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Ausgabe Süd

EINZELPREIS IS PFENNIG / MÜNCHEN, SS. AUGUST 1942 / 19. JAHRGANG /FOLGE 17

Die große Bewährung

Der Inhalt unseres Kampfes

Von Hauptmann Dr. Ehmer

Das Wertvollste, was ein Mensch besitzt, ist
die Freiheit seiner Entwicklungsmöglichkeiten.
Er muß das Gesetz seines Wesens erfüllen kön-
nen, das Gesetz, „nach dem er angetreten", wie
es Goethe ausgedrückt hat. Daß er dabei der
Lenkung und der Selbstzucht bedarf, daß jene
Freiheit keine Anarchie und», Willkür bedeutet,
ist längst erkannt worden. Dje Freiheit der Ent-
wicklung ist kein Freibrief, tun und lassen zu
können, was man will, sondern was man muß.

Dies gilt ebenso und in besonderem Maße für
ein Volk. Auch ihm ist die Freiheit seiner Ent-
wicklung mit allen sich hieraus sinnvoll erge-
benden Möglichkeiten sein wertvollster Besitz,
auch ihm ist dabei, seinem Wesensgesetz ge-
mäß, ein Inhalt gegeben, dem es auf seinem
Entwicklungswege zustreben muß. Stellen, sich
ihm auf diesem Wege Widerstände entgegen,
so muß es versuchen, sie zu",überwinden, um
dem ihm aufgegebenen Ziel und Inhalt seines
Strebens getreu zu bleiben.

Aufs neue steht das deutsche Volk heute vor
der geschichtlichen Notwendigkeit, sich die
Freiheit seiner Entwicklung zu sichern und um
ihren Inhalt zu kämpfen. Welches aber war
für die Deutschen in allen Jahrhunderten die-
ser Inhalt und ist es heute' wiederum? Die
„Einigung. a .

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nen und Saliern bis zu den Hüi.^'^ufen ist

von den Deutschen um diesen InlialtntJerungen
worden, sei es in gewaltsamen Versuchen, die
Stämme zu einen, sei es in dem Streben der
Herrscher, die Wahlmonarchie in eine gesicherte
Erbfolge umzuwandeln. Unverstanden oft war
der Kampf, er brachte tragische Konflikte mit
sich und blieb nicht unbelastet von Verirrun-
gen, durch die manchmal sogar die Existenz
des werdenden deutschen Volkes bedroht
wurde, dennoch kamen die Deutschen ihrer
Einigung trotz aller Unvollkommenheiten in drei
Jahrhunderten des Mittelalters verglichen mit
dem, was vorher gewesen war, bereits sehr
nahe.

Nur ein gesundes Volk besteht

Wenn unser Volk nicht gesund und zukunfts-
trächtig gewesen wäre, niemals mehr hätte es
sich von jenem fürchterlichen Aderlaß der
Jahre 1618 bis 1648 erholen, niemals aus der
Finsternis des 17. Jahrhunderts sich aufraffen
können. So aber wurde jene Zeit zur großen
Prüfung und Läuterung, zur größten Bewährung.

Denn bald schon regten sich die schöpferi-
schen Gegenkräfte, und dies vor allem in Preu-
ßen. Gestützt auf die Arbeit der Kurfürsten und
der ersten preußischen Könige sicherte der
große Friedrich in drei Kriegen seinem Volke
die Freiheit seiner Entwicklungsmöglichkeit und
legte das feste Fundament für die Einigung
aller Deutschen. Nach dem Rückschlag von
1806 fand diese ihren ersten gewaltigen Aus-
druck in der Volkserhebung von 1813, in jenem
Krieg, der wörtlich in die Geschichte eingegan-
gen ist als der Freiheitskrieg der deutschen
Nation. In ihm setzte sich unser Volk zur Wehr
gegen die Unterdrückung seiner Freiheit durch
eine volksfremde Gewalt, in ihm kämpfte es
als ein gesundes Volk wahrhaft für seine Er-
neuerung und für die Freiheit seiner Zukunft.

Von nun an haben alle Kriege des deutschen
Volkes unter diesem leuchtenden Leitstern ge-
standen. Auf den Freiheitskrieg 1813/15 folgte,
nachdem mit ihm eine erste Voraussetzung
deutschen Gemeinschaftsgefühles geschaffen
worden war, der Krieg der deutschen Einigung
von 1870/71 — der Wille zur Zukunft aber
mußte dann im großen Krieg 1914/18 gegen
eine Welt verteidigt werden.

