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ru geben, und diese Ordnung ist bestimmt von
den nüchternen Notwendigkeiten dieses Rau-
mes und der Natur des gewachsenen Lebens.
Der Osten ist ein großes Tor, durch das man
in die weiten Zusammenhänge völkischer Aus-
einandersetzung und Lebenskampfes blicken
kann. Die Kämpfe sind hart und unerbittlich.
Aber sie scharfen eine klare Atmosphäre, die
keine Schwärmer gebrauchen kann. In ihrem
Erkennen und Erleben schaut man tiefer in die
allgemein gültigen und unumstößlichen Ge-
setze des politischen Lebens ganzer Völker als
vielleicht anderswo. Dieser Raum darf abe.
nicht die Menschen überwältigen, sondern die
Menschen müssen sich den Raum und ihren
Gesetzen Untertan machen.

Das deutsche Volk in seiner ' Gesamtheit
kommt dieser Erkennntnis nach. In keinem an-
deren Gebiet war und ist es in so starkem
Maße Träger und Schöpier europäischer Kul-
tur in Vergangenheit und Gegenwart wie ge-
rade in den Gebieten des Ostens.
■ Der Wissenschaft kommt es nun zu, diese
Leistungen und ihre Grundlagen dem ganzen
Volke darzulegen und so das Verständnis für
die Not-wendigkeiten von morgen allen seinen
Schichten zu vermitteln, damit die Besten aus
ihren Reihen wirksame Träger des Ostgcdan-
kens und der deutschen Ostarbeit werden kön-
nen. Darum war es auch richtig, gerade hier
im neuen deutsehen Osten eine deutsche Uni-
versität zu errichten als ein Forschungszentrum
für den gesamten Osten.

Die Universität Posen soll ausstrahlen in den
ganzen Osten hinein und soll sich bewähren
als ein Bollwerk deutschen Geistes, deutscher
Wissenschaft und deutscher Kultur.

Darum ist der Einsatz des deutschen Studen-
tentums im Osten aber auch von grundsätz-
licher Bedeutung: Der deutsche Student ab; der
zukünftige Träger aller wissenschaftlichen und
politischen Aufgaben soll hier den Kampf des
Deutschtums unmittelbar begreifen lernen. Aber
nicht, um nur etwas davon zu wissen, sondern
um dann aus seiner genauen Kenntnis heraus
an ihm selbst wirksam und erfolgreich teilneh-
men zu können. Dieser Kampf schließt in sich
Wissen, Glaube, Arbeit und Opfer. Nur ;
starke, aufrechte und kämpferi-
sche Menschen werden ihn auf die Dauer
siegreich bestehen können. Der Formung srl-
cher Männer und Frauen soll gerade dieser
Einsatz im Osten dienen helfen.

Mit allen Mitteln wollen wir als deutsche
Studenten dieser Aufgabe dienen. Dabei sind
wir uns im klaren darüber, daß aui ein-
zelnen Gebieten hier im neuen deutschen
Osten eine besondere Notlage herrscht. Wenn
man nur z. B. daran denkt, daß die deutschen
Menschen dieses Gaues deutsch erzogen wer-
den müssen und daß ihre Kinder deutschen
Schulunterricht erhalten müssen, dann berührt
man damit ein Aufgabengebiet, das von be-
sonderer Dringlichkeit ist. Wir wissen, daß
nicht durch unseren Einsatz allein die
Lehrernot im hiesigen Gau beseitigt wer-
den kann. Wir wollen aber versprechen, auch
hier unsere besten Kräfte vom Nachwuchs ein-
zusetzen und uns in die Front zu reihen, die
di^ wichtigste, für. tdie Gewinnung .der. • dgut-v
...Leu Zukunft -uiüStj G<tuei>. ist. "

