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Trägertrupp Fammler

Leibesübungen:

„Revolution" im Eissport

Die beiden letzten Winter, vor allem der
1941142er, haben so viel Neuerungen, Kräfte-
Verschiebungen, Wandlungen und Umwälzun-
gen im Eissport gebracht, daß wir tatsächlich
von einer kleinen Revolution sprechen können.

Beginnen wir mit dem Eisschnellauf,
der bisher als eine Vorherrschaft der Nor-
weger, bedrängt von den Finnen, galt. Wie es
schon vor dem zweiten Wellkrieg dem Balten
Bersinsch und den Wienern Wazulek und Stiepl
gelang, den beiden Spitzennationen vereinzelt
Breschen zu schlagen, wenn auch noch nicht
ihren Platz an der Sonne ernstlich zu bedrohen,
so sind die beiden tatsächlich von ihrem stol-
zen Thron gestoßen. Der Schwede Seifiarih hat
diese Wundertat, die der Fachmann noch vor
wenigen Jahren für unmöglich gehalten, ge-
schafft. Der auch als Radfahrer erfolgreiche
Stockholmer gilt heute als der Welt über-
ragendster Mann. Ihm sind hauptsächlich die
Ländersiege über Norwegen, Finnland, Deutsch-
land, Schweiz und andere zu verdanken, wobei ;
sein anspornendes Beispiel bereits tüchtigen \
Nachwuchs heranzog. In Skandinavien machte !
man sich 1942 die Mühe, die besten Eisläufer j
aller Zeiten nach dem Meisterschaftspunkt- \
System über die wichtigsten Strecken von 500, !
1500, 5000 und 10 000 Meter festzustellen. Auch j
hier führt jetzt der Weltrekordler über die j
5000, Seiffarth, vor den Norwegern Ballangrud, j
Staksrud, Ch. Matlhiesen, der die Bestleistung I
über 10 000 besitzt, dem Deutschen Wazulek j
und dem Höchstleistungsinhaber über 500 und j
J500 Meter, dem Norweger Engnestangen. Es !
folgen zwei Finnen, zwei weitere Norweger, !
der Lette Bersinsch und der Deutsche Stiepl. j

Durchwegs andere Meister gab's im E i s - \
kunstlauf. Bei den Männern war der Titel- j
träger der letzten Jahre, der jj-Mann Faber, j
nichf am Start, so daß diesmal endlich ein !
neuer Lorbeerempiänger genannt werden kann: j
der aus Augsburg stammende Zeller. Allerdings, j
so sicher sitzt er nicht, hat ihn doch bei den !
späteren Brandenburgischen Titelkämplen der j
sprunggewaltige Kuhn geschlagen. Ähnlich j
verhielt sich's bei den Frauen, wo die Altmei- !
Sterin Veicht bei der Titelverteidigung nicht :
dabei war. Da auch noch andere Spitzenkräfte j
fehlten, gelang der blutjungen Musilek aus j
Wien schon heuer der große Sieg. Im Paarlauf i
endlich feierten Strauch-Noack ihren ersten \
Meistertriumph, da die unerreichten Baier und \
Pausin vom Amateurlager abgetreten. Damit [

Z Roten und grünen Sternschnuppen gleich
5 ziehen Leuchtspurgeschosse ihre Bahn durch

■ das fahle Dämmerlicht der Polarnacht. Der
• Wind singt leise zwischen den Felsen und fegt
; Schauer von feinem Flugschnee über die Stel-
; Jungen. Drüben am Finnenhang flackert ver-
j einzeltes Gewehrfeuer, und vor uns in der
j Mulde liegen ein paar verstreute Einschläge
: des sowjetrussischen Granatwerfers. Hoch
! über unseren Köpfen schluren die Granaten
| der eigenen Artillerie, werden leiser, verstum-
| men, und Sekunden später zittert die Luft unter
i den Einschlägen von drüben her. Dann und
| wann gellern ein paar Intanteriegeschosse. im
j Geröll öder ein verirrter Splitter schwirrt
! vorüber. Dann ducken die Tagposten gleich-

i mütig die Köpfe. Sie haben ein feines Gehör
; dafür bekommen im Laufe der Zeit und reagie-
! ren ohne zu denken.

| Ebenso plötzlich wie er aufgesprungen war,
; verstummt der Gefechtslärm wieder; pünktlich
j wie daheim in einem Bergdorf das Morgen-
i läuten. Still und unheimlich wie ein sprungs-
bereites Raubtier Hegt wieder die Front in den
gespenstischen, frostkliTrenden Fels- und Ge-
röllhalden. Nur der Wind orgelt zwischen den
Felsen, und der Schneestaub wölkt über den
Gratern und knistert im Geröll.

