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„Jedenfalls ist der merkwürdige westliche Seitenflügel, der noch
heute von dem alten Gebäude steht, erst von Claus Bromm erbaut. In
dem Keller desselben befindet sich die Jahrzahl 1556 in Stein gehauen ;
in einem alten kapellenartigen Gewölbe im Erdgeschosse desselben er-
blickt man an dem Orte, wo die Gurtbogen oben Zusammentreffen, das
Brommsche und Rausclrersche Wappen mit der Umschrift: „Olavs Bromm
vnd Anna Rawscherin von Leipzig erbavten mich 1557." Hoch über dem
Eingang zu diesem Gewölbe befindet sich eine steinerne Kugel einge-
mauert zum Zeugnisse, dass dasselbe bombenfest aufgeführt ist. Weiter
in der Tiefe des Hofes ist noch ein Zimmer im Erdgeschosse erhalten,
[_ Fig. 400. Klaus Bromms Haus.
in welchem, später die im Postdienste verwendeten landgräflichen Land-
jäger sich aufhielten, und das darum bei den jetzigen Bewohnern noch
aus alter Ueberlieferung die „Dragonerstube" heisst. Dieses Flügclgebäude
ist in Fachwerk, sogenannter Holzarchitektur, gebaut. Der obere Stock,
der eine für jene Zeit sehr beträchtliche Höhe hat, enthält drei Zimmer,
deren Einrichtung aus der Brommschen Zeit herrührt; nur die Oefen
stammen aus dem XVII. Jahrhundert. Die Decken dieser Zimmer sind ge-
täfelt und werden von schön geschnitzten Trägern (wie auch die Ueber-
hänge am Aeussern des Gebäudes) gestützt; die Wände sind mit Holz
bekleidet und später übertüncht worden; früher waren sie, wie einzelne
Stellen noch zeigen, mit Arabesken bemalt; die Fenster haben kleine