalb war nach der bri-
tischen Ansicht der Krieg gegen Deutschland
notwendig. Inzwischen hat aber England das
Schicksal Europas für unabsehbare Zeit' in
 
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