Dann aber wird es lebendig auf den Träger-
wegen knapp hinter den Stellungen. Keuchend
hasten Essenträger über den glatten, glasharten
Fels und durch das schneeverwehte Geröll. Nur
hier nicht von der Artillerie überrascht wer-
den, wo die Wirkung jeder Granate verviel-
facht wird durch unzählige Steinsplitter. Die
Gesichter dieser Soldaten sind knochig und
mager geworden in den Wochen ihres harten
Trägerdienstes. Struppige Bärte stehen in ihren
Gesichtern und geben ihnen ein wildes, ver-
wegenes Aussehen. Die schwappenden, kluck-
senden Suppenkanister auf dem Rücken, einen
Sack mit steinhart gefrorenem Brot darüber im
Genick, das Gewehr vorne über die Brust ge-
hängt, und an einem Tragegurt einen Holzprügel
hinter sich herschleifend, so machen sie Tag

■ für Tag ihren Weg; in grimmigster Kälte, eben-
so wie im eisigsten Schneesturm, im feindlichen
Feuer auf eingesehenen Trägerwegen; überall
dort, wo andere Verkehrs- und Nachschub-
mittel versagen.

Die Kameraden vorne müssen kämpfen! Sie
brauchen Munition, sie brauchen Holz, um in
ihren Bunkern nicht zu erfrieren, sie brauchen
Verpflegung und tausend andere Kleinigkeiten.
Und jedes Stück muß in Schweiß und Gefahr
mit unendlicher Mühe viele Stunden weit nach
vorne gebracht werden. Und sie warten vorne
nicht vergebens darauf! Mit ihrem bedächtigen
Bergbauernschritt stapfen diese Träger durch
den Schneesturm, durch das feindliche Feuer;
diese braven, namenlosen Soldaten aus den

deutschen Alpen. Und in Ihrem Schweiß und
ihrer Aufopferung lebt die Frontl
*

Der Gefreite nimmt die erloschene Pfeife
aus dem Mund. „Trägertrupp Fammler vom
Essentragen z'ruck!" meldet er und dreht sich
mit dem Rücken gegen den scharfen Wind.

„War'n S' drüben beim 3. Zug?"

„Ja, vor ana halb'n Stund'", und entschul-
digend fügt er hinzu: „Is recht lötz gehn heut,
weil's in da Nacht so g'waht hat."

„Was Neues drüben?"

„Ja, da Obajaga Hasler laßt Ihna griaßn; er
hat gestern a Schnapsl kriagt, wann S' amal
ummi kumma mecht'n." Und in der Erinnerung
daran fährt er sich noch einmal genießerisch
mit der Zunge über die vom Frost aufgesprun-
genen Lippen.

Es ist seltsam anzusehen, mit welch beschei-
denen Genüssen sich diese Männer über alle
Strapazen erheben.

„Wo is denn übrigens der Reiter? Ihr seid's
ja heut um an weniger!!'

„Ja richtig, da Reiter! Der hat gestern glei
hinta da Kochstell auf'n Eis unt' an kloan
Splitter in Hintern eini kriagt. Is zan Doktor
oangen. Aber morgen geht a wieder mit uns. j
Und Herr Obajaga, a neiche Feldflaschn tat i j
brauchn." Er zeigt auf seine alte Feldflasche. ]
Zwei kleine kreisrunde Löcher klaffen in dem ;
verbeulten Aluminium.

„Der lästige Scharfschütz vom Stoanmandl j
hat uns vor ana Viertelstund' ang'schossen." j

Und erbost fügt er hinzu:

„Da ganze Kaffee ist ma fein üba die Hosn !
abi g'ronnen. Da.Toni Moser schiaßt do recht j
sauba, wann der dem Hund vielleicht amal 1
abpassn tat?"

