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runde Scheiben. So dürfen wir uns auch das Vorderhaus denken, welches
Claus Bromm gleichfalls erbaut haben muss. Eine schöne Abbildung,
welche Karl Reiffenstein nach alten Stadtplänen entworfen hat und in
seiner reichen Sammlung längst untergegangener architektonischer Kunst-
denkmäler der alten Reichsstadt Frankfurt aufbewahrt (Fig. 400), ermög-
licht mir, eine anschauliche Beschreibung desselben zu geben. Das Haus
bestand aus einem Erdgeschoss und oberen Stock und war ebenfalls in
Holzarchitektur erbaut. Ein zierlicher Erker mit drei Fenstern, der auf
steinernem Unterbau ruhte und in einer hohen, schlank aufstrebenden
Spitze emporstieg, bildete die Mitte; zu beiden Seiten befanden sich im
ersten Stocke je vier Fenster nach der Strasse; das Erdgeschoss zeigte
weniger Symmetrie; ein Thor öffnete sich in demselben neben dem Vieh-
hof ; zwischen diesem und der Eingangspforte, die unmittelbar neben dem
Erker lag, waren drei gekuppelte Fenster i) angebracht ; der steinerne
Unterbau des Erkers hatte eine Nische mit einer Bank, der andere Flügel
im Erdgeschoss jenseits des Erkers zeigte nur drei gekuppelte Fenster.
Eine Mauer von kurzer Länge trennte das Haus von der Pförtnerwohnung,
die nach der Schlimmauer hin die östliche Grenze des Brommschen Be-
sitzthums bildete. In der Mauer führte ein Thor und eine Pforte zum
Hofe; in die Pförtnerwohnung gelangte man gleichfalls von dem Vieh-
markte aus durch zwei Pförtchen. Sämmtliche Thore und Pforten waren
mit halbrundem Sturz überdeckt. Nach hinten stiess das Brommsche
Areal auf die Schlimmauer und hatte noch einen Ausgang auf dieselbe
durch das dazu gehörige gelbe Haus D 79. Nach Westen zog sich der
Garten hinter dem ganzen Viehhof fort in einer Verlängerung, welche
erst seit der Eröffnung des Russischen Hofes durch den Besitzer desselben
erworben worden ist. Der um mehr als die Hälfte verkleinerte Garten
des Darmstädter Hofes hat noch heute ein Gartenhaus, welches ohne
Zweifel von Claus Bromm miterbaut ist und im geraden Winkel von der
Brandmauer des Russischen Hofes auf den zuerst beschriebenen Seiten-
flügel im Hofe stösst, wie es auch innerlich im ersten Stock damit ver-
bunden ist."
Nach Bromms Tod, der 1587 nach langwierigem Rechtsstreite mit
der Stadt wegen deren Verwickelung in Bromms finanzielle Spekulationen
erfolgte, trat die Wittwe das Haus am Viehmarkt an die Stadt ab für
Forderungen, welche diese an den Nachlass ihres Ehemannes erhob.
1612 befindet sich das Anwesen im Besitze von Peter Overbeck, welcher bei
der Krönung des Kaisers Mathias den Kurfürsten von der Pfalz, den
jungen Friedrich V., mit dessen Vormund hier gastfreundlich aufnahm.
Im Jahre 1626 kaufte die Stadt das Haus „sammt seinem ganzen
Begriff" für 12,000 Thaler zurück und übergab es 1627 im Tausch gegen
ö Nach Merians Zeichnung sind 4 Fenster vorhanden gewesen.
0 Wurde im April 1888 abgebrochen.
runde Scheiben. So dürfen wir uns auch das Vorderhaus denken, welches
Claus Bromm gleichfalls erbaut haben muss. Eine schöne Abbildung,
welche Karl Reiffenstein nach alten Stadtplänen entworfen hat und in
seiner reichen Sammlung längst untergegangener architektonischer Kunst-
denkmäler der alten Reichsstadt Frankfurt aufbewahrt (Fig. 400), ermög-
licht mir, eine anschauliche Beschreibung desselben zu geben. Das Haus
bestand aus einem Erdgeschoss und oberen Stock und war ebenfalls in
Holzarchitektur erbaut. Ein zierlicher Erker mit drei Fenstern, der auf
steinernem Unterbau ruhte und in einer hohen, schlank aufstrebenden
Spitze emporstieg, bildete die Mitte; zu beiden Seiten befanden sich im
ersten Stocke je vier Fenster nach der Strasse; das Erdgeschoss zeigte
weniger Symmetrie; ein Thor öffnete sich in demselben neben dem Vieh-
hof ; zwischen diesem und der Eingangspforte, die unmittelbar neben dem
Erker lag, waren drei gekuppelte Fenster i) angebracht ; der steinerne
Unterbau des Erkers hatte eine Nische mit einer Bank, der andere Flügel
im Erdgeschoss jenseits des Erkers zeigte nur drei gekuppelte Fenster.
Eine Mauer von kurzer Länge trennte das Haus von der Pförtnerwohnung,
die nach der Schlimmauer hin die östliche Grenze des Brommschen Be-
sitzthums bildete. In der Mauer führte ein Thor und eine Pforte zum
Hofe; in die Pförtnerwohnung gelangte man gleichfalls von dem Vieh-
markte aus durch zwei Pförtchen. Sämmtliche Thore und Pforten waren
mit halbrundem Sturz überdeckt. Nach hinten stiess das Brommsche
Areal auf die Schlimmauer und hatte noch einen Ausgang auf dieselbe
durch das dazu gehörige gelbe Haus D 79. Nach Westen zog sich der
Garten hinter dem ganzen Viehhof fort in einer Verlängerung, welche
erst seit der Eröffnung des Russischen Hofes durch den Besitzer desselben
erworben worden ist. Der um mehr als die Hälfte verkleinerte Garten
des Darmstädter Hofes hat noch heute ein Gartenhaus, welches ohne
Zweifel von Claus Bromm miterbaut ist und im geraden Winkel von der
Brandmauer des Russischen Hofes auf den zuerst beschriebenen Seiten-
flügel im Hofe stösst, wie es auch innerlich im ersten Stock damit ver-
bunden ist."
Nach Bromms Tod, der 1587 nach langwierigem Rechtsstreite mit
der Stadt wegen deren Verwickelung in Bromms finanzielle Spekulationen
erfolgte, trat die Wittwe das Haus am Viehmarkt an die Stadt ab für
Forderungen, welche diese an den Nachlass ihres Ehemannes erhob.
1612 befindet sich das Anwesen im Besitze von Peter Overbeck, welcher bei
der Krönung des Kaisers Mathias den Kurfürsten von der Pfalz, den
jungen Friedrich V., mit dessen Vormund hier gastfreundlich aufnahm.
Im Jahre 1626 kaufte die Stadt das Haus „sammt seinem ganzen
Begriff" für 12,000 Thaler zurück und übergab es 1627 im Tausch gegen
ö Nach Merians Zeichnung sind 4 Fenster vorhanden gewesen.
0 Wurde im April 1888 abgebrochen.