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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Hrsg.]; Wolff, Carl [Bearb.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 2): Weltliche Bauten — Frankfurt a. M., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.25632#0251
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. 200

Der Frau Musika, uud zwar eigenthümlicher Weise der militäri-
schen, ist die folgende Gruppe gewidmet. Vor der Oelfnung eines Zeltes
sitzend ist als Vertreterin derselben eine weibliche Figur in einer Art
türkischen Kostüms gewählt, den Paukenschlägel in der erhobenen Linken
und vor ihr zwei Pauken, deren hellrothe Deckenbehänge sich auf die
Balustrade und die grüne Draperie vor derselben hinabsenken. Zu ihrer
Rechten stösst ein jugendlicher Bläser in die Posaune, ein andrer hinter
ihrer Linken in die Trompete, und an ihn reiht sich eine stehende männ-
liche Figur an, welche einen auf der Balustrade sitzenden schwarzen
Hund mit weisser Brust hält, der in das lärmende Konzert mit einzu-
stimmen scheint, eine allerdings etwas seltsame Auffassung der edlen
Kunst, welche uns fast vermuthen lässt, dass irgend ein besondrer Umstand
den Künstler oder seinen Auftraggeber zu derselben bestimmt habe. Nicht
unwahrscheinlich dürfte es sein, dass noch die Nachklänge der vom Prinzen
Eugen unter Karls VI. Regierung erfochtenen grossen Siege über die
Türken, den Künstler, der, bevor er nach Frankfurt kam, sich in Wien
aufgehalten hatte, zu dieser kriegerischen Auffassung veranlasste.
Einen Anklang an diese Stimmung können wir auch in der folgenden
Gruppe hnden, welche den mathematischen Wissenschaften vorzugsweise
gewidmet ist, denn in ihrer Mitte ragt ein Kanonenlauf über die Balustrade
heraus, hinter ihm steht in weisser, etwas orientalisierender Tracht vor
zwei gekreuzt gehaltenen Fahnen ein Kriegsmann als Vertreter der Kriegs-
wissenschaft, während zu seiner Rechten ein vor einem Himmelsglobus
sitzender alter Gelehrter mit zum Himmel deutender Hand die Astronomie
verkörpert, und ein auf der entgegengesetzten Seite sitzender, in einem
grossen Buche studierender Alter irgend eine andere Wissenschaft vertritt,
deren Präzisierung bei der Undeutlichkeit vieler Einzelheiten nicht wohl
möglich ist. Als Hintergrund für alle die beschriebenen Gruppen ist ein
tiefblauer Himmel gewählt, in welchem an geeigneten Stellen hellere
Wolkenzüge eingestreut sind. Im Allgemeinen können wir von dieser
figurenreichen Komposition sagen, dass sie klar und übersichtlich und mit
viel Abwechslung zusammengestellt ist, und dass die Frische und Lebendig-
keit der farbigen Gruppen uns angenehmer berührt, als die gezwungenen
Allegorien des Deckenbildes.
Der Vorsaal enthält ausser diesem Kuppelgemälde noch vier Medaillon-
bilder in Oelfarbe über den Kaminen, welche jedoch so sehr nachgedunkelt
und so schlecht beleuchtet sind, dass man in ihnen nur mit Mühe die
vier Jahreszeiten zu erkennen vermag. Am sichtbarsten und am besten
erhalten ist der Frühling, eine Mädchenfigur mit Rosen bekränzt, um-
geben von Amoretten, welche Rosenkränze winden, graziös in der Erfin-
dung und frisch in der Ausführung. Ueber dem Kamin der Südostecke
folgt der Sommer, eine nackte Frauengestalt, die sich gegen Gewitter-
regen zu schützen scheint, hierauf der Herbst als kleiner trunkener
Bacchus auf einem Fasse liegend und sodann der jetzt ganz unkenntliche
 
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