Dann stapfen sie wieder dahin im aufziehen- i
den Schneesturm, die fünf Mann vom Träger- j
trupp Fammler.

Daheim in der Kaserne, da waren sie einmal j
rechte Hascher, diese fünf. Weil sie beim !
Achtungsschritt ihre steifen Knochen nicht !
richtig 'rausbrachten und ihre verarbeiteten j
Hände bei den Gewehrgriffen manchmal nicht |
so mitkamen. Heute sind sie Soldaten, die den !
Krieg als eine ebenso ernste Sache ansehen, j
wie die Arbeit auf dem Hof daheim im Ober- j
pinzgau. Felix Holzermayr, Oberjäger

schützt und
' pflegtdieHaot

MS NTVEA gepflegte
Haut ist geschmeidig,
glatt und wetterfest.

i sind wir bei einer ferneren großen Umwälzung.
I Auf Anordnung des Reichssportführers kennen
i wir nämlich seit diesem Winter Berufseisläufer.
| Könner wie die Baiers, die Pausins, die Niern-
j berger haben sich dem neuen Verband sofort
i unterstellt und sich damit für reine Scheidung
| bekannt. Andere wieder, voran der Altwelt-
j meister Schäfer und seine Truppe, der u. a. die
! Wächtler angehört, schlössen sich der Reichs-
\ theaterkammer an, da sie sich bei der Art
ihres „Auftretens" als Artisten betrachten.

Wir gelangen zum Eishockey, wo eben-
falls von Umwälzungen zu berichten ist. Wäh-
rend es uns im Vorwinter gelang, durch unse-
ren Erfolg auf den Garmischer Winterspielen
die inoffizielle Europameisterschaft zu erringen,
müssen wir diesmal neidlos anerkennen, daß
uns die beiden neutralen Länder Schweden und
Schweiz, die keine Kriegssorgen kennen, über-
legen waren. Noch nie spielten so viele schwe-
dischen Vereinsmannschaiten in Deutschland
wie im Winter 1941/42 — und alle stellten
sie Klasse dar. Eine ihrer Stärksten gewann
denn auch im Januar das große Garmischer
Eishockeyturnier für Klubs: Göta, während der
BSC. und Riessersee mit den undankbaren
Plätzen vorliebnehmen mußten. Vorher schon
hatte in der Schweiz beim berühmten Speng-
ler-Pokal der BSC. gegen die Davoser den kür-
zeren gezogen. Die beiden amtlichen Länder-
kämpie gegen die Eidgenossen gingen ebenso
klar verloren wie die noch nebenher laufenden
Freundschaflsspiele. Der fabelhafte -ni-Sturm
der Helvetier, seit Jahren Europas einzige An-
griffsreihe kanadischen Zuschnitts, konnte
nicht gehalten werden. Sie beherrschen als im-
mer noch einzige im alten Erdteil das unent-
wegte Nachgehen bei Torschüssen, das zu den
Hauptgeheimnisssen des Eishockeyerfolgs ge-
hört.

Beim Schreiben dieser Zeilen war der Deut-
sche Meister noch nicht ermittelt. Daß wir
heute nicht mehr eine oder zwei Hochburgen
besitzen, weiß jeder Sportfreund. Dafür haben
die zahlreichen Kunsteisbahnen gesorgt, die
seit der nationalsozialistischen Machtübernahme
in allen Teilen des Reiches emporsprossen.
Bahnbrecherdienste von Klassespielern in der
bisherigen „Provinz" taten ein weiteres zur
Breitenentwicklung und zur Verstärkung der
Kopfgruppe. Das überraschende der diesjähri-
gen Titelkämpfe ist nun beim Sport mit dem
Puck das Ausscheiden des langjährigen Mei-
sters BSC. in Abteilung II gegen die tüchtigen
Mannheimer. Die übrigen Endkamplteilnehmer
stehen in Vorjahresmeister Riessersee, Wiener
EG. (vor Düsseldori) und Rot-Weiß Berlin (vor
Füssen) fest. Dr. Horst J. Weber

AKADEMIE STADT
DU S S E 1D ORT

Staatliche Kunftakademie
Medizinifche Akademie

Bedeutende Pflegeltätten der WiHenfchaft,Kunft und Kultur,

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