Aus demselben Grunde, werden .wir .die. groß-
zügige und segensreiche Einrichtung des
Langemarckstudiums, das begabten jungen
Menschen ohne Rücksicht auf Herkunft und'
Finanzkraft die Möglichkeit gibt, eine deutsche
Hochschule zu besuchen, in Posen einrichten
und aufbauen. Posen wird einen Lehrgang
des Langemarckstudiums erhalten, dessen
Teilnehmer vornehmlich auf die großen land-
wirtschaftlichen Aufgaben dieses Gaues aus-
gerichtet werden, der es aber insgesamt er-
reichen soll, daß bester, fachlich geschulter
und politisch klarer Nachwuchs hier immer
zur Verfügung steht.

Hart und heilsam ist die Schule des Ostens.
Sie ist damit. zugleich ein Feld der studen-
tischen Bewährung. Aus ihr soll und wird
aber die berufliche Verankerung eines Teiles
unserer studentischen Jugend im Osten er-
wachsen, zu der diese Einsätze eine Vorstufe
bilden sollen. Die Mitarbeit des natio-
nalsozialistischen deutschen A 1 t -
herrentums gewährleistet hierbei den
Erfolg.

Einsatz der akademischen Auslese

Erst bej der Arbeit wird man die Härten
dieses Raumes begreifen, aber zugleich auch
seine Werte erkennen und seine Weite lieben
lernen. Wir schauen der Wirklichkeit nüchtern
ins Gesicht. Es ist und wird noch für einige
Zeit leichter bleiben, in München oder Heidel-
berg ATzt zu sein als in Konin oder Lask, aber
deutsche Studenten müssen die darin liegende
Aufgabe erkennen und 'ihr nachkommen. In
dem Augenblick, in dem das deutsche Akade-
mikertum in seinen besten Teilen sich dem
Osten verschreibt, wird es auch beste Teile der
anderen Volksschichten nach sich ziehen.

Es gibt keinen Studenten, der nicht später
nach seinem Einsatz im deutschen Osten stolz
darauf sein wird, gerade in dieser Zeit im
Osten gestanden zu haben und seine Pflicht
dort erfüllt zu haben. Im vorigen Jahr hat uns
der Führer selbst für den Rüstungseinsatz
und für den Osteinsatz seinen Dank aus-
gesprochen. Die Reichsstudentenführung
führt diesen Einsatz im Auftrag und zum Wohl
aller deutschen Studenten und Studentinnen
durch, um alle an die Aufgaben heranzuführen,
die in dieser Zeit von Studenten gelöst und an-
gepackt werden müssen.

Die Besten des deutschen Studententums
müssen politischeOstaktivisten wer-
den und sein. Es gilt, den Osten nicht in den
Besitz von Spezialisten oder Schwärmern zu
bringen, sondern der Tatkraft realistisch Den-
kender, aber mit heißem Herzen Handelnder
anzuvertrauen. Das deutsche Studententum
muß hierbei einen wichtigen Anteil überneh-
men. Diese Aufgabe wird nicht in einem Acht-
wocheneinsatz gelöst, sondern muß ständig
intensiv und zähe verfolgt werden.

Mit der wachsenden Erkenntnis, daß im Osten
das Schicksal unseres Volkes liegt, spannt sich
die Brücke von unserer Zeit zu den Ostland-
fahrern des Mittelalters.

Seite 2 / Die Bewegung 7 Folge 17

Deutscher Wille - deutsche Umwelt

Der Mensch und seine Umwelt bilden wie
in der Natur so auch in der Geschichte einen
Lebenskonnex, ein unauflösliches Geflecht von
Hin- und Herwirkungen, eine unaufhörliche
Begegnung von Einflüssen, die sich wechsel-
seitig durchdringen und verschlingen. Wenn
die Biologie heute von der Ansicht beherrscht
wird, ein Lebewesen bestehe in einer Organi-
sation von Kräften, mit deren Hilfe es sich
die ihm entsprechende Umwelt erwählt, er-
schafft, erformt, so gilt für die Geschichts-
betrachtung ganz dasselbe. Auch als histo-
risch-politisches Lebewesen ist der Mensch
keineswegs das Produkt seiner Umgebung,
sondern Herr und Schöpfer seines Daseins,
indem er kraft seines Willens solche äußeren
Existenzbedingungen aufsucht und aufbaut,
die seiner inneren Veranlagung entsprechen.
Zur Umwelt jedes Lebewesens gehören von
den vorhandenen Tatsachen und Umständen
nur die, von denen es Notiz nimmt und Ge-
brauch macht, mit denen es Beziehungen unter-
hält. Seine Umwelt bildet sich von innen her,
aus seinem angeborenen Lebensplan und Da-
seinszweck heraus. So lebt der Adler in der
Adlerwelt, die Biene in der Bienenwelt, jedes
Tier hat seine eigene Umwelt, eine in sich ab-
geschlossene Daseinsrunde, in der es nur ihm
zugehörige Dinge gibt. Der Mensch allein hat
einen offenen Horizont, daher ist seine Um-
welt vielgestaltig und veränderlich.

Von Dr. Claus Schrempf

Die Schicksale oder Lebensläufe der histo-
rischen Persönlichkeiten sind das eigentlich
Menschliche, die Epochen das Umweltmäßige
in der Geschichte. Schicksal und Epoche
stehen im Verhältnis der Wechselwirkung. Mit
dem Willen zu sclröpferischer Betätigung an
den Aufgaben der Geschichte, sei es in der
Politik, im \ Geistesleben, in der Wirtschaft,
stößt der Mensch zunächst immer auf die Zeit-
umstände als das Vorhandene, das mit seinen
Einrichtungen und Uberlieferungen ihm ent-
gegensteht. Mit diesen Gegebenheiten muß er
sich auseinandersetzen. Er kann in der über-
kommenen Umwelt verharren, wenn er in ihr
die Erfüllung seiner Wünsche findet, kann
sich von den Strömungen der Zeit forttragen
lassen, wohin es ihm beliebt. Er kann sich
aber auch abweisend gegen die Umwelt ver-
halten, wenn sie zu seinem Wesen in Wider-
spruch steht. Der Augenblick kann für ihn
kommen, wo Überzeugung stärker ist als
Überlieferung. Er kann neue Werte, neue
Lebenszwecke und Lebensmöglichkeiten dr-
kennen, anerkennen und im Streben nach ihrer
Verwirklichung sich eine neue Umwelt schaf-
fen. Der übertritt in einen neuen Horizont
mit dem Entschluß, die dort gesichteten Ideale
zu erfüllen, die Erschaffung einer neuen Um-
welt durch die Selbstverwandlung des Men-
schen fn einen Sucher und Seher neuer Leit-
sterne, das ist Epoche in'der Geschichte.

Der Zusammenhang zwischen Schicksal und Epoche

Ursprünglich bedeutet Epoche den Anstoß
zur Neugestaltung der geschichtlichen Um-
welt, dann aber auch den ganzen Zeitraum,
der, im Zeichen dieser Neugestaltung steht.
An den Persönlichkeiten, von denen das Neue
vollbracht wird, zeigt sich der Zusammenhang
zwischen Schicksal und Epoche. Jede Epoche
beginnt mit dem Auftreten eines neuen Men-
schentypus, der eine neue, eine andersartige
Umwelt sichtet, se'in Handeln und Verhalten
nach ihren Merkzeichen und Maßstäben rich-
tet. Der Renaissancemensch, der Protestant,
der Jakobiner, der Nationalsozialist sind Bei-
spiele hierfür. Die großen Erwecker eines
neuen Menschentypus verkörpern mit ihrem
persönlichen Schicksal das Werden einer
Epoche, die sie im Ringen mit den Zeitumstän-
den herbeiführen, indem sie ihre Zeitgenossen
zu einer neuen Weltansicht bekehren.

Die bedeutendste Epoche der Neuzeit war
die Ablösung des Feudalstaats durch den Na-
tionalstaat. In Frankreich vollzog sie sich
durch die große Revolution von 1789, in
Deutschland durch den Übergang vom alten
zum neuen Reich, der mit dem Jahre 1806 be-
gann und in dem welterschütternden Geschehen
j.;n?>rer.Tage sich..yoJb2i'dc!\ , v,

In Deutschland begann die nationale Epoche
mit dem Schicksalsjahr 1806 und hat seitdem
in schweren, mächtigen Stößen zum Ziel des
deutschen Nationalstaates geführt. Im Juli 1806
gründete Napoleon den Rheinbund, der erst
acht, dann vierzehn Millionen Deutsche aus
dem Reichsverbande herausriß. Am 1. August
erklärte Napoleon das Reich für aufgelöst und
am 6. August 1806 legte Franz II. die deutsche
Kaiserkrone nieder.. Zur gleichen Zeit erfolgte
der Zusammenbruch Preußens unter dem An-
prall des revolutionären Frankreich. In der
Überzeugung, daß eine Revolution nur durch
Revolution bekämpft werden kann, bereitete
sich Deutschland auf die nationale Revolution
vor. Nachdem sich Österreich in der herkömm-
lichen Weise — tu felix Austria nube — durch
Heirat mit Frankreich aus der Affäre • gezogen
hatte, waren die Blicke derer, die an die Zu-
kunft des Reiches dachten, auf Preußen ge-
richtet. Die Epoche hat ihren markantesten
Ausdruck in den Persönlichkeiten, denen die
Wiederaufrichtung Preußens anvertraut war:
Blücher, Friedrich Wilhelm III. und
Stein. Noch viele andere haben sich um das
gefallene Preußen bemüht, aber die drei Ge-
nannten sind doch, jeder auf seinem Posten,
als Feldherr, als Monarch, als Staatsmann, ohne
Zweifel die hervorragendsten Repräsentanten
der Epothe. Dabei gebührt Blücher der Vor-
rang, denn er allein hat die ihm gestellte Auf-
gabe vollständig gelöst. Die von Scharnhorst
und Gneisenau in aller Stille reorganisierte
Armee wurde in seiner Hand zu der tödlichen
Waffe, mit der er Napoleon zu Boden schlug
und den ersten Akt der deutschen Revolution
durch die Beseitigung der Franzosenherrschaft
erfolgreich zu Ende führte. Friedrich Wilhelms
Bedeutung liegt in den Jahren,der Depression
von 1807 bis 1812, in denen er gleichsam als
der Sperrhaken wirkte, der einen vorzeitigen
Ausbruch der deutschen Revolution und damit
eine unausdenkbare Katastrophe Preußens und
der deutschen Nation verhütete. Dann wurde
er von der Revolution fortgerissen, suchte den
Freiheitskrieg hinterher in einen Befreiungs-
krieg abzuschwächen und ließ sich den Rest
seines Lebens von Metternich regieren.

Die Männer der Erhebung von 1813, so ver-
schieden sie untereinander sein mochten,
Fichte und Schleiermacher, Arndt und Görres,
Scharnhorst und Lützow, Blücher und Yorck,
Bülow und Gneisenau, sie waren durchweg
echte Revolutionäre. Aber bei keinem hat
sich die revolutionäre Leidenschaft so zu Taten
und Entwürfen im Dienste der deutschen Zu-
kunft verdichtet wie bei Stein. Er hat sowohl
in der Innen- wie in der Außenpolitik ^ die
Voraussetzungen geschaffen, unter denen
Preußen den Sieg über Frankreich erringen
konnte.

Entschlossen hat Stein mit den Resten der
Feudalzeit aufgeräumt und die sozialen Fes-
seln gesprengt, damit ein neuer Menschen-
typus seinem Freiheitsdrang durch ungehemmte
Hingebung an das große Ganze Ausdruck ver-
leihen konnte. Als er seine umwälzende^Re-
formarbeit nach kaum einjähriger Dauer durch;

tragische Verschuldung aufgeben mußte, griff
er als Berater des Zaren in die Weltpolitik
ein, besiegelte den Untergang Napoleons und
rief ein neues Europa ins Leben. Doch bei
allen Wendungen seiner europäischen Lauf-
bahn hatte er immer nur ein Ziel im Auge
— das Xeich.

Wie Blücher spricht auch Stein von der
deutschen Nation und seinem deutschen Va-
terland. Preußen und Österreich sind ihm nur
Mittel und Material für das Reich, das ver-
jüngt aus den Ruinen von 1806 auferstehen
muß. Mit einem Radikalismus ohnegleichen ist
er bereit, Preußen in Österreich oder Öster-
reich in Preußen aufgehen zu lassen, ihm ist
es einerlei, wenn nur der deutsche National-
staat zustande kommt, ein Reichsvolk in
einem Volksreich.

Der Reichsfreiherr, ein Sohn des Reiches, ein
Sucher des Reiches, hat seine großdeutschen
Entwürfe nicht Gestalt annehmen sehen. Er
war der Mann der Zukunft, aber auf den Zeit-
umständen lastete noch zu schwer die tote
Hand der Vergangenheit.. Nachdem Napoleon
sein Stirb! über das alte Reich ausgesprochen
hatte, kam mrr langsam die neue Epoche her-
TJlf.'' Sf""'r> sein .IfifleilSClT'-Jtli'-1—" »Verde!.,
zurief.'Er bat' in Deutschland den Reichsgedan-

ken, in Preußen die Kräfte zur Reichsgründung
gestärkt. Die deutschen Bundesfürsten, in denen
er die geborenen Reichsfeinde erblickt und von
denen er selten anders als per „Lumpengesin-
del" redet, waren ja nicht das einzige Hinder-
nis auf dem Wege zur deutschen Einheit. Auch
der Partikularismus ihrer Landeskinder war
eine leider sehr harte Tatsache. Neben den
territorialen mußten die konfessionellen, die

- sozialen, die Partei- und Klassengegensätze
aufgehoben werden. Auf Stein mußte B.i s -
m a r c k, auf Bismarck mußte Adolf Hitler
folgen,-damit über dem versunkenen Reiche von
1806 der deutsche Nationalstaat, das Groß-
deutsche Reich des Nationalsozialismus aufge-
richtet wurde-

Wie stein politisch, hat Blücher militärisch
das Wesen der Epoche verkörpert. Seine Auf-
gabe war es, Deutschland gegen die franzö-

" sische Uberfremdungsgefahr zu schützen. Er
hat. sie für seihe Zeit gelöst, wenn auch auf
dem Wiener Kongreß, bereits klar wurde, daß
sie nicht endgültig gelöst war. Auf Blücher
mußte M o 11 k e , auf Moltke Hindenburg,
auf Hindenburg Adolf Hitler folgen, da-
mit Frankreichs Ansprüche auf Vorherrschaft
über Europa und seine Eingriffe in den deut-
schen Lebensraum mit dauernder Wirkung
zurückgewiesen wurden. Blücher, die Personi-
fikation des deutschen Siegeswillens, gab uns
■ein klassisches Vorbild mit den zwei Grund-
sätzen seiner Kriegführung: immer auf den
Feind los, immer hinter dem geschlagenen
Feind her. Im Felde hat der Angreifer stets
die bessere Chance des Sieges, ein Sieg aber ist
erst dann vollendet, wenn er mit dem letzten
Hauch von. Mann und Roß zur Vernichtung

. des Gegners'benutzt wird, Stein, schroff und
hart wie sein Name, die Personifikation des
deutschen Gewissens, gab uns mit seinen poli-
tischen Grundsätzen der Freiheit und Verant-
wortung die sittliche Kraft zur nationalen
Selbstbehauptung. Wir lieben die zwef großen
Gestalter der Epoche von 1806, die unsere
Epoche ist und in unseren Tagen unter dem
Befehl des Führers eine Erfüllung findet, so
stolz, so herrlich, daß sie die kühnsten Zu-
kunftsträume ihrer Anfänger himmelweit über-
trifft. Vom Untergang des alten Reiches über
die Freiheitskriege und den Bismarckstaat
zjrm Entscheidungskrieg des neuen Reiches
spannt sich der Bogen der Epoche, in der die
deutsche Revolution die französische über-
wand und den Menschen eine neue Umwelt
gab. An ihrem Abschluß, ein unabsehbares
Zeitalter öffnend, steht siegreich Groß-
deutschland, das Reich Adolf Hit-
lers. Tilsit und Versailles wurden uns zu
einer harten Schule des ■ nationalen Lebens.
Beide Male steht zwischen dem Fall und .dem
, Wiederaufstieg, die Einführung der . allgemei-

-—nee s&'ehrpflicht. (.181,3,.. 1935), beide Jylale d i e

s i rÜHMFg aut das Reich.

iiiiiiiiNniiiiuniuiiiiMininiMiiiMiiurMiiuniHMiMniuiniiinitinilhllnilinnnMrnlMnMiiiiniMMiniMiiiiiMiMMMiiMiMiMiifinMiriiiuiHniiininiMiiiiii

Aufgaben der Baukunst im Warthegau

Von Prof. Dr. Otto Kletzl, Ordinarius für Kunstgeschichte an der Reichsuniversität Posen

Durch den Reichsgau Wartheland geht von
Nordost nach Südwest eine Kulturgrenze, die
einen westlichen, geordneteren und geformte-
ren Teil deutlich von einem östlichen, ärm-
licheren und urtümlicheren scheidet; die ehe-
mals preußische Ostgrenze gegen Rußland,
Städte wie Lissa, Posen urtd Gnesen liegen
diesseits, Kutno, Ostrowo und Litzmannstadt
aber jenseis dieser Grenze. Der Unterschied ist
ungemein deutlich. Schon dem Reisenden, der
offenen Auges nur einmal den Gau von Westen
her im D-Zuge von Berlin nach Warschau
durchguert hat, wird klar geworden sein, was
die fünf Vierteljahrhunderte preußischer Re-
gierung" auch für das flache Land diesseits
solcher Grenze bedeuteten; daß der nach Osten
zu immer dünner werdende Strom des Deutsch-
tums der Träger und Vermittler von Werten
war, die, von Flurteilung und Waldpflege an-
gefangen über das Straßen- und Wegenetz bis
zur ländlichen Siedlung, dem bäuerlich verein-
zelten Gehöft das Gesicht dieses Landes be-
stimmen. Den allgemein guten Stand der Bau-
kultur in Stadt und Land dieser ehemals preu-
ßischen Ostprovinzen haben denn auch die
zwei Jahrzehnte polnischer Mißwirtschaft und
Verwahrlosung nicht zerstören können. Diese
Baukultur, sichtbarster Ausdruck unauflös-
licher Zugehörigkeit zum Bereich des deutschen
Daseins, gilt es also zunächst der größeren,
östlichen Hälfte des neuen Reichsgaus mitzutei-
len. Bei all den Aufgaben, die der Warthegau
in Stadt und Land dem Architekten stellt, wird
der ehemals zu Russisch-Polen gehörige Teil
demnach besondere Fürsorge beanspruchen
dürfen. Das so starke Kulturgefälle von West
nach Ost muß im Bereich dieses neuen Ostlan-
des zugunsten einheitlich deutscher Bauprä-
gung aufgehoben werden.

Die Bauaufgaben der Städte und die des fla-
chen Landes sind hier künstlerisch gleich
wichtig. Während dort, im Rahmen auch ganz
neuer Viertel Repräsentationsbauten verschie-
dener Art die bedeutendsten Aufgaben darstel-
len, verschiebt sich die Leistung auf dem Lande
mehr in den Bereich der Siedlungsplanung
und der Durchformung bestimmter Typen.
Für Stadt- und Landbauten gilt es schließlich,
einen besonderen Stil des Warthegaues anzu-
bahnen. Hier berührt sich die Arbeit des Ar-
chitekten im Osten bedeutsam mit den Pro-
blemen, wie sie die Umschichtungen, die Rück-
und Neusiedlung ganzer Volksteile mit sich
bringen. Noch klingen in diesem Gau die Mund-
arten fast aller deutschen Stämme. Auch bau-
lich muß 'hier die Gewinnung einer einheit-
licheren Sonderform vorbereitet werden, die
^einmal künstlerischer Ausdruck der Eigenart

des Warthelandes sein wird. Schon im. Zeit-
alter der mittelalterlichen Kolonisation hatt«
sowohl der nördlich angrenzende Gau Danzig«
Westpreußen, als auch das südwestlich sici»
anschließende Schlesierland so deutlich eigen«
Bauformen ausgebildet, daß sie nach Kujawien
und in das Posener Land, in Gebiete also des
heutigen Warthegaues ausstrahlen konnten.

Die Erkenntnis solch geschichtsbildender
Pionierarbeit in einem Lande, das aus unbe-
stimmt vieldeutigem Grenzgebiet in ein Kern-
land deutscher Kultur von deutlich ausgepräg-
ter Eigenart verwandelt werden muß, beiästet
alles Bauen und Planen im Wartheland mit
besonderer Verantwortung. Schön die Zulas-
sung der Architekten hat darum hier eine Prü-
fungsstelle zu entscheiden. Eine Stelle, der
ferner jetzt und in Zukunft alle baureif gewor-
denen Projekte zur Begutachtung vorgelegt
werden müssen.

Die Durchführung so umfangreicher Aufbau-
arbeit ist heute, von unmittelbar kriegswichti-
gen Aufgaben abgesehen, noch nicht möglich.
Das kann für ihren künstlerischen Wert nur
einen Vorteil darstellen, wenn dafür die Pläne
und Modelle all dieser Bauvorhaben wirklich
ausreichen können. Hier wird in aller Stille
sehr Beachtenswertes geleistet. Bedenkt man,
daß allein die Neuformung eines Siedlungs-
monstrums wie Litzniannstadt (Lodsch) in eine
dem neuen Reiche der Deutschen würdige
Großstadt eine der schwierigsten Aufgaben
ist, die dem Städtebauer überhaupt ge-
stellt werden können, daß Posen, die neue
Gauhauptstadt, um mehr als das Doppelte
vergrößert werden muß, daß es ländliche
Orte in großer Zahl ganz neu zu errichten
gilt, wobei mit dem Siedlungstyp des Haupt-
dorfes hier ein folgenreicher Versuch gemacht
werden soll, der sorgfältigster Vorbereitung
bedarf, so stellt sich die Bedeutung dieser ge-
danklichen Vorarbeit im Kriege erst richtig
dar. Kommt es einmal zur Ausführung, so wird
auch jener innere Abstand zum Projekt und
Modell gewonnen sein, der die letzte Entschei-
dung für Bauten erleichtert, welche den Be-
ginn der neudeutschen Zeit dieses Ostlandes
geschichtlich zu verantworten haben.

Hauptschriftleltcr; Dr. Heinz W o I f f. Anschrift der Haupt-
schriftleitung: München, Schellingstr. 39. Fernruf 20801. Für
den Anzeigenteil verantwortlich Jon. Bartenschlager.
Verlag: Franz Eher Nachfolger C. in. b. H. — Druck; Buch-
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