Ein drittes Mal erwies sich nun, wie nach
1648 und nach 1806, die kraftvolle Gesundheit
unseres Volkes, ein drittes Mal die beinahe ele-
mentare Erneuerungsgewalt der Deutschen nach
einer Spanne der Prüfung und der Läuterung.
Denn jetzt vollzog sich erst in vollem Umfang
die Einigung unseres Volkes — und heute gilt
es nun, die Freiheit seiner weiteren Entwick-
lung zu verteidigen und in die Zukunft hinein
zu sichern, jedem Widerstande zum Trotz.

Hier liegt der Sinn dieses unseres Krieges:
Er bedeutet weit mehr als die „Wiederguf-
machung von Versailles". Sollten wir nur
„wiedergutmachen", was man uns 1918/19 an-
tat, wir müßten logischerweise auf der Ent-
wicklungsstufe von 1914 stehenbleiben. Dies
aber ist, selbst wenn es irgendjemand" wollte,

Im Rahmen einer großen Kundgebung wurde in der Prager Universität der Kriegs-
einsatz der Prager Studentenschaft und der Fachschüler des Reichsgaues Sudetenland
eröffnet. Gauleiter Konrad Henlein während seiner packenden Rede in der festlich
geschmückten Aula, deren Wandfresken den politischen Kampf der Prager Studenten

darstellen Aufn.: Orbohlav, Prag

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unmöglich. Denn das seitdem vergangene Vier-
teljahrhundert hat die Welt in neue Verhält-
nisse hineingetrieben, über jene Entwicklungs-,
stufe hinaus, die, wie jede Lebensphase, un-
wiederholbaT und unwiederbringlich bleibt.

Das ist nicht nur unsere Erkenntnis als die
eines besonderen dynamischen, eines vor allen
anderen Völkern faustisch strebenden Volkes,
es ist auch die Erkenntnis eines unserer heu-
tigen Gegner. „Wir sind uns vollständig klar
darüber, daß die Welt nicht im Ruhezustand
verbleibt. Die Entwicklung des menschlichen
Lebens beruht auf dem Wechsel der Dinge.
Was sich nicht ändert, ist tot" — dies sagte
im Juni des Jahres W39 der damalige eng-
lische Außenminister Lord Halifax. Zwei Mo-
nate später hat er- inr Gegensinne gehan-
delt!

Täte es dies, weil auch wir uns der Frei-
heit s ei n e r Entwicklung entgegenstemmten,
weil auch wir gegen die Erkenntnis handelten,
daß „die Welt nicht im Ruhezustand verblei-
ben kann", so stünde vor der Geschichte
Recht gegen Recht. Niemals haben wir uns
den Formen, unter denen das englische Volk
leben will, entgegengestellt, niemals haben
wir gefragt, ob sie freier oder unfreier seien
als die unseren und niemals ist es uns ein-
gefallen, deshalb den Krieg auf uns zu
nehmen. Wir wissen auf einer höheren Ebene
der Erkenntnis um die ständig wirkende und
sich entwickelnde unlösbare Wechselbeziehung

zwischen dem einzelnen und seinem Volk,
und wir wissen, daß die Freiheit des einzelnen
nichts ist ohne die Freiheit des ganzen Volkes.
Und das ist unsere Freiheit!

Sie ist die größere, die schicksalhaf-
tere Freiheit, und weil sie es ist, deshalb
stehen' in diesem Krieg nicht gleichberechtigt
Recht gegen Recht, sondern das höhere Recht,
das Recht der Geschichte und das Recht dieser
Lebensstunde nicht nur unseres Volkes, son-
dern auch Europas auf der Seile der
Deutschen! . - ,

Bei uns ist ein unbändiger Erneuerungs-
wille durchgebrochen und hat bereits Gestalt
angenommen in Handlungen, Grundsätzen und
Idealen von einzigartiger Schöpferkraft. Eng-
land aber will in dem Zustand beharren, der
seit mehr als drei Jahrhunderten ihm Vorteile,
anderen Völkern ungezählte Nachteile brachte,
— doch „die Welt verbleibt nicht im Ruhe-'
zustand!" - .

Dieser Krieg bricht das entscheidende Tor
auf, das unschöpferische Gegenkräfte uns auf
dem Marsch in die / Zukunft verschließen
wollten. Dieser Krieg ist die unausweichliche
und in seinem letzten Sinn notwendige Probe
auf unsere Volkwerdung, er ist der formende
Hammerschlag des Schicksals in der Glut der
Bewährung — er sei der Ritterschlag für das
endlich seiner bewußt gewordene, mündige
Volk!

Weidet politische
Ostaktivisten!

Von Reichsstudentenführer Dr. G. A. Scheel
Gauleiter und Reichsstatthalter

In der Aula der Reichsuniversität Posen
wurde am 1. August mit einer großen Kund-
gebung der diesjährige studentische Ostein-
satz eingeleitet. Wir bringen Auszüge aus der
Bede des Reichsstudenteniührers.

Seit Beginn seines politischen Kampfes hat
der Führer und mit ihm die gesamte Bewegung
immer wieder auf die weiten Flächen des
Ostens als natürliche Ergänzung des knappen-
deutschen Lebensraumes hingewiesen und dem
deutschen Volk vor Augen gehalten, wie zu
seiner Durchdringung immer Ströme besten
deutschen Blutes geflossen sind.

Hansa, Deutschritterorden und preußischer
Staat als _ eine Zusammenballung bester euro-
päischer . Kräfte deutschen Volkstums haben
den Osten einst dem Reich erschlossen und
durch Jahrhunderte gegen die Völkerschaften
verteidigt, die ihn uns streitig machten. Als er
uns fast für immer verloren ging, haben unsere
Soldaten unter der genialen Führung
Adolf Hitlers ihn für alle Zeiten zurück-
erkämpft und den morschen polnischen Staat
hinweggefegt, der ihn vergewaltigen zu dürfen
.MaiiWa. Di? der. Eroberung

Ostens sind auch die Gesetze seiner ürhaltung
und Auswertung. Darum müssen die besten
Kräfte unseres Volkes in seinem
Raum angesetzt werden.

Die Erschließung des Ostens

Aus dem Bewußtsein dieser geschichtlichen
Notwendigkeit heraus hat das deutsche Stu-
dententum schon sehr früh die praktischen Fol-
gerungen gezogen. Seit jeher ist der Blick des
deutschen Studententums nach dem Osten ge-
richtet, und Jahr für Jahr standen seine fähig-
sten Kräfte an den Ostgrenzen im Einsatz.

Es ist- der Stolz des deutschen "Studenten-
tums seit jeher gewesen, dort zu stehen, wo
das Schicksal spricht, wo sich Entscheidungen
für das Volk anbahnen. Wenn wir darum
heute als deutsche Studenten und Studentin-
nen im Osten stehen, dann haben wir beste
Tradition des deutschen Studententums auf-
gegriffen.

Das deutsche Studententum mit allen seinen
Einrichtungen soll und muß sich um den Osten
und seine Erschließung kümmern. Denn es ist
einmal so: Nicht nur Bauern und Arbeiter ge-
hören in den deutschen Osten, sondern auch
und gerade Akademiker, die fachlich ihre Auf-
gaben lösen können und politisch lösen wol-
len. Gerade der Akademiker hat die Pflicht,
da zu stehen, wo Gefahr droht. Wenn die
deutschen Akademiker früher- oft nicht tat-
kräftig gehandelt haben, so wollen wir. es
heute vor der- Öffentlichkeit aussprechen: D i e
Akademiker und Studenten wis-
sen, heute gilt nur die Tat. Unter
den Fahnen des Führers und im
Zeitalter Adolf Hitlers spricht
nur die Tat des einzelnen und der
Gemeinschaft. Diese Tat wollen
wir im deutschen Osten leisten.

Der Boden unseres Ostlandes ist mit dem
Blut unserer Kameraden und dem vieler Volks-
deutscher Kämpfer getränkt. Er ist damit für
uns heilig. Die Front im Osten, ist sein bester
und zuverlässigster Schutz, aber nicht allein
die Wucht der Kanonen machen ihn für alle
Zukunft Stark. Er braucht vielmehi den leben-
digen Wall deutscher Menschen mit ihren klei-
nen und großen Alltagsaufgaben. Er" braucht
den lebendigen Organismus eines in allen sei-
nen Schichten vertretenen deutschen Volkf-
körpers. Nicht Kolonialland kann er sein, um
unserem Reich für immer zu dienen, sondern
Lebensgebiet eines besten Teiles deutschen
Volkstums muß er werden. Er muß seine Kraft
aus dem Westen und Süden des Reiches er-
halten und immer dorthin zurückstrahlen. Aus
dieser Polarität muß das Bollwerk erwachsen,
das dem deutschen Volk seine natürlichen Le-
bensgrundlagen auch gegen Osten hin für im-
mer sichert und zugleich zum großen Kraftquell
unseres Lebens wird.

Mit einem Recht, das in der Geschichte und
in der Überlegenheit der geistigen, kulturellen
und politischen Leistung verankert ist, ist da-
-her das nationalsozialistische Deutschland dar-
angegangen, dem Ostraum eine neue Ordnung
 
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