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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 4.1869

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Heft 6
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https://doi.org/10.11588/diglit.45566#0155
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Elisabeth
oder
Ein Dameu-Duell.

kennen die Modalitäten meiner Verheirathung,
Sie wissen, was Albert mir versprochen bat...
daß ich seine rechtmäßige Frau bin, läßt sich er
weisen . . .

— Ich besitze den Trauschein! Auch das
Kirchenbuch in dem Dorfe kann den Ausweis
liefern . . .
Bart legte sanft seine Hand auf die Agalhens.

Novelle von Eduard Kammer.
(Fortsetzung.)
— Herr Sekretär, sagte Agathe nach kurzer
Pause, mir scheint, daß auch der Geist meines
Gemahls leidet.

— Gewiß, gewiß! Es wird auch Niemand
Zweifel darein sehen wollen. Aber was nützt
es Ihnen, wenn der Baron ohne Testament
stirbt? Klothar nimmt das Vermögen, das kolos-
sale Vermögen, in Empfang und zahlt Ihnen
eine kleine Rente aus . . . Aber auch dazu wird

— Es ist wahr, Alles ist wahr; aber, gnä-
dige Frau, der Herr Baron war zur Zeit seiner
Verheirathung schon geistesschwach . . . darum
zog er sich von der großen Welt zurück und
lebte in dieser Einsamkeit, die er mit fürstlichem
Luxus ausstatten ließ. Sprechen wir offen, ganz

— Es ist so! Die Schwäche, die sich seiner
bemächtigt, ist allgemein geworden. Er hat Vi-
sionen, schreckliche Träume . . . Wir müßen
Alles aufbieten, um den zerrütteten Geisteszu-
stand zu verbergen. Einen gerichtlichen Akt würde
der Kranke jetzt nicht mehr vollziehen können.

er sich vielleicht nicht entschließen, denn er kann
Ihre Ehe für ungültig erklären laßen.
Agathe zuckle zusammen.
— Für ungültig? stammelte sie.
— Gewiß! flüsterte Bart, seine weißen
Hände betrachtend. Ich halte es für Pflicht,

offen . . . Sie selbst betrachteten ihn damals
schon als einen kranken Mann, und fürchteten,
daß seine Liebe zu Ihnen nur eine vorüber-
gehende Laune sei . . .
Agathe fragte leicht crröthend:
— Müßen diese Punkte zur Erörterung

— Warum nicht? fragte Agathe rasch.

Sie auf diesen Punkt aufmerksam zu machen.

kommen?


Die Dame hob stolz den Kops empor.

— Weil er nicht mehr zurechnungsfähig ist.
— Mein Gott! Mein
Gott! flüsterte sie erschreckt.
— Käme cs zur Kennt-
niß des Gerichts, wie es
hier aussieht, man würde
dem Herrn Baron einen
Vormund stellen. Bis jetzt
ist es mir gelungen, durch
prompte Besorgung der
Geschäfte jeden Verdacht
fern zu halten; ich bezweifle
indeß, daß es noch lange
möglich sein wird, zumal
da Klothar von Külau aus
der Lauer liegt. Der Mann
muß ichon Wind bekommen
haben . . .
— O, meine Sorglosig¬
keit ! rief Agathe. Zch be¬
greife mich selbst nicht!
Rathen Sie, Helsen Sie,
lieber Freund . . . Was
soll ich zunächst thun, um
mich dessen zu versichern,

— Sie würden

nicht klar sehen, gnädige
Frau, wenn wir sie über-
gehen wollten. Denken
Sie, ich sei Ihr Arzt, der
sich die intimsten Fragen
erlauben darf, wenn er zur
richtigen Erkenntnis) Ihres
Zustandes gelangen will.
— Fahren Sie fort,
fahren Sie fort!
Bart ließ seinen Blick
über die ganze Gestalt der
Dame streifen, bevor er
begann:
— Der Baron liebte
Sie wirklich, er liebte Sie
krankhaft, lcidcnschaftlick,
und ging um so lieber aus
alle Ihre Vorschläge ein,
als er wußte, daß seine
Verbindung gewißen Leu-
ten Verdruß bereitete. Zur
Steuer der Wahrheit muß
ich ihm nachsagcn, daß er
sich Ihrer für alle Zeit ver-

mas mir zukommt? Sic

rausanne. IW!)

sichern ivollte; Sic waren